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Heute

Es klingelte erneut. Gage riss die Tür auf und lachte, als Tate ein Sixpack Bier in seiner Hand hoch hielt. „Ist das alles, was du tragen kannst, du fauler Sack?“

„Ach weißt du.“ Tate verzog gespielt leidend das Gesicht. „Meine Schulter tut ganz schön weh.“

„Ja, ja.“ Gage gab ihm den Weg frei und klopfte Tate leicht auf den Rücken, als er eingetreten war. „Wie geht’s dir?“ „Morgen bin ich wieder fit.“

„Morgen schon? Mann, willst du dich nicht mal schonen?“

Tate lachte schnaubend. „Schonen, na klar.“

Gage schüttelte den Kopf. „Jetzt mal im Ernst, Tate.“

„Gage, spar dir das. Wie lange kennst du den sturen Köter jetzt schon?“ hörte Tate Amaury sagen, als er aus dem Bad in den Flur kam. „Das weiß ich sogar schon nach drei Jahren. Dem kann man sagen, was man will.“

Tate deutete mit dem Daumen auf Amaury. „Hör auf ihn.“

Gage grunzte entnervt. Amaury gab Tate die Hand. „Wie geht’s deiner Schulter?“

„Wird schon.“

Gemeinsam gingen sie in die Küche, wo bereits alles vorbereitet auf dem Tisch stand. Die anderen, die sich bereits eingefunden hatten, standen auf der Terrasse. Tate warf einen Blick durch die Tür. Dann schüttelte er den Kopf. „Ist das euer Ernst? Ihr habt wirklich noch den Grill angeworfen?“

Siljan lachte, als er herein kam. Er hatte eine Schürze umgebunden. „Als würdest du kein Steak wollen.“

„Ihr seid doch völlig bescheuert.“ Tate räumte das Sixpack in den Kühlschrank ein und nahm sich eine bereits gekühlte Flasche heraus. Dabei entdeckte er eine Flasche Rum. „Gareth, du alter Säufer.“ rief Tate zur Terrasse hinaus.

„Nur weil ihr morgen Dienst habt“, rief Gareth von der Terrasse aus zurück. Siljan holte sich eine Porzellanplatte aus dem Schrank. „Die Steaks sind ganz frisch.“

„Wenn du mir jetzt noch sagst, ihr hättet das Vieh im Garten geschlachtet...“

„Ja, wir haben Schussübungen gemacht.“ Siljan boxte ihm auf die Schulter und schien ganz vergessen zu haben, dass Tate gerade erst im Krankenhaus war.

Tate verzog das Gesicht. „Ah... scheiße!“

„Oh f.. sorry.“

„Verzieh dich, ehe ich dich ebenfalls zu Frischfleisch verarbeite“, brummte Tate.

Siljan lachte und machte sich schnell aus dem Staub. Gage räumte einige leere Kartons und Verpackungen in den Mülleimer. Tate grinste. „Was ist, hängt der Haussegen schief?“

Gage rollte mit den Augen. „Hör mir bloß auf. Ich sag dir, schaff dir ne Frau an und du...“

„Na, na“, tadelte Gareth, als er herein kam. „Sei froh, dass du so eine tolle Frau hast, Junge. Viele Männer würden sich um das reißen, was du hast.“

Gage stöhnte. „Ich weiß ja. Und, Gott ich liebe sie, aber im Moment ist es echt nicht einfach.“

„Ich hab dir gesagt, pack dich warm ein, wenn die Hormonbombe explodiert.“ Gareth, der selbst dreifacher Vater und Ehemann war, musste lachen.

„Pssstt“, machte Gage schnell, als er im Flur die Treppen knarzen hörte.

