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Aftershave

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Die Geburtsstunde des Aftershaves schlug in Rom frühestens im Jahre 300 v. Chr. Damals sollen erstmals Bartscherer aus Sizilien nach Italien gekommen sein; die alten Römer trugen lange Bärte und lange Haare (Varro r.r. II 11, 10). Danach nahm das neue Gewerbe des tonsor („Barbier“, „Friseur“) einen raschen Aufschwung. Es bot im Wesentlichen drei Dienstleistungen an: das Schneiden des Haars, das Stutzen oder Abrasieren des Bartes und das Schneiden der Fingernägel. Friseursalons (tonstrinae) gab es überall in der Stadt; sie waren gut besucht, weil kaum jemand sich selbst rasierte. Arme Römer, die sich den Barbier nicht oft leisten konnten, ließen den Bart einfach eine Zeit lang wachsen (Mart. VII 95, 11). Wer dagegen auf sich hielt und Geld und Zeit hatte, ging mit seinem (Privat-)Friseur gewissermaßen jedes einzelne Haar durch und regte sich schrecklich auf, wenn irgendeine Locke nicht richtig saß (so mit einiger Übertreibung Seneca brev. vit. 12).

Die Barbierstuben waren Umschlagplätze für Klatsch und Neuigkeiten; Friseure galten als Inbegriff der Geschwätzigkeit (Plut. garr. 13; Hor. sat. I 7, 2). Der tonsor arbeitete mit Schere und Messer, manche Kunden ließen sich einzelne Haare mit der Pinzette ausrupfen. Auch Depilationscremes wurden auf Wunsch aufgetragen. Das Enthaarungsmittel etwa aus Angst vor dem Schneiden, fragt Martial und unterstellt diesen „Weicheiern“ Feigheit vor dem Messer. Sie lassen sich, ätzt er, Gesicht und Schädel so behandeln „wie Frauen gewöhnlich ihre Scham“ (III 74; → Intimrasur). Andererseits räumt derselbe Martial an anderer Stelle ein, dass das Messer des Barbiers durchaus zu den arma zu zählen sei, den „Waffen“ (XIV 36). Tatsächlich waren gelegentlich sogar Todesfälle zu beklagen; ein kurioser Rechtsfall dreht sich um die Frage, wen die Schuld dafür treffe, dass einen Friseur beim open-air-Rasieren ein Ball so unglücklich an der Hand traf, dass er die Kehle seines Kunden durchschnitt (Dig. IX 2, 11).


Angesichts der nicht immer besonders scharfen Klingen der Schermesser römischer Barbiere und der Praxis des Haarausrupfens konnte die Haut nach der Behandlung gut eine Einreibung mit unguenta, parfümierten Salben, vertragen. Es gibt zwar keine ausdrücklichen Belege für diese Praxis, doch ist sicher anzunehmen, dass bei der z.T. intensiven Behandlung des Haupthaares mit Salben, Ölen, Pomaden und Anti-Kahlheitsmitteln (Plin. NH XXIV 10) auch für die Wangen und das Kinn adstringierend und hautberuhigend wirkendes, wohlriechendes Rasierwasser „abfiel“.

Und das erst recht, wenn man an einen gefährlichen Stümper wie Antiochus geraten war und die Haut nach der Rasur kleinere Wunden oder sogar tiefere Schnitte auswies – in Martials satirischer Überzeichnung „Narben, wie sie sich sonst nur auf eines alten Boxers Stirn finden“ (XI 84, 14). Für solche Fälle gab es ein sehr wirksames, linderndes Aftershave: „In Öl und Essig getränkte Spinnweben“ (Plin. NH XXIX 113). Von dieser Substanz musste ein „Unglücksbarbier“ wie Antiochus raue Mengen im Vorrat haben – zusätzlich zu den sonst üblichen Salben auf Olivenöl-Basis, die der strapazierten Haut nach dem Besuch beim tonsor zur Regeneration verhalfen.

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