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Über das Spiel mit dem Zuckerrohr
ОглавлениеAm 26. Oktober, dem Sonntag vor dem Fest von Simon und Judas, ließ der freigiebige Graf von TendillaLópez de Mendoza y Quiñones, Iñigo, Gf. von Tendilla (1479–1515), Generalgouverneur von Granada1 zu unseren Ehren etwa hundert seiner besten Ritter zusammenrufen. Sie sollten auf einem Platz der AlhambraGranada, OrtAlhambra, der etwa 130 Schritte lang war, eine Art Kampfspiel vorführen: In zwei Gruppen aufgeteilt, mussten die einen die anderen mit breiten und gespitzten Zuckerrohren angreifen, die wie Lanzen aussahen; andere ergriffen die Flucht, schützten ihren Rücken mit einem Rundschild, dann griffen sie in gleicher Weise andere an – auf ihren Reitpferden2, die so pfeilschnell waren und überall hinlaufen konnten, dass sie unübertrefflich schienen. Das Spiel ist ziemlich gefährlich, aber wenn sich die Spieler in dieser fiktiven Schlacht üben, haben die Ritter im wirklichen Krieg weniger Angst vor den Lanzen. Dann, mit kürzeren Zuckerrohren und mit dem Pferd an der Leine, gaben sie vor, Pfeil und Bogen zu benutzen. Niemals sah ich ein so schönes Schauspiel3!
Früh am 27. Oktober rief der genannte Graf wiederum zu unserer Ehre alle hervorragenden Ritter zusammen, mit Zeichen, Waffen, Pferden und Kriegsgerät. Es waren sechshundert. Er ließ sie antreten und gab danach jedem einzelnen den Sold von zwei Monaten. Diejenigen, die nicht angemessen mit Pferd oder Waffen ausgestattet waren, schickte er fort.
Zu unserer Herberge kamen auch Flötisten, Violinisten und Trompeter, die uns mit ihrem Spiel begrüßten. Oh, wunderbarer Graf der bekannten Familie TendillaTendilla, Ort, wieviel Ehre hast du uns erwiesen! Der gesegnete Gott möge es dir lohnen, weil wir es dir nicht vergelten können!
Ein gewisser Herold des Grafen stand uns dauernd zur Seite, es war ein adliger Mann, der als kleines Kind durch den BöhmenBöhmen, L. Leo von BodebratLeo von Rožmital und Blatna (auch fälschlich Leo de Bodebrat) († 1480), böhmischer Adliger, Reisender (Podiebrad)4 nach DeutschlandDeutschland, L. gekommen war5. Er sprach perfekt die böhmische und die lateinische Sprache und erzählte uns viele gute Dinge von Don Gabriel TegelTetzel, Gabriel III. (Gabriel Tegel) († 1479), Nürnberger Ratsherr, Reisender (Tetzel)6 und von Gabriel MuffelMuffel, Gabriel († 1498), Nürnberger Ratsherr, Reisender7, Begleiter der Reise von Herrn Leo. Es unterstützten uns auch die deutschen Drucker Jakob MagnusJakob Magnus, dt. Drucker von StraßburgStraßburg, Ort, Johannes von SpeyerJohannes (aus Speyer) dt. Drucker, Jodocus von GerlishofenJodocus, dt. Drucker und andere8.