Aleah lächelte und streckte den Arm aus, als sie Tate beim Hereinkommen sah. „Tate.“

„Hi, wow.“ Tate grinste und bewunderte Aleah staunend. „Du siehst umwerfend aus.“

Sie schnaubte und stieß ein sarkastisches Lachen aus, als sie ihre Hand auf ihre riesige Kugel legte. „Danke. Aber weißt du, wenn dein Bauch schon so groß ist, dass du dir die Schuhe nicht mehr selbst zu machen kannst, fühlst du dich nicht mehr so umwerfend. Eher umgeworfen oder... fast fallend, vornüber.“

Tate lachte. „Doch, du siehst wunderschön aus.“

Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann warf Aleah Gage einen Blick zu. „Wärst du so lieb, mir die Tasche ins Auto zu bringen?“

„Natürlich.“ Im Vorbeigehen gab er seiner Frau einen liebevollen Kuss auf die Stirn und streichelte behutsam über ihren Bauch.

„Ups.“ Aleah lachte.

„Wow.“ Gage legte seine Hand erneut auf ihren Bauch und seufzte lachend. „Warum wundert es mich nicht, dass unsere Zwerge schon jetzt wilde Karate Moves machen?“

„Vielleicht, weil ihr Papa genauso ein wilder Wirbelwind war, wie sie?“

„Jetzt bin ich es also wieder Schuld, ja?“

Tate beobachtete, wie sie sich wieder neckten. Doch es war genauso, wie das Sprichwort sagte: Was sich neckte, das liebte sich. Und das konnte man bei Aleah und Gage nun schon seit fast neun Jahren immer wieder beobachten. Tate beneidete seinen besten Freund etwas um sein Glück. Er und Aleah hatten alles richtig gemacht. Sie machten die Akademie, eine Ausbildung bei der Polizei, zogen zusammen, machten weitere Ausbildungen, arbeiteten sich hoch und kauften ein Haus. Letzteres war erst ein Jahr her. Nur kurz darauf wurde Aleah schwanger. Tate fragte sich, ob es bei ihm ähnlich aussähe, wären er und Carly...

„Tate?“ Aleah sah ihn stirnrunzelnd an.

Tate schüttelte den Kopf. Er war scheinbar völlig in seine Gedanken abgedriftet. Sie schürzte besorgt die Lippen. „Dale hat mir erzählt, dass du angeschossen wurdest.“

„Ja.“ Tate rümpfte die Nase. „Ja, aber das geht schon.“

„Und wie geht es Blanche?“

Gareth hustete um sein Lachen zu kaschieren.

„Sie ist scheinbar etwas beleidigt.“ Tate lehnte sich seufzend an die Küchenablage. „Du kennst sie ja. Sie hätte das alles alleine hinbekommen.“

„Ich hoffe dir ist klar, woran das liegt.“ Aleah lüpfte eine Braue.

Sie und Blanche verstanden sich sofort super, seit Blanche ebenfalls im FBI angefangen hatten. Sie hatten sich bei der Einweihung vom Haus kennen gelernt, wozu Gage beinahe das ganze Revier eingeladen hatte. Aleah hatte im Gegensatz zu Gage bei der Gerichtsmedizin angefangen, worüber Gage, besonders jetzt, ziemlich erleichtert war.

Tate zuckte die Schultern. „Möglich.“

Er trank an seinem Bier. Dann sah er zur Tür auf, als Dale von der Terrasse aus dazu stieß.

„Das Essen ist fast fertig. Wow, Aleah.“

„Hi, Dale.“ Aleah begrüßte ihn ebenfalls mit einer Umarmung. Dale lächelte.

