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Tate rupfte an seinem Hemd. Das zweite diese Woche, das er in den Müll werfen konnte, sobald sein Dienst zu Ende war. Doch das würde sicher noch etwas dauern. Gerade hatten sie erst einen der Verdächtigen festgesetzt und in den Verhör geschliffen. Er war noch weit von seinem Feierabend entfernt. Und dafür hatten Gage und er gerade ziemlich teure Karten, für das Footballspiel des Jahres, sausen lassen. Im Kapitol wurden Dale und er ordentlich unter die Lupe genommen, obwohl sie regelmäßig ein und ausgingen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe sie den inneren Bereich erreichten. Dann sah sich Tate um und wendete sich Dale zu. „Weißt du wo Amaury ist?“

„Er ist schon in der Besprechung. Hat mir eben geschrieben.“ Dale schnaubte. „Rate mal, wen wir im Haus haben?“

Tate sah ihn, mit einem unguten Gefühl im Bauch, an. Dann entdeckte er eine schlanke Frau, mit braunen kurzen Haaren. Sie sah sich suchend um. Dabei entdeckte er das Schild, welches an ihrem Blazer steckte und stöhnte. „NSA.“

„Ja.“ Dale runzelte überrascht die Stirn, dann entdeckte er ebenfalls die Frau.

Sie blickte ihnen entgegen und lächelte. „Hallo, können Sie mir vielleicht helfen?“

Dale nickte. „Sicher möchten sie ebenfalls zu Colonel Prick, richtig?“

„Ehrlich gesagt...“ Sie lächelte schüchtern. „Bin ich mir da nicht sicher. Meine Kollegen müssen schon eingetroffen sein.“

„Folgen Sie uns“, schnalzte Tate. „Ich schätze, ich weiß wo wir sie finden.“

Sie nickte und schloss sich ihnen mit raschen Schritten an. „Wieso ist die NSA involviert?“ wollte Tate nun wissen. Die Frau blinzelte. „Bitte?“

„Das ist Inlandssicherheit. Dafür sind für gewöhnlich wir zuständig.“ Tate zog seine Dienstmarke.

Sie nickte. „Ah, das FBI. Ja.“ Sie schnaubte. „Wir sind schon ne Weile an denen dran.“

„Tatsächlich?“ Tate schnaubte. „Interessant. Und um welche Organisation handelt es sich dabei?“

„AD´V´C.“

Dale und Tate sahen sie verblüfft an. „Warum sollten sie ausgerechnet jetzt, hier, aktiv werden?“

„Es hat einen ähnlichen Fall in Polen gegeben.“ „Ausgerechnet? Kommen die nicht aus Polen?“

Sie schnaubte. „Ist Ihnen der Begriff Partisanen bekannt? Die scheren sich nicht darum, ihre eigene Regierung zu bekämpfen. Und wir wissen, dass sich einige von ihnen in die Staaten abgesetzt haben. Wir vermuten, sie agieren ebenfalls gegen die Vereinigten Staaten.“ Sie reckte das Kinn. „Aber gut zu wissen, wie informiert das FBI darüber ist. Damit Sie Ihre Arbeit erledigen können.“

Sie lächelte überheblich. Tate kam nicht umhin, mit den Augen zu rollen. Auf dem Flur schlossen sich ihnen Gage und Gareth an.

„Hi.“ Gage musterte sie Frau. Dann sah er auf ihr Schild und formte mit den Lippen in Tates Richtung: NSA?

Tate zuckte die Schultern. Er konnte sich auf das Theater selbst keinen Reim machen. Dann erreichten sie endlich den Besprechungsraum. Colonel Prick sah beinahe erleichtert auf, als er sie entdeckte. „Da ist der Rest.“

Die Frau löste sich von ihnen und reichte Colonel Prick die Hand. „Agent Slaughter.“

