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Kapitel 13

»Sagten, Sie wären unbewaffnet«, nuschelte der Kerl und deute mit einer Kopfbewegung auf ihre Waffe, die im Holster hing. »Keine Sorge. Die ist nicht geladen. Ich kann sie auch gerne auf den Flur werfen.« Katja versuchte, die Situation einzuschätzen. Die Mutter saß zusammengekauert auf einem schmutzigen Sofa. Hier und da entdeckte Katja Brandflecken auf dem grünen, zerschlissenen Samt. Auf dem Glastisch stand eine halbleere Wodkaflasche, daneben ein voller Aschenbecher, aus dem Rauch aufstieg. Die beiden Mädchen saßen fest in den Armen des Geiselnehmers, vor ihren Augen fuchtelte der Mann mit einem Jagdmesser. Warum dann alles eskalierte, begriff Katja bis heute nicht. Hatte sie eine falsche Bewegung gemacht? War es ein Geräusch, das von der Tür gekommen war? Alles lief in Zeitlupe ab. Der Mann hielt das Jagdmesser gefährlich nah am Hals des Mädchens zu seiner Linken, und im Bruchteil einer Sekunde zog er die Klinge von links nach rechts über den kleinen Hals. Die Augen des Kindes quollen fast hervor, aus ihrem Mund kam kein Laut mehr, nicht mal mehr ein Gurgeln. Ihr Körper sackte unter dem Arm nach unten, blieb auf dem Boden liegen. Blut sickerte aus ihrem Hals. Genauso schnell hatte der Mann sich zu dem anderen Mädchen gewandt und ließ auch hier die Klinge schnell über den Hals gleiten. Das Blut tränkte die blonden Engelslocken der Mädchen. Katja schnappte nach Luft, zog ihre entsicherte Waffe und schoss auf ihn. Direkt in den Kopf, direkt in die Brust und nochmal und nochmal und immer wieder, bis ihre Kollegen sie von hinten griffen, ihr die Pistole aus der Hand schlugen, sie nach draußen zerrten. Blut. Überall Blut. Und immer sah sie in die Augen der kleinen Mädchen. Und sah ihre Münder, wie sie flüsterten: »Warum hast du uns nicht geholfen? Du bist doch Polizistin.«

Schreiend wachte Katja auf. Kalter, klebriger Schweiß bedeckte ihren Körper, die Decke war feucht. In der Ecke leuchtete das Nachtlicht. Mickey Maus. Sie brauchte es immer noch. Nach all den Jahren. Mit zitternden Händen griff sie sich die Zigarettenpackung, zog eine heraus, zündete sie an, inhalierte tief, setzte sich auf. 3.22 Uhr. Zu früh zum Aufstehen, zu spät zum Weiterschlafen. Sie griff nach ihrem Smartphone, scrollte durch das Social Network der Venatio. Einladung für einen Webcast zur neuen Datenbankeinführung. Fotos ihrer virtuellen Freunde, die niemals ihre echten würden. Und mittendrin Riley. Er grinste in die Kamera, seine Grübchen in den Mundwinkeln ließen ihn so sexy aussehen. Das dunkle Haar war stachelig nach oben gegelt.

Position: Führer Venatio England, Schottland, Irland.

Job: Pfleger am St. Thomas Hospital in London.

Letzter Einsatz: Werwolfrudel in London eliminieren.

Natürlich hatte sie ihn bemerkt, doch ihn nicht an sich rangelassen. So wie er aussah, hatte er vermutlich überall ein Mädchen. Mit diesem Charme, dem Charisma eines Menschen, der wusste, wie er auf andere wirkte. »Hab ich alles hinter mir«, murmelte sie. »Will ich alles nicht mehr«, und klickte doch auf sein Foto, um mehr zu sehen. »Was willst du von mir?« Mehrere Nachrichten blinkten ungelesen in ihrem Postfach. Er ließ nicht locker. Warum? Katja drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, scrollte noch ein bisschen in Rileys Leben und klickte schließlich ihre Nachrichten an. Sie hatte ihm zuletzt geschrieben, dass sie in Deutschland lebte und er sie in Ruhe lassen sollte. Aber er hatte ihr zurück geschrieben.

Katja, ich weiß, du möchtest keine Nachrichten mehr von mir und ich werde auch nicht rumsülzen. Ich würde mich einfach freuen, mit Dir in Kontakt zu bleiben. Dein Riley

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Handy ausschaltete, die Decke zur Nase zog und sich darunter kuschelte. Süß war er ja. Nein, nicht süß. Sexy.

Kuss der Wölfin Sammelband 2 | Teil 4 & 5 | Krieger der Dunkelheit & Im Schatten des Mondes

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