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Heute

Ein stetiges klick, klick, klick war leise zu hören, während sie in ihrem Büro saß und den Bericht des letzten Auftrags verfasst. Irgendwie hatte das Newton Pendel eine beruhigende Wirkung auf sie. Es half ihr dabei, sich besser zu konzentrieren. Besonders, wenn ihr so die Schläfen pochten wie heute. Es klopfte erneut an ihrer Bürotür, schon zum zwölften Mal, seit sie im Büro war, und dabei war es erst halb elf.

„Herein“, seufzte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.

Ein junger Mann, kaum älter als sie selbst, hielt einen schmalen Ordner in der Hand. „Agent Clark, ich habe hier die Berichte der Forensik.“

„Ah super.“ Endlich mal eine erfreuliche Nachricht.

Sie streckte den Arm über den Bürotisch. Benjamin Boucher war noch blutjung, nicht etwa auf sein Alter bezogen, sondern eher seiner Berufserfahrung nach zu urteilen. Er arbeitete erst seit zwei Monaten beim NSA für den Nachrichtendienst und wurde von DC versetzt. Sein Vater führte dort eine gute Position, die es Benjamin ermöglicht hatte, nach Fort Meade versetzt zu werden. Dennoch ließ er es sich nicht entgehen, ihr hin und wieder über die Schulter zu sehen.

Sie öffnete die Mappe und überflog die Informationen, dann nickte sie.

„Wie war Russland?“ fragte Benjamin nun neugierig. „Sie waren in Moskau, richtig?“

Sie nickte. „Sie erwiesen sich als eher weniger kooperativ, als wir gehofft hatten. Unsere Möglichkeiten waren daher beschränkt.“

„Ist jemand dort geblieben?“

„Mein Mann“, erklärte sie knapp und hatte gleich bei der Erklärung einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Es war immer noch seltsam für sie, das zu sagen und dass nach nun schon drei Jahren Ehe.

Benjamin nickte. „Wie lange wird er bleiben?“

„Ich schätze zehn Tage. Alles Weitere wäre zu riskant.“

Sie wusste, dass Benjamin neugierig war, doch manchmal erschien es ihr etwas seltsam. Vielleicht war sie auch einfach nur paranoid geworden. Denn wenn sie ihn so ansah, erblickte sie eher einen Welpen, als einen erwachsenen Mann. Benjamin deutete mit der Hand über die Schulter. „Also, ich will dann mal wieder... Bestimmt sieht man sich später mal.“

Sie nickte. „Ja bis später.“

Das Gebäude, dessen Gelände man auch Crypto City nannte, war riesig. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich zufällig über den Weg lief, war eher gering. Zumal sie meist außer Haus unterwegs war. Eigentlich stieg sie immer von einer Maschine in die nächste und reiste quer durch die Welt. Die meisten Reisen jedoch gingen im Moment eher nach Europa, da die NSA derzeit russischen Partisanen auf der Spur war, die sich in ganz Europa verteilten. Allerdings war schon deutlich geworden, dass die Hauptaktivisten aus Russland stammten. Dies war auch der Grund ihrer letzten Reise nach Moskau, von der sie erst am Tag zuvor zurückgekehrt war. So glaubte man zumindest.

Sie sah sich um und warf einen Blick zu dem Fenster, durch welches man in den größeren Büroraum sehen konnte. Die Rollos waren von innen herunter gelassen, so dass man von außen nicht herein sehen konnte. Sie fotografierte die Blätter der Forensik und schickte sie über einen geheimen Verteiler zu ihrer Kontaktperson. Während ihr Mann noch in Russland war, würde sie weiterhin die Informationen weiter leiten. Als ihr Telefon klingelte, zuckte sie erschrocken zusammen und ließ um ein Haar ihr Handy fallen. Rasch packte sie es weg und klappte die Akte zu. Dann widmete sie sich dem Telefon.

„Nationale Sicherheit, Agent Clark.“

„Clark“, bellte jemand durch den Hörer. „Ich möchte Sie in zehn Minuten in meinem Büro sehen.“

Damit war das Gespräch beendet. Sie legte den Hörer auf und schnaubte.

„Oh Hallo Agent Clark“, äffte sie übertrieben ihren Vorgesetzten nach. „Würden Sie bitte in zehn Minuten in mein Büro kommen? Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.“ Grimmig schob sie die Akte in eine der Ablagen. „Höflichkeit wird hier wohl als Überbewertet angesehen.“ Rasch stand sie auf, strich ihren Rock zurecht und machte sich auf den Weg zu den Fahrstühlen, am Ende des Bürokomplexes. Sicher wollte er wissen, wie ihre Arbeit voran ging. Aber das Ergebnis würde ihm nicht gefallen.

Geschändete Seelen

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