Читать книгу Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband - Katharina Wolf - Страница 40
ОглавлениеEpilog
Ich wachte plötzlich auf. Schlagartig. Kein langsames Erwachen, bei dem man sich noch minutenlang wehrt, und versucht, sich krampfhaft an die wohltuende Bewusstlosigkeit oder den angenehmen Traum zu klammern. Nein. Völlig wach. Ohne Umwege. Ich schlug die Augen auf und lauschte in die Nacht hinein. Alles war ruhig. Ich wollte mich wieder umdrehen und mich erneut der Müdigkeit hingeben, als ich bemerkte, dass mein Rücken schmerzte. Und wie er schmerzte! Ein Stöhnen entwich meinen Lippen und ich griff unter mich. Ich zog zwischen mir und der Matratze zwei Bauklötze und einen Schnuller hervor. Kein Wunder, dass mich mein Rücken umbrachte! Mit müden Augen blickte ich nach links und sah rote Vorhänge. Da die Schlafzimmertür nicht ganz geschlossen war und im Flur noch das Licht brannte, konnte ich auch den hübschen Mann neben mir sehen.
Nicht irgendein Mann. Mein Mann. Plötzlich rieb er sich die Augen, grunzte einmal kurz und drehte mir dann den Rücken zu. Danke auch. Liebreizend.
Ich überlegte gerade noch, ihm aus Rache oder vielleicht einfach auch nur aus Spaß die Nase zuzuhalten oder ihm in den Hintern zu zwicken, als es auf einmal neben mir anfing zu knacken und sich das Baby-Fon bemerkbar machte. Das war es bestimmt auch, was mich geweckt hatte.
Ich rieb mir resignierend über meine Augen und riss mir die Decke von den Beinen. Auf dem Boden fand ich meinen Morgenmantel, den ich erst vor drei Stunden arglos dort hatte fallenlassen.
Ich verließ das Schlafzimmer auf Zehenspitzen und wäre beinahe über einen riesigen Teddybär gestolpert, der dort in mörderischer Absicht lag. In dem Zimmer direkt neben unserem lag die kleine Anna in ihrem Bettchen.
Sie wimmerte und schlug mit ihren kleinen Ärmchen um sich. Sachte nahm ich sie aus ihrem Schlafsack und flüsterte ihr liebe Worte zu. Ich wechselte die mehr als volle Windel und hob sie wieder hoch. Eine Melodie summend lief ich immer wieder in dem kleinen Zimmer auf und ab. Dabei vergrub ich meine Nase in dem kurzen braunen Flaum, der ihr auf dem Hinterkopf wuchs. Mmmh, Baby. Der beste Geruch auf Erden.
Nachdem ihre Schluchzer weniger wurden und sie sich langsam beruhigt hatte, setzte ich mich auf das kleine Sofa, das wir in weiser Voraussicht in ihrem Kinderzimmer platziert hatten.
Wie konnte man nur so müde sein? So unglaublich müde. Wann hatte ich überhaupt das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen?
Es war nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der Schlaf das Normalste auf der Welt gewesen war ... Aber das war lange her. Eigentlich wusste ich schon nicht mehr, wie das war. Das Leben davor.
Weniger anstrengend?
Wahrscheinlich.
Einfacher?
Ja!
Schöner?
Ich hörte ein Schlurfen im Flur und schaute auf. In der Tür stand Jan. Er rieb sich die Augen und setzte dann seine Brille auf. Aber auch das machte seine Augen nicht größer. Er war mindestens genau so müde wie ich.
»Hey, ihr zwei Süßen.«
Ich lächelte ihn an und machte ein wenig Platz neben mir. Ich räumte ein Handtuch, ein Sabberlätzchen und zwei weitere Kuscheltiere auf die Seite. Er schlenderte mit müden, schlurfenden Schritten auf uns zu und ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder. Mit zwei Fingern streichelte er über die kleinen Füße unserer Anna.
»Bleib doch im Bett, es reicht doch, wenn einer morgen mit Augenringen herumläuft.«
»Wenn ihr hier eine Privatparty veranstaltet, bleib ich doch nicht alleine im Bett liegen.« Er legte den Arm um mich und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. Ich küsste erst Anna auf die Stirn und dann ihn. Er schaute auf und seine Augen leuchteten. Er sah glücklich aus. Unglaublich erschöpft, aber glücklich. Er streckte seine rechte Hand nach mir aus und streichelte meine Wange. Ich schmiegte mich mit geschlossenen Augen seufzend in seine warme, große Hand.
»Ich liebe dich«, hörte ich ihn leise sagen und mein Herz schlug bei seinen Worten automatisch schneller. Immer noch. Würde es je weniger werden? Das Herzklopfen? Die Verlegenheit? Die Liebe? Unsere traute Zweisamkeit wurde von einem kleinen Rülpser und anschließendem Gebrüll jäh unterbrochen. Wir seufzten beide laut auf.
Okay, früher mag es vielleicht einfacher gewesen sein, aber schöner?
Nie und nimmer!
ENDE