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Über die Riten und Kleider der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime)

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Nur Männer betreten die Moscheen und beachten das Gesetz des Pseudopropheten1 MohammedMohammed / Muhammad, Begründer des Islam skrupulös und mit höchster Ehrfurcht. Mohammed verleugnet im Koran, der im Arabischen eine Sammlung von Vorschriften bezeichnet, er leugnet, so sage ich, wie AriusArius († 336), Presbyter aus Alexandria die Dreiheit der Personen und wie NestoriusNestorius († 451), Patriarch von Konstantinopel (428–431) das Menschsein (Christi)2. Er gesteht nicht zu, dass Gott Vater sei, und bestätigt, dass es ohne fleischliche Vereinigung keinen Vater gebe. Er sagt aber, dass Jesus ChristusJesus Christus von der Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi als reiner Mensch geboren wurde, und nicht als Gott, und dass er nicht starb, weil er wegen seiner Güte des Todes nicht würdig gewesen sei. Er habe auch nicht unter der Herrschaft der Juden gelitten, sondern ein anderer an seiner Stelle. Das Paradies der (Muslime) besteht in den Genüssen, im Essen, im Trinken, in Kleidung, im Koitus, in der Musik, in den anderen fleischlichen Freuden, wie er in seinem törichten Koran niederlegt. Mohammed leugnet auch alle Sakramente und sagt, es seien Netze und Verführungen des Klerus. Er gibt auch vor, dass alle nach ihrer Religion gerettet werden könnten, dass Christus im Paradies weile und dass er eines Tages den Antichristen töten werde. Die Muslime befolgen strikt das Geben von Almosen und das Fasten, das von der Stunde des Sonnenaufgangs morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit währt3. Sie verrichten auch Gebete, die sie sorgfältig ausführen4. Sie verehren ebenso die Jungfrau MariaMaria / Maryam, Hl., bibl. Gestalt, Mutter Jesu Christi, die heilige KatharinaKatharina von Alexandria († vermutlich 307/15), Hl. (von Alexandria), den heiligen JohannesJohannes der Täufer, († um 29), Hl. (den Täufer) und geben ihren Kindern diese Namen5.

Ein Greis zeigte mir einen Rosenkranz, der aus Dattelkernen gefertigt war, und sagte, dass diese von der Palme stammten, von der Maria aß, als sie nach Ägypten geflohen sei. Er küsste den Rosenkranz und sagte, er sei für die Schwangeren zuträglich, wie er schon festgestellt habe.6

Sie vertreten auch die Meinung, dass diejenigen, die sich in dieser Welt von allen Gelüsten rigoros enthielten, im anderen Leben mehr genießen können und dass diejenigen, die sich in einem geringeren Grade enthielten, auch weniger Freuden dort genössen. Der Freitag gilt für sie wie der Sabbat. Nach ihren Gebeten kehren sie zu ihren Arbeiten zurück und sagen, dass Müßiggang aller Laster Anfang sei und dass Gott uns aufgetragen habe, unter Schweiß und mit Arbeit zu leben7. Sie sind sehr große Anhänger von Gerechtigkeit, sie sind exakt beim Wiegen, meiden die Lüge, aber sehen ihr Ziel einzig im Genuss.

Jeden Morgen, zwei Stunden vor Aufgang der Sonne, das heißt zur Stunde der Morgendämmerung, ebenso mittags und abends8, steigen ihre Priester auf die Türme, laufen herum und rufen aus „Gott ist groß und mächtig und MohammedMohammed / Muhammad, Begründer des Islam ist sein Bote und Vorläufer“. Sie rufen auch noch viele andere Gebete, in denen sie Gott auf ihre Art als ehrwürdig preisen, sie verwenden übrigens wunderbare Intonationen und Pausen, dass niemand sie ohne Kunst lernen kann. Es wirkt allerdings eher, wie ich oben geschrieben habe, wie ein Heulen, nicht wie ein Gesang9. Manchmal dauern ihre Gebete tatsächlich bis zu zwei Stunden, was in einer Moschee in der Nähe unserer Herberge geschah. Wenn sie sich in der Moschee vereinen, bleiben sie stehen, ordentlich und mit nackten Füßen, sie waschen sich vorher ihre Füße, die Hände, die Augen, die Geschlechtsteile und das Gesäß. Auf ein Zeichen des Priesters beugen sie zunächst den Kopf, klopfen sich an die Brust, dann werfen sie sich zu Boden und beten, schließlich erheben sie sich wieder von neuem. Dies machen sie dreimal und sind überzeugt, dass sie so von ihren Sünden befreit sind, dann kehren sie an ihre Arbeit zurück. Sie verehren wirklich auf ihre Weise Gott sehr ehrfürchtig. Es gibt so viele Lichter in ihren Tempeln, dass es nichts Besseres gibt. Ihre Priester, die zu mehreren sind, tragen ein weißes Gewand und haben auf dem Kopf ein ebenfalls schneeweißes Tuch. Sie sind sehr ehrfürchtig und haben ihre Wohnstätten in der Nähe der Hauptmoschee, dort sprechen sie auch Recht und erledigen Notariats- sowie andere geistliche Geschäfte.

Der Reisebericht des Hieronymus Münzer

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