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Über die Größe der Stadt

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Die Stadt GranadaGranada, Ort hat 7 Hügel und Berge mit den entsprechenden Tälern, die alle bewohnt sind. Der Hang gegenüber der AlhambraGranada, OrtAlhambra ist jedoch der größte. Südlich der Alhambra gibt es am Fuße eines Berges eine andere Stadt, die sie AntequeruelaGranada, OrtAntequeruela1 nennen; diese erbauten vor etwa 80 Jahren nach Granada gekommene Flüchtlinge, nachdem die sarazenische Stadt AntequeraAntequera, Ort von Christen erobert worden war. Auch in der Umgebung der Ebene gibt es viele Berge. Gegen Norden liegt AlfakarAlfakar, Ort, eine weitere Stadt außerhalb der alten Mauern der eigentlichen Stadt Granada. Dort sind die Straßen so eng und schmal, dass die Häuser sich weitgehend im oberen Teil berühren. Meist kann ein Esel einem anderen Esel nicht ausweichen, außer in den wichtigeren und bekannteren Straßen, die vielleicht eine Breite von 4 oder 5 Ellen haben, so dass ein Pferd ein anderes vorbeilassen kann. Man kann es kaum glauben: Die Häuser der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) sind größtenteils ausgesprochen klein mit winzigen Räumen, die außen schmutzig, innen aber sehr sauber sind. Fast alle besitzen Wasserzuläufe und Zisternen. Sie haben in der Regel zwei Wasserkanäle, einen für das klare Trinkwasser, einen anderen, um Schmutz, Kot usw. abzutransportieren. Die Sarazenen verstehen sich perfekt darauf, so zu bauen. In allen Straßen gibt es offene Kanäle für das Abwasser, so dass jedes Haus, falls es wegen der schlechten Lage keine Leitung besitzen sollte, während der Nacht alle Abfälle in diese Kanäle werfen kann. Kloaken gibt es nicht im Übermaß, aber die Menschen sind sehr sauber.

Im Gebiet der Christen ist ein Haus 4 oder 5mal so groß wie bei den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime). Innen sind sie so verwinkelt und verschachtelt, dass man sich in Schwalbennestern wähnt. Das ist wohl der Grund dafür, dass man sagt, in GranadaGranada, Ort gebe es mehr als hunderttausend Häuser; dies glaube ich gern2. Die Geschäfte und Häuser werden mit schmalen Holzflügeln geschlossen sowie mit hölzernen Schlössern und Stiften, wie man es in Ägypten und AfrikaAfrika, L. zu tun pflegt. Alle Sarazenen stimmen untereinander nicht nur in den Gebräuchen des Ritus überein, sondern ebenso in Lebensgewohnheiten, bei Verwendung von Gerätschaften, in der Art ihrer Häuser und anderen Dingen. Der König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) hat schon bestimmt, dass viele Straßen verbreitert und Verkaufshäuser erbaut werden sollten, dabei mussten einige Häuser abgerissen werden3.

Er befahl auch, das Judenviertel zu zerstören, wo etwa zwanzigtausend Juden lebten, und ließ auf seine Kosten ein großes Hospital und eine KathedraleGranada, OrtKathedrale zu Ehren der seligen Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi errichten4; wir sahen sie fast schon vollendet bis zum Dach und der oberen Abdeckung, sie wird der Bischofssitz sein5. Oh, wie wunderbar und vielgestaltig sind die Gebäude, die mit königlichen Mitteln gebaut werden! Auch die adligen und reichen SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) besitzen in GranadaGranada, Ort wunderbare und sehr repräsentative Häuser mit Höfen, Gärtlein, fließendem Wasser und anderen Dingen. Der König schickte mehr als hundert auf seine Kosten gegossene Glocken – einige sahen wir im Garten des Klosters des heiligen HieronymusGranada, OrtNuestra Senora de la Concepción, Kl.Hieronymus (†419/20) Hl., Kirchenvater –, die er in ganz Granada verteilte6. Oh, wie wunderbar und besorgt nimmt der König seine Aufgaben gegenüber der respublica Christiana wahr.

Wie ich schon sagte, ist das Volk in GranadaGranada, Ort unzählbar. In den Zeiten der Belagerung, als die anderen Städte der Umgebung erobert wurden, gab es in der Stadt mit den Flüchtlingen der anderen Orte mehr als zweihunderttausend Männer, die zum Krieg gerüstet waren. Sie waren allerdings von solcher Furcht gelähmt, dass sie nichts gegen den (christlichen) König unternahmen. Man ist erstaunt über die Lebensmittel, mit denen sie sich ernähren. Es gibt das ganze Jahr hindurch ein Übermaß an Früchten, von denen dieses bescheidene Volk lebt, das ebenso wenig Wein trinkt; die Menge (der Lebensmittel) wäre schon ausreichend für ein größeres Volk. Sie stellen Brot aus verschiedenen Zutaten her, so zum Beispiel aus Weizen, Hirse oder Mais.

Nachdem GranadaGranada, Ort erobert und der christlichen Herrschaft unterworfen worden war, flohen mehrere tausend Menschen – mehr als vierzigtausend Männer7 – mit ihren beiden Königen nach AfrikaAfrika, L.8. Viele starben während der Belagerungszeit auch an Hunger, andere verließen das Reich. Dennoch blieb bisher eine große Zahl von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) in der Stadt. Es ist kaum 4 Monate her, dass im Juni etwa fünfzigtausend heimlich gegen die Christen konspirierten, mit der Absicht, diese, die inzwischen kaum zehntausend Einwohner erreicht hatten, bis auf den letzten zu töten. Die Verschwörung wurde entdeckt, weil ein Sarazene vorzeitig gewisse Drohungen einem Christen gegenüber aussprach und gefangengenommen wurde. Im Haus eines Sarazenen wurden Waffen für vierhundert Männer entdeckt. So konnte diese Konspiration beigelegt werden. Und obwohl die Sarazenen die Erlaubnis haben, frei zu leben und ihre religiösen Kulte noch drei Jahre lang praktizieren dürfen, ein Zeitraum, der im Monat Januar endet9, zerbricht langsam ihre Standhaftigkeit und ihr Widerstand, weil ihnen alle Meerhäfen abgenommen wurden und die größten Städte der Umgebung schon von Christen bewohnt werden, so dass es sehr schwierig sein dürfte sich aufzulehnen.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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