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Reisen in die Polargebiete

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Disko Bay war das Zentrum der nördlichen Jagdgründe, die die Nordmänner Nor∂rseta nannten und die damals wie heute von Ureinwohnern ausgebeutet wurden. Der Name scheint auch das Gebiet des Lancaster Sound in Nordostkanada und die Küste Westgrönlands wenigstens bis etwa 73° N umfasst zu haben. Manche Nordmänner könnten in der Region um den Smith Sound und das Kane Basin bis fast 83° N hinaufgefahren sein, wenn man die nordischen Artefakte als Beleg nimmt, die die Archäologen Peter Schledermann und Karen McCullough bei ihrer Arbeit auf Ellesmere Island entdeckten. Ein kleiner, aber unbestreitbarer Beweis für die Reisen der nordischen Grönländer in die Polarregion ist der kleine Runenstein, der in Verbindung mit drei Steinhaufen auf der Insel Kingittorssuaq, direkt gegenüber des Eingangs zum Lancaster Sound (dem Ostende der Nordwestpassage) gefunden wurde. Dieser heute in Kopenhagen aufbewahrte Stein trägt noch die fein gemeißelte Botschaft dreier junger Männer wohl aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er ist auf eine Zeit so früh im Jahr datiert, dass sie entweder dort überwintert haben oder sehr früh zu Beginn der Frühlingsjagd von der Westsiedlung nach Norden aufgebrochen sein müssen.23 Durch die Jagd im Polargebiet verschafften sich die nordischen Grönländer ihre wertvollsten Exportgüter. Walrosszähne waren besonders begehrt, doch wie ich in Kapitel Sieben noch darlegen werde, gibt es keinen Grund für die neuere Ansicht dänischer und norwegischer Autoren, Walrosselfenbein sei so entscheidend für das Überleben der Kolonie gewesen, dass ein Verfall der afrikanischen Elfenbeinpreise im 14. Jahrhundert den Anfang vom Ende der Grönländer bedeutet habe. Der Preis des afrikanischen Elfenbeins verfiel erst nach 1500 n. Chr., und für die Grönländer war das Walrosselfenbein auch nie überlebenswichtig.24 Die tägliche Nahrung lieferten ihnen wie allen anderen auch die Küstengewässer des Nordatlantik; Getreide und andere importierte Lebensmittel waren Luxusgüter. Raseneisenerz und frisches Bauholz zum Schiffbau waren die einzigen lebenswichtigen Rohstoffe, die den nordischen Grönländern im eigenen Land fehlten.

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