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Vorwort

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Dozent Dr. Karl Nowotny, Facharzt für Nervenheilkunde und einer der bedeutendsten Vertreter der Individualpsychologie, ist am 18. April des Jahres 1965 gestorben.

Ich war schon lange vorher als Patientin zu ihm gekommen und hatte im Laufe der Jahre immer wieder Gelegenheit, seine menschliche Größe und überragende Persönlichkeit kennenzulernen. Uneingeschränktes Vertrauen, Achtung und Verehrung empfand ich für den Menschen und Arzt, der in jeder Lebenslage Rat und Hilfe wußte, der Mut und Kraft verlieh, wenn Kummer und Sorgen das Leben unerträglich erscheinen ließen. Ich ahnte damals nicht, daß mir eine weit über die ärztliche Freundschaft hinausgehende Verbindung mit ihm auf geistigem Gebiet geschenkt werden sollte. Wie es dazu kam, will ich kurz erklären.

Zwei Tage vor seinem Tod war mir im Traum eine Gestalt erschienen, die mir nur zwei Worte sagte: „Nowotny stirbt“. Ich erschrak über diese so eindeutige Mitteilung, wollte es aber nicht glauben, da ich noch am Tag vorher von ihm selbst erfahren hatte, daß er die Ostertage in seinem Landhaus verbringen wolle. Wenngleich er seit längerer Zeit leidend war, bestand doch im Augenblick kein Grund zur Besorgnis. Trotzdem mußte ich immer wieder an den Traum denken, bis ich mir am 19. April, also am Tag nach seinem Abschied von der materiellen Welt, ein Herz nahm und versuchte, ihn telefonisch zu erreichen. Ich konnte aber keine Verbindung bekommen, auch nicht am nächsten Tag, so daß mir immer klarer wurde, daß etwas nicht in Ordnung war. Ich war daher, als ich endlich am 21. April eine Verbindung zu seiner Wohnung in Wien erreichte, überhaupt nicht mehr überrascht.

Zutiefst erschüttert erzählte ich von meiner Vision und dem tatsächlichen Eintritt des Vorhergesagten einer lieben Bekannten, die damals gerade bei mir zu Besuch war und die sich seit vielen Jahren eines guten Mediums bediente, um Mitteilungen von einem Geistwesen aufzunehmen, das im irdischen Dasein Geistlicher war und mit ihrem Gatten sehr befreundet war. Ihr Medium sollte im Sommer nach Wien kommen zur Fortsetzung der begonnenen Arbeiten, und sie bot mir an, mich mit ihm bekannt zu machen und zu versuchen, ob „Viktor“ – so hieß ihr jenseitiger Geistlicher – uns Dozent Nowotny bringen könnte. Obwohl ich es bis dahin stets abgelehnt hatte, mich mit Spiritismus in irgendeiner Form zu befassen, war ich diesmal ohne Bedenken einverstanden.

Das Medium Berta war kaum bei mir eingetreten, als sich auch schon Dozent Nowotny meldete. Ich muß dazu bemerken, daß das Medium keine Ahnung hatte von unseren Wünschen und Dozent Nowotny auch nicht gekannt hatte. Berta ist ein Sprechmedium, das bei vollem Bewußtsein spricht, also nicht in Trance verfällt. Gespannt wartete ich auf konkrete Beweise, daß ich nicht genarrt und irregeführt war. Meine Freundin, die das Medium gebracht hatte, nahm die Mitteilung ins Stenogramm auf, so daß ich sie wortwörtlich wiedergeben kann. Sie lautete:

„Mit gewissenhafter Genauigkeit komme ich für kurze Zeit. Bin der alte Nowotny. Aber nicht darum komme ich, weil ich gerufen bin, sondern weil ich den Wunsch habe, einen kurzen Besuch zu machen.

Es wird noch lange dauern, bis wir uns hier begegnen. Deshalb soll man nicht an den Abschied denken, sondern immer nur an das Leben, die Pflicht, seinen Beruf zu erfüllen, um mit gutem Gewissen durch die hohe Tür in die blendend strahlende Halle einzugehen.

Die Menschen leben im Dunkeln, sie wollen nicht klar sehen, aber wenn wir durch die Tür eingetreten sind, dann sind wir wissend und glücklich, daß wir das Leben auf der Erde hinter uns haben. Es gibt ein Jenseits, für mich ist es das Diesseits. Oh, wie kurz ist das menschliche Leben! Es ist so schnell vorüber. Man muß stark sein, nicht wanken in seinen Plänen, nicht unterliegen seinen irdischen Wünschen, aber fröhlich sein, immer nur an die gute Seite denken, Traurigkeit macht uns schwach und müde für jede Arbeit.

Ich kann nur sagen, ich bin glücklich und bedaure nicht, daß ich das Leben verlassen mußte. Ich hatte liebe Freunde. Ich bin froh, daß ich sie gehabt habe. (Meine Frage: Was machen Sie jetzt, Herr Dozent?) Hier habe ich ebenso zu tun wie damals, als ich lebte. Viele kommen und wollen meinen Rat, aber sie befolgen ihn nicht. Habe vielen Mut zugesprochen und kräftigen wollen. Sie haben sich nicht um meine Worte gekümmert, wenn sie von mir gingen. Sind wie die Kinder, die aus der Schule gehen, denken nicht an die Aufgabe und vergessen das Gelernte.“

Wenngleich ich schon bei den ersten Worten annehmen durfte, daß es seine Richtigkeit hat, war ich nach dem letzten Satz restlos überzeugt, da ich wußte, daß diese Worte oftmals den Abschluß seiner Vorträge an der Volkshochschule bildeten.

In der Folge fuhr ich verschiedene Male nach Budapest zu dem Medium Berta, um die Verbindung zu pflegen und weitere so schöne Mitteilungen zu erhalten. Es klappte ausgezeichnet, aber der Wunsch nach ständiger Verbindung wurde in mir immer stärker. Ich faßte Mut und fragte ihn durch das Medium, ob er nicht versuchen wolle, mit meiner Hand zu schreiben, da ich doch wisse, daß es Schreibmedien gibt. Im Oktober 1966 machten wir die ersten Schreibversuche, und schon nach zwei Tagen konnte ich, wenn auch noch langsam, ohne Medium allerlei Mitteilungen von ihm erhalten. Die Schrift wurde immer flüssiger und schneller, und nach täglicher Übung war es im April 1967 schon möglich, mit der nun vorliegenden Arbeit zu beginnen. Sie ist noch nicht abgeschlossen. Der Text ist unverändert und ohne Korrektur vom Manuskript übertragen worden.

Zum Abschluß meines Vorwortes fügte Dozent Nowotny selbst hinzu: „Möge diese Arbeit ein Ansporn für berufene Ärzte und alle interessierten Leser sein, die Menschen auf den rechten Weg zu leiten, ihnen den Wert einer guten Lebensauffassung vor Augen führen und Ruhe und Zuversicht schenken“.

Grete Schröder

Schreibmedium des im Jahr 1965 verstorbenen Psychiaters Dozent Dr. Karl Nowotny

Mediale Schriften

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