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Für zukünftige Generationen ist die Welt zersiedelt, verdichtet, besetzt

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Wer Privatbesitz an Raum und Immobilien hat, der kann, so lautet die Regel der Moderne bis heute, immer auf Zeit setzen. Die Erfahrung zeigt, dass durch die Verknappung des Raums weltweit, der durch die Zunahme der Bevölkerung entsteht, die Nachfrage steigt und das Angebot sinkt. Gewinne lassen sich heute durch Warten erzielen; die gegenwärtigen Immobilienblasen sind nur der letzte Ausdruck einer solchen Entwicklung. Für das Leben zukünftiger Generationen ist die Welt zersiedelt, verdichtet, besetzt. Dies verändert auch die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, es führt zu einer Begrenzung der Artenvielfalt und problematischen Bodenverhältnissen, aber für den Menschen auch zu vererbtem Besitz und damit zu einer Vorverteilung von verfügbarer Welt und Lebenschancen.

Der persönliche Erfolg bestimmt sich durch den Raum, den eine Person, eine Familie im gesellschaftlichen Ganzen einnehmen kann. Der Raum, als Ertragsboden der Landwirtschaft zuvor durch feudale, ererbte Besitzverhältnisse aufgeteilt, wird in eine Ware verwandelt, was nach und nach eine Umverteilung ermöglicht. Der Raum wird zum Grundstück, der Besitz zur Immobilie, das Privateigentum führt in eine Raumaufteilung nach privat und öffentlich. Wer in der ursprünglichen Akkumulation solchen Besitz, der sich durch Beleihung immer auch in Kapital, etwa für die Errichtung von Produktionsstätten, verwandeln ließ, zu eigen wusste, der kann über Generationen hinweg – so zeigt es Piketty (2014) – einen Reichtum anhäufen, den man im späteren Kapitalismus aus eigener Kraft nur selten übertreffen kann. Dies bedingt insgesamt eine Parzellierung der Welt, eine Unzugänglichkeit vieler Orte, der Errichtung von Barrieren und Mobilitätsschranken, vor allem auch die Errichtung sozialer Schranken und Grenzen, die heute verteilungsgerechten Konzepten nach Besitz und gemeinschaftlichen Flächen entgegenstehen.

Der öffentliche Raum, der die Macht und Herrschaft einer Nation bebildern hilft, zeigt sich in der Entwicklung einer bürgerlichen Gesellschaft besonders anschaulich in großen Plätzen und monumentalen Bauten, die nicht mehr solitäre Schlösser und Festungen bleiben, sondern ein Ensemble des Erfolgs der verschiedenen Akteure präsentieren. Die moderne Stadt entsteht mit Gebäuden der Administration, Geschäften, Wohnhäusern. Die größten und attraktivsten dieser Städte werden zu den global cities der flüssigen Moderne (vgl. Sassen 2001), in denen die Regierungen sitzen, die Gesellschaft verwaltet wird, das Kapital an die Börse geht, die Ideen und Konzepte der Innovation, der Werbung, des Entertainments entstehen,und wo alle Trends gesetzt werden.

Der entgrenzte Mensch und die Grenzen der Erde Band 2

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