„Prick, Colonel Prick. Sehr erfreut.“

Über dem Tisch, in der Mitte, gebeugt, standen zwei weitere Agenten der NSA. Der Mann sah lächelnd zu Agent Slaughter auf. Neben ihm stand eine Frau, mit streng zurück gebundenen, rotblonden Haaren. Als sie sich nun ebenfalls herum drehte, verschlug es Tate den Atem. Sie war älter geworden, reifer, aber sie war es, zweifellos. Colonel Prick begann miteinander bekannt zu machen. „Agent Clark, Agent Mora.“ Er nickte zu den beiden anderen Agenten der NSA. „Das sind Agent Brewster, Agent Kendall, Agent Meeks und Agent Price.“

Sie sah ihn einen Moment entgegen. Tate hatte das Gefühl, dieser Moment würde eine Ewigkeit anhalten. Dann nickte Carly Colonel Prick zu. „Ich möchte die Ergebnisse der Profiler in einer halben Stunde.“

„Wir haben eben einen der Verdächtigen fest setzen können“, erklärte Dale nun.

Colonel Prick nickte. „Hoffen wir, dass wir beim Verhör, zu schnellen Ergebnissen kommen.“

Carly schnaubte. „Wohl kaum. Die AD´V´C ist nicht dafür bekannt, Verräter zu beherbergen.“

Als Tate Gage einen Blick zu warf, war der immer noch wie erstarrt. Er stieß ihn mit dem Ellenbogen an. Carly strich eine Strähne aus ihrem Gesicht, die sich aus dem strengen Zopf gelöst hatte. Dabei fiel Tate der Ring, an ihrem linken Ringfinger, auf. Sie war verheiratet? Er hatte sich all die Jahre Vorwürfe gemacht, sich die Schuld für ihr Verschwinden gegeben und nun stand sie plötzlich hier vor ihm, arbeitete für die NSA und war verheiratet?

Für sie war ihr Leben ganz normal weiter gegangen, als sei nie etwas gewesen. Und selbst als sie nun vor ihm stand, erhielt sie das aufrecht. Tat sogar so, als würde sie ihn nicht kennen. Schritte ertönten in der Tür. Blanche räusperte sich. „Colones Prick.“

„Agent Bouchard.“

„Gibt es schon Fortschritte?“

„Die NSA ist ebenfalls am Fall mit dran. Sie sind mit den Mitgliedern der Partisanen vertraut.“

„NSA?“, grunzte Blance abfällig.

Carly reckte das Kinn und lächelte kühl. „Dann, Agent … Bouchard, erzählen Sie mir doch etwas über die AD`V`C.“ Blanche schürzte die Lippen. Eins Null für Carly. Doch Tate wusste schon, dass Blanche das nicht auf sich sitzen lassen würde. Gage fuhr mit einer Hand über sein Kinn und stieß den Atem aus. „Puh..ok... ich... also ich brauch jetzt mal echt nen Kaffee. Vielleicht bekommen wir auch irgendwo Nervennahrung. Das“, Er nickte auf den Tisch, auf dem Papiere ausgebreitet lagen, „sieht mir nach viel Arbeit aus.“

„Gute Idee, ich komme mit“, bot Gareth an.

Dale nickte. „Ich frage Liz mal, ob sie was zu futtern besorgen kann.“

Als er Tate einen Blick zu warf, runzelte er die Stirn und senkte die Stimme. „Geht es dir gut? Bist was blass um die Nase.“

„Ja... ja.“ Tates Stimme war heißer. Er hatte jede Hoffnung aufgegeben, sie je wieder zu sehen. Und nun stand sie hier vor ihm, als Mitarbeiterin und Vertreterin der NSA.

„Ich hol dir nen Kaffee mit, Junge.“ Dale klopfte ihm auf die Schulter und schloss sich den andere an. Blanche schien vorerst ebenfalls die Nase voll zu haben, von Carlys bissigen Bemerkungen. Sie schlenderte neben Gage und Amaury her, während sie auf den Flur gingen.

Colonel Prick studierte bereits wichtige Informationen über die Partisanen, die ihm die anderen Agenten der NSA erläuterten und ausführten. Tate schob seine Hände in die Hosentaschen und ging langsam auf Carly zu. Er wollte unbedingt etwas sagen, wusste jedoch nicht was. Acht verfluchte Jahre war es her, dass sie angerufen und Lebewohl gesagt hatte. Acht scheiß Jahre, in denen er Schuldgefühle in sich herum trug. Und nun stand sie einfach da. Am liebsten würde er sie anbrüllen. Wo war sie all die Jahre gewesen?