„Und? Wie geht es euch?“

„Tja, ich glaube, die zwei werden ungeduldig. Ich schätze, sie kommen vor dem errechnetem Termin.“

„Wie lange wäre das?“

„Acht Wochen.“

Dale grinste. „Wenn sie was von ihrem Dad haben, gebe ich ihnen noch vier.“

„Ja, sehr witzig“, brummte Gage, als er zurück in die Küche schlenderte. „Ich bin nicht ungeduldig. Ich bin voller Tatendrang, das ist alles.“

Aleah kicherte. „Genau.“ Sie gab Gage einen liebevollen Kuss. „Viel Spaß euch.“

„Ja, danke. Grüß mir deine Mom. Ruf an, wenn du da bist. Nein, vielleicht meldest du dich schon, wenn du aus DC raus bist und dann vor King George noch mal...“

„Gage.“ Aleah sah ihn genervt an. „Ich fahre bloß Auto.“

Gage schnaubte und legte seine beiden Hände auf ihren Bauch. „Pass auf euch auf.“

„Mach ich.“

Noch mal küssten sie sich, dann verabschiedete sich Aleah von dem Rest der Gäste. Gareth gluckste, kaum dass sie weg war und begann Gage aufzuziehen. „Was ist eigentlich, wenn sie die Zwillinge kurz hinter Virginia bekommt?“

„Halt die Klappe“, murrte ihn Gage an.

Gareth lachte. „Gut, dass sie nicht nach Mexiko reist. Wie würdest du die zwei dann nennen wollen? Juanita und Gael? Oh, oder warte...“

Gage schlug ihm auf die Brust. „Du sollst die Klappe halten!“

„Bringst du deinem Sohn auch bei, zu boxen wie ein Mädchen?“ „Arsch...“

„Hey, jetzt hört auf ihr zwei.“ Dale lachte und schob Gareth nach draußen. „Geh und sieh nach dem Fleisch.“

Tate schüttelte amüsiert den Kopf. Gage folgte Gareth auf die Terrasse, so dass Dale und Tate alleine in der Küche zurück blieben. Dale lehnte sich an die andere Seite, der L- geformten Küchenzeile und sah Tate musternd an. „Geht´s dir besser?“

„Mir ging es nie schlecht.“ Tate zuckte die Schultern. Dabei verspürte er ein unangenehmes Ziepen in der verletzten Schulter. Langsam ließ die Wirkung der Betäubung nach. Tate rümpfte die Nase.

„Naja, außer...“ Er sah Dale entgegen. „Es tut mir leid, was ich dir heute Mittag an den Kopf geworfen habe.“

„Nein. Du hattest recht.“ Dale nickte entschieden. „Ich sollte dir mit meinem Lebensstil keine Beziehungsratschläge erteilen. Ich bin nicht der richtige Ansprechpartner für solche Dinge. Aber ich bin ein guter Beobachter. Und ich sehe, wie du sie beobachtest.“ Er nickte über die Schulter. „Gage und Aleah. Und ich sehe, dass es dich oft sehr nachdenklich macht. Sag mir, wenn ich falsch liege, aber ich glaube du hast eigentlich die Schnauze voll davon, alleine zu sein. Du hast nur nicht den Mut, dich drauf einzulassen.“

Tate schürzte die Lippen. „Ich will sie nicht... noch mehr verletzen.“

„Und dafür nimmst du in Kauf, alleine zu bleiben? Weil du jemanden verletzen könntest?“ Dale schüttelte den Kopf. „Das ist Unfug, Junge. Du und auch Blanche, könntet umso glücklicher sein, wenn du euch nur eine Chance gibst.“

„Ich habe sogar jemanden verletzt, den ich wirklich viele Jahre geliebt habe, Dale. Aber ich habe sie enttäuscht und das nicht nur ein Mal. Ich habe sie im Stich gelassen.“

Dale nickte nachdenklich. Es war das erste Mal, das Tate überhaupt darüber redete. Selbst Siljan, Gage und Aleah, hatten es längst aufgegeben. Weder Gage, noch Siljan redeten über sie, und das schon seit Jahren nicht mehr. Nur Aleah schwelgte hin und wieder in Erinnerungen und überlegte, was wäre wenn. Doch Fragen wie, was wäre, wenn Tate und Carly noch zusammen wären, verkniff sie sich. Überlegungen, ob sie zu dieser Zeit vielleicht gemeinsam Babysachen suchten, oder eine Babyparty machten.

