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Sklaven und Knechte in den grönländischen Siedlungen

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Auf den größeren Hofstellen halfen Knechte und Mägde, den Haushalt in Gang zu halten. Daneben gab es in den ersten Jahrhunderten der Kolonie wahrscheinlich auch Sklaven und Sklavinnen. Denn die Nordmänner verdienten gut am Sklavenhandel, der in verschiedenen Teilen Europas in der Zeit zwischen 800 und 1200 n. Chr. florierte, besonders als sich die Wikingerüberfälle auf die Britischen Inseln in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts intensivierten. Noch gegen Ende des 10. Jahrhunderts, als Eirik der Rote und seine Gefolgsleute in Grönland siedelten, war mit Sklaven ein gutes Geschäft zu machen. Die gelegentliche Erwähnung von Sklaven in Berichten aus isländischen Siedlungen legt nahe, dass deren Arbeit ein integraler Bestandteil bei der mühsamen Urbarmachung von neuem Land war. Dass Eirik bereits in Island Sklaven gehalten hat, kann als sicher gelten, denn die »Saga von Eirik dem Roten« berichtet von einem durch seine Sklaven ausgelösten Erdrutsch, der einen Nachbarhof schwer beschädigte – und letztendlich die Fehde verursachte, die Eirik von Island vertrieb und ihn nach Grönland verschlug. Als jedoch der irische Sklavenhandel parallel zum »Zeitalter der Wikinger« im frühen 12. Jahrhundert langsam dem Ende entgegenging, hatte das kaum Auswirkungen auf Island und Grönland. Bezahlte Arbeiter waren dort offenbar inzwischen häufig an die Stelle der Sklaven getreten – aus wirtschaftlichen wie sozialen Gründen, zu denen aber weder die christliche Nächstenliebe noch eine gesteigerte Sensibilität für die Nöte der Mitmenschen gehörten.20 Das Ende der Sklaverei bei den Nordmännern war vielmehr eine durch und durch rein pragmatische Entwicklung.

Bei Frauen und Männern mit niedrigem gesellschaftlichem Status war die Grenze zwischen Freiheit und Sklaverei im Alltag nicht immer klar zu erkennen. Die Europäer des Mittelalters erlebten überall Gewalt oder Sklaverei, oft auch miteinander verbunden, als Teil ihres Alltags, und es gibt keinen Grund, warum dies bei den Nordmännern auf ihren Vorposten im Nordatlantik anders gewesen sein sollte. Sklaven und schlecht bezahlte Arbeitskräfte bekamen Arbeit zugewiesen, die ihre Besitzer oder Arbeitgeber nicht gern selbst übernahmen, und selbst eine nordische Frau aus gutem Hause, eine Freie im juristischen Sinn, war sexuell unfrei, weil die Frage, wen sie heiraten und wo sie leben sollte, von Männern entschieden wurde.

Unter den den Nordmännern zugeordneten Fundstellen einer Grabungsstätte der Dorset-Kultur ganz im Norden von Baffin Island entdeckte die kanadische Archäologin Patricia Sutherland Garnstränge, die sehr kunstvoll aus dem Haar des Polarhasen gesponnen waren – ein Beleg dafür, dass es sich um eine lokale Arbeit handelte. Wenn die Leibeigenschaft in Grönland nicht vielleicht länger angedauert hatte als in Island, war diese nordische Frau, die so weit weg von zu Hause im späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert dieses Garn gesponnen hatte, technisch gesehen »frei«, aber sie musste in diesem Lager am Polarkreis ausharren, bis die Jäger, die sie dorthin gebracht hatten, beschlossen, heimzukehren.21

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