Читать книгу Wer bin ich? - Keith Hamaimbo - Страница 39
1.4.8. Das Ziel des Evagrios und der enneagrammatischen Lehre
ОглавлениеEvagrios war nicht nur Mystiker, sondern auch Theologe und Philosoph. Aber bei ihm diente alles dem Einen: der Gotteserkenntnis. Die Seelenkenntnis war bei ihm keine philosophische oder psychologische Spekulation, sondern eine bewusste Tat auf dem Weg der Gotteserkenntnis. Das scheint Evagrios Einsatz als geistlicher Vater gewesen zu sein. Denn „Evagrios scheint recht bald in den Ruf eines herzenskundigen Vaters gekommen zu sein, und die Mönche, aber wohl auch Laien, kamen zum Teil von weit her, um seinen Rat einzuholen.“241
Nach Evagrios macht das Wissen auf dem Weg der Gotteserkenntnis den Menschen liebesfähig. Nur der Liebesfähige kann auch gottesfähig sein.242 „Das aber ist ohne die Überwindung der das menschliche Wesen verfälschenden, liebetötenden Leidenschaften nicht möglich.“243 Damit man von einer Überwindung der Leidenschaften sprechen kann, muss man laut Bunge genau wissen, wie die Leidenschaften wirken.244 Denn, nach Bunge sind die „Laster, die die Menschheit bedrängen, seit jeher und überall dieselben, nur ihre konkreten Ausformungen variieren entsprechend der jeweiligen Lebensumstände der Menschen.“245 Im gleichen Sinne ist das Wissen um das Enneagramm ein Wissen um die Leidenschaften. Das heißt, das Enneagramm soll eigentlich den Menschen liebesfähig machen in je ihren eigenen Begegnungen.