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Über die Lage der Stadt GranadaGranada, Ort

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Beim Beschreiben von GranadaGranada, Ort, der größten Stadt des Reiches von Granada, könnte ich sie eher als ein Reich denn als eine Stadt bezeichnen. Sie ist im Osten von vielen und hohen Bergen umgeben, einige davon reichen gleichsam bis zu den Wolken. Ich glaube, sie sind höher als die AlpenAlpen, Gebirge in ItalienItalien, L.1. Aber obwohl die Gegend warm und mediterran ist, sieht man trotzdem während des ganzen Sommers auf den höchsten Bergjochen reichlich Schnee. Gegen Süden, Norden und Westen liegt eine sehr große und sehr schöne Ebene, die weitgehend von kleineren Hügeln umgeben ist. Diese große Ebene lässt sich überall bewässern und hat einen so fruchtbaren und üppigen Boden, dass dieser zweimal jährlich Getreide hervorbringt. Ich verschweige weitere Pflanzen wie Rüben, Möhren, verschiedene Hirsearten, Linsen, Bohnen und weitere Früchte. Und weil es in jener Ebene nicht schneit, gedeihen verschiedene Arten von Bäumen, vor allem Oliven, Quitten, Feigen, Mandeln, Granatäpfel, Apfelsinen, Zitronen usw. Es gibt fast das ganze Jahr über Früchte. Im April reifen die Kirschen, Disteln, die sie Artischocken nennen, und andere Früchte; im Mai verschiedene Arten von Äpfeln und Birnen; schon bald im Juni bis zum November Trauben verschiedener Art. Ende Oktober, als wir dort waren, sahen wir noch viele Trauben an den Weinstöcken hängen. An den Stellen der Ebene, die von der Sonne verwöhnt werden, reifen die Früchte sehr schnell. Aber auch in den Bergtälern und an schattigen, etwas kühlen Orten, wo es immer Tau gibt, wachsen Früchte, jedoch ein bisschen später2.

In einer schönen Ebene am Fuß der Berge gibt es Gärten fast zu Tausenden sowie liebliche Plätzchen, die alle durch Kanäle bewässert werden. Es sind Gärten, wie ich wiederhole, voll mit Häusern und Türmen, die während des Sommers bewohnt werden; wenn du sie zusammen von ferne siehst, glaubst du, eine sehr große und phantastische Stadt zu sehen. Hauptsächlich nach Nordwesten, etwa eine große Meile oder etwas mehr entfernt, sahen wir diese Gärten, es gibt nichts Bewundernswerteres. Den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) gefallen die Gärten sehr, und sie sind so geschickt, wenn sie sie anlegen und bewässern, dass man sich nichts Besseres vorstellen kann. Es ist außerdem ein Volk, das sich mit wenig begnügt und größtenteils von den Früchten lebt, die ihnen das ganze Jahr hindurch nicht fehlen. Sie trinken keinen Wein, bereiten jedoch große Mengen an Rosinen, die sie „bautzas“3 nennen. Für ihr Vieh wie für Pferde und Esel finden sie leicht Weiden. GranadaGranada, Ort hat auch hohe Berge, Ebenen und Täler, die wegen des Wassermangels nicht bewässert und nicht von Menschen bewohnt werden können. Dort grasen unendlich viele Viehherden: Ziegen, Schafe, sehr große und dicke Ochsen. In den Bergen gibt es auch unglaublich viele Hirsche, Bären, Damwild, Kaninchen und hauptsächlich Wildschweine. Das Fleisch des Hirsches ist äußerst günstig. Auch ist man über so viele Rebhühner sehr erstaunt. Es sind große Rebhühner mit roten Schnäbeln und Krallen. Als wir durch die Berge von VeraVera de Levante, Ort nach AlmeríaAlmería, Ort ritten, scheuchten wir in einer Stunde 4 oder sechs Schwärme von Rebhühnern auf. In Vera kauften wir eines für 5 Denare, von denen fünfzig einen rheinischen Gulden ausmachen, in Granada kann man hingegen vierzig für einen Dukaten kaufen, weil es dort so viele Esser gibt4. Auch wachsen viele Zwergpalmen5, deren Strunk schon im Oktober, wenn sie jung sind, ausgeschnitten werden kann und mit Salz eine milde Speise liefert.

Von den höchsten Bergen fließen durch zwei Täler, in deren Mitte der Berg der AlhambraGranada, OrtAlhambra liegt, zwei ziemlich große Flüsse und einige andere kleinere durch andere Täler; mit ihrem Wasser wird ganz GranadaGranada, Ort durch ein phantastisch ausgeklügeltes System von Wasserläufen bewässert6. Der größte Teil der Ebene wird sehr gut mit Wasser versorgt. Schließlich vereinigen sich diese Flüsse nach 8 Meilen in einem Tal der bewehrten Stadt LojaLoja, Fluß, dort ist die Grenze Granadas gegen Westen mit der Provinz von KastilienKastilien, L., die AndalusienAndalusien, L. heißt. Sie werden vom Fluss GuadalquivirGuadalquivir (Betis), Fluß aufgenommen7. Oh, wie fruchtbar ist das Land an aller Art von Früchten, mit denen jedermann sein Leben bestreiten kann! Die Ebene ist ebenso voll von kleinen Orten, die wir villae nennen; dort widmen sich SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) der Bearbeitung des Landes.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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