Carly würde sich für ihre Freundin freuen, wenn sie wüsste, was sich in ihrem Leben schon alles ereignet hatte. Dass sie und Gage geheiratet hatten, ein Haus kauften und nun Zwillinge erwarteten.

„Alles was du tun kannst, ist, nach vorne zu blicken“, murmelte Dale nun. „Mach dich nicht dein Leben lang unglücklich, wegen eines Fehlers, den du viel zu früh gemacht hast.“

Tate nickte und verzog dabei den Mund. „Ich hätte für sie da sein müssen.“

Siljan räusperte sich, als er langsam eintrat. „Ich... wollte bloß Besteck holen.“

Tate nickte. Siljan ging an die Schublade. Als er alles hatte, verharrte er einen Moment. Seine Finger schlossen sich fester um das Besteck in seiner Hand, ehe er zu Tate aufsah und den Kopf schüttelte. „Es ist nicht deine Schuld, dass sie verschwunden ist, Tate.“

Tate schnaubte. Früher hatte er an genau dieser Stelle der Gespräche die Flucht ergriffen. War wütend geworden und hatte die anderen zum Teufel gejagt. Doch diesmal kratzte er sich bloß am Kopf und atmete tief durch. „Sie hat mich angerufen, Siljan.“

Siljan sah ihn schief an. „Was... wann?“

„Einige Tage nachdem sie verschwunden war. Sie hat herausgefunden, wo ich bin und dort angerufen.“ Tate schüttelte den Kopf. „Wir haben uns gestritten. Und dann hat sie Lebewohl gesagt.“

Tates Stimme wurde heißer. Siljan atmete tief durch. „Sie ist wegen ihrem Vater weg gelaufen.“

„Sie wollte zu mir kommen“, murmelte Tate nun und sah Siljan in die Augen. „Sie war auf dem Weg nach Quantico.“ Siljan sah ihn entrüstet an. „Aber?“

„Ich habe ihr gesagt, sie solle zurückgehen und die Akademie vernünftig beenden. Dann würde alles gut und...sie weigerte sich. Sie hat sich verabschiedet und aufgelegt.“

„Uff.“ Siljan stieß den Atem aus. „Das ist kacke.“

„Ist es“, mischte sich Dale wieder ein. „Aber deswegen ist es nicht deine Schuld. Tate, das ist viele Jahre her. Außerdem hast du richtig gehandelt. Und du musst damit jetzt abschließen. Lass dir so eine Chance, wie die mit Blanche, nicht entgehen.“ Er stieß sich von der Küchenablage ab. „Wir sind Idioten. Blinde Hornochsen.“ Nun musste er lachen. „Ergreife die Chance, endlich wieder glücklich zu werden.“

Tate runzelte nicht als einziger die Stirn.

„Alter, was stimmt im Moment eigentlich nicht mit dir?“ Siljan musterte Dale.

Dann fiel es Tate wie Schuppen von den Augen. „Du hast jemanden kennen gelernt.“

Dale grinste. „Eigentlich kenne ich sie schon seit dem Collage. Aber wir haben uns lange aus den Augen verloren, bis sie vor drei Monaten in die Stadt zog und mich kontaktierte.“

„Und?“ hakte Siljan nach.

Dale grinste breiter. „Tja, jetzt sehen wir uns öfter. Und ich ahnte damals schon, dass ich mich für sie, statt für meine Ehefrau hätte entscheiden sollen.“ Er zwinkerte Tate zu. „Aber seit heute Mittag bin ich mir sicher.“

Tate nickte zufrieden und hob sein Bier. „Ein Hoch auf die Erleuchtungen des Lebens.“

Dale lachte als er anstieß. „Wahre Worte, Junge.“

Geschändete Seelen

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