„Carly?“ Tate räusperte sich. Carly sah zu ihm auf und lächelte zurückhalten, müde, ausgezerrt. „Hi.“

Tate nickte. „Ist... echt lange her.“

„Ja.“ Sie wühlte in ihrer Tasche. Dann fuhr sie mit einer Hand über ihr Haar und schloss die Tasche wieder. „Entschuldige mich bitte.“

Sie ging an ihm vorbei in den Flur. Tate nahm die Verfolgung auf. Als sie den Flur erreicht hatten, konnte er kaum an sich halten. „Acht Jahre und das ist alles, was du zu sagen hast?“

Carly drehte sich zu ihm herum. Sie faltete die Hände vor ihrem Bauch zusammen und zuckte die Schultern. „Was willst du den noch hören?“

Tate starrte sie fassungslos an. Dann fiel sein Blick wieder auf ihren Ehering. „Du bist jetzt also verheiratet?“ Carly zuckte kaum merklich zusammen und versteckte den Ring gleich unter der anderen Hand. Dennoch nickte sie, wenn auch zögerlich. „Ja, bin ich.“

Sie fühlte sich dabei nicht wohl. Wie gerne würde sie es erklären. Wie hatte sie auch so naiv sein können, damit nicht zu rechnen? Das hatte ja irgendwann passieren müssen. Es war abzusehen. Trotzdem traf es sie, wie eine Abrissbirne.

„Carly!“ Gage kam mit einem Becher mit Kaffee zurück.

Carly lächelte matt. „Hi, Gage.“

„Mann... wo hast du.. .wie...“ Er schnaubte. „Ich bin echt von den Socken.“

Carly sah zwischen Tate und Gage hin und her. „Ihr arbeitet jetzt also für´s FBI?“

„Ja.“ Gage sah auf ihr Schild. „Und du bist beim NSA? Wow, man, ich meine, ich dachte du wolltest das nicht. Du... du warst weg. Ich dachte…“

„Ja.“ Unterbrach sie ihn schnell und rang sich ein Lächeln ab. „Tja, manchmal verändern sich im Leben eben doch viele Dinge.“

Sie warf Tate einen kurzen Blick zu, dann verschwand sie zu einer Tür, dessen Schild die Toiletten anzeigte. Tate und Gage blieben ratlos zurück. Gage fuhr mit einer Hand über seinen Kopf. „Man, wenn das...“ Er schüttelte den Kopf. „Aleah sollte das nicht erfahren, ok? Sie hat mit der Schwangerschaft genug um die Ohren.“

„Klar.“ Tate nickte. Dann legte ihm Gage die Hand auf die Schulter. „Wie geht’s dir?“

„Das fragst du noch?“ Tate atmete schwer. „Sie taucht hier aus dem Nichts auf und... ich kapiere es einfach nicht.“

„Ja.“ Gage runzelte die Stirn. „Ich habe sie auf der Akademie nicht mehr gesehen. Wie hat sie es so weit schaffen können? Besonders, nachdem sie in Saint Louis einfach abgehauen ist? Das ist Ungehorsam ersten Grades... man, kein anderer hätte je wieder die Möglichkeit bekommen, ins Militär einzusteigen.“

Tate runzelte die Stirn. „Es sei denn, sein Vater hat das nötige Vitamin B.“

„Sie war wütend auf ihren Vater. Das ergäbe so gar keinen Sinn. Warum hätte sie sich doch einlassen sollen?“

„Vielleicht war es eine Voraussetzung dafür. Der Schlussstrich.“ Tate schnalzte. „Und so, wie wir auseinander gegangen sind, würde es mich nicht wundern, wenn sie die Chance ergriffen hätte.“

Gage schnaubte. Weder er noch Tate konnten fassen, was da gerade passiert war. Es war beinahe so, als sei sie gestorben. All die Jahre hatten sie nicht den geringsten Kontakt zueinander. Tate war sich so sicher, sie nie wieder zu sehen. Doch da schien er sich gewaltig geirrt zu haben.

Geschändete Seelen

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