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Eirik »der Rote« als treibe nde Kraft

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Die beiden Vínland-Sagas schildern die folgenden Ereignisse etwas unterschiedlich, doch beide machen deutlich, dass Eirik der Rote und seine Familie die Initiative wie auch die Führung bei allen frühen Expeditionen nach Nordamerika innehatten, was in einer sozialen und wirtschaftlichen Hierarchie, die von Häuptlingen beherrscht wird, unter denen Eirik der Ranghöchste war, auch nicht anders zu erwarten ist. Die Kapitäne auf den von den Vínland-Sagas geschilderten Reisen waren seine Söhne und andere Angehörige seines engsten Kreises, wie etwa der zu Besuch anwesende isländische Kaufmann Thorfinn Karlsefni Thordsson und einige seiner isländischen Verwandten und Freunde. Karlsefni spielt eine entscheidende Rolle in der »Saga von Eirik dem Roten«, die Leif Eirikssons Erkundungen als einen Teil seiner Zickzack-Reise von Norwegen nach Grönland beschreibt, während die »Saga von den Grönländern« verschiedene amerikanische Reisen aller vier Kinder Eiriks, auch seiner Tochter Freydis, schildert. Karlsefnis Unternehmen spielt auch in der letzteren Saga eine Rolle, weil er Teil der »Familie« geworden war, indem er Gudrid Thorbjarnardóttir, die Witwe von Leifs Bruder Thorstein, geheiratet hatte. Die Saga hebt auch hervor, dass Leif auf seiner Reise Bjarnis Weg in umgekehrter Richtung wiederholte, indem er erst nach Norden an der grönländischen Küste entlangfuhr und dann die Meerenge kreuzte.

Niemand kennt das Todesdatum Eiriks des Roten, doch die beiden Vínland-Sagas erwecken den Eindruck, er sei gestorben, während die ersten Erkundungsreisen stattfanden. Nach Eiriks Tod hatte Leif das letzte Wort, wenn es um weitere Reisen ging. Zudem wurde jetzt Eiriks Besitz unter Leif und seinen Geschwistern aufgeteilt. Brattahlid ging sicher zusammen mit der Häuptlingswürde an Leif, doch Eirik hatte auch einen Besitz in der Westsiedlung, und der war von Anfang an der Ausgangspunkt der Expeditionen gewesen, die allein darauf abzielten, das ökonomische Potenzial Nordamerikas zu erschließen.

Als Leifs Bruder Thorstein noch lebte, besaß er laut »Saga von Eirik dem Roten« eine halbe Hofstelle am Lysufjord. Das ist höchstwahrscheinlich ein Hinweis auf Thorsteins Anteil an seinem väterlichen Erbe, das, als Thorstein starb, auf seine Witwe, Gudrid Thorbjarnardóttir, Karlsefnis zukünftige Frau, überging. Bei der Beschreibung der von Karlsefni geleiteten Expedition merkt die »Saga von Eirik dem Roten« an, dass die Schiffe zunächst zur Westsiedlung fuhren, bevor sie weiter zu den Bäreninseln segelten – damit müssen Disko Island oder andere Inseln weiter im Norden gemeint sein. Wahrscheinlich nahmen Karlsefni und seine Besatzung, die den Berichten zufolge aus fünfundsechzig Mann bestand, in der Westsiedlung, vermutlich in Sandness, Wasser und Proviant an Bord.

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