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Vom Sieg über das Reich von GranadaGranada, Ort
ОглавлениеAls der ehrwürdigste und unbesiegbare König FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) mit seiner keuschesten und ehrwürdigsten Königin IsabellaIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón die Reiche ihrer Väter und Großväter als Erbe in Besitz nahmen, gab es so viele Zwistigkeiten zwischen den Adligen, den Städten und den Erzbischöfen, gab es so viele kleinere innere Kriegshandlungen, gab es so viel Streben um das eigene Wohl, belästigten die Juden und MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten das Volk so sehr, dass der König viele Jahre lang äußerst damit beschäftigt war, alle diese Angelegenheiten friedlich zu regeln und alles in einen guten Zustand zu überführen. Es hatten sich die Fälle von Raub und Diebstahl so gehäuft, dass es kaum mehr werden konnten. Nachdem er alle seine Reiche befriedet hatte, richtete er seinen edlen Sinn darauf, die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) aus GranadaGranada, Ort, der Blume SpaniensSpanien, L., zu vertreiben1. Granada war nämlich ein schrecklicher Kerker für die Christen, wo normalerweise zehn- oder zwanzigtausend Christen jedes Jahr zu härtester Sklavenarbeit und dem Tragen von Ketten gezwungen wurden, wie Tiere zur Bestellung von Feldern und zu den schmutzigsten Arbeiten2. Außerdem flohen die Adligen des Königs von Spanien, die vor ihm wegen ihrer Verbrechen Angst hatten, nach Granada als einem sicheren Unterschlupf und konnten dort ihre unzähligen und schändlichen Intrigen weiterspinnen. Der König überraschte sie aber, weil nur er, die Königin und der Marquis von CádizRodrigo Ponce de León († 1492), Marquez de Cádiz, Historiograph3 die untereinander getroffenen Absprachen kannten, so dass kein Verräter stören konnte. Bald hatte er mehr als sechzigtausend Esel und Maultiere zu seiner Verfügung, um die verschiedensten Arten von Gütern heranzuschaffen. Ich schweige zu den Ochsen und Wagen, welche die verschiedenen Kriegsgüter herantransportierten. Aber der gütige Herr gab von oben unserem siegreichen FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) den Geist des Rates und der Klugheit sowie einen starken Arm, so dass FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) in zehn Jahren ganz Granada besiegte, teilweise mit Gewalt, teilweise durch Unterwerfung, teilweise mit Vorsicht, teilweise mit Gold und Silber, welches er vielen Kastellanen gab, damit sie nach Übergabe der Befestigungen nach AfrikaAfrika, L. flöhen. FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) schnitt vor allen Dingen die Versorgung ab, so dass die Betroffenen bis zum Schluss großen Hunger leiden mussten4.
Der (muslimische) König von GranadaGranada, Ort war, wie man berichtet, überzeugt, dass sich unser unbesiegbarster König mit Rat und Vorsicht dazu anschickte, über die Grenzen in das Reich einzufallen; er rief die Adligen und Vornehmen des Reiches zusammen, legte einen großen Teppich auf den Boden, auf dem er in der Mitte einen silbernen, mit Gold gefüllten Pokal stellte, und sagte: „Wer den Pokal heben wird, ohne den Teppich zu verletzen, dem gehöre das Gold.“ Aber niemand war in der Lage, dies zu tun, und der König rollte daraufhin den Teppich zusammen, so ließ sich das Gold leicht aufheben, und er sagte: „Die Städte der Umgebung bedeuten den ausgebreiteten Teppich, und die Stadt Granada ist das Gold, das in der Mitte liegt. Der König der spanischen Reiche Ferdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)wird nun dem Reich eine Stadt nach der anderen wegnehmen, und zum Schluss wird er sich dieses goldenen Granadas bemächtigen.“ Die vollständige Eroberung des Reiches ist in einem speziellen Bericht aufgezeichnet worden; aus Gründen der Kürze schreibe ich hierüber nichts weiter5.
Der König von SpanienFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516)Spanien, L. ließ, bevor er im Triumphzug in GranadaGranada, Ort einzog, ein besonderes TorGranada, OrtPuerta del Hierro bauen6 und ließ ebenfalls einen Weg an der Befestigung der AlhambraGranada, OrtAlhambra vorbei anlegen, um dort das Kriegsgerät zu transportieren. Zuerst gewann er alle Christen in Ketten für sich, die schon seit vielen Jahren in schrecklichen Kerkern gehalten wurden und die schrien: „Gelobt sei der Gott Israels, der uns besuchte und der sein Volk befreite.“7 In einer großen Prozession zog zunächst der ganze Klerus ein, mit heiligen Gewändern bekleidet, dann die Krieger mit ihren Waffen, mit einem erhobenen Kreuz, damit sie von allen gesehen würden. Oh, wieviel Beifall, Tränen und Freude du damals gesehen hättest! Es ist unmöglich, dies alles zu beschreiben. Sie stiegen zur Alhambra empor, und auf dem höchsten Turm zur Stadt hin hissten sie zunächst die Fahne unseres gekreuzigten Herrn, dann die Fahne des heiligen JakobusJakobus der Ältere († um 44), Apostel, Hl. (als Iacobus auch mittelalterlicher Buchtitel des Liber Sancti Jacobi), schließlich diejenige KastiliensKastilien, L. und intonierten mit lauter Stimme das Vexilla regis prodeunt8. Eine dort aufgehängte Glocke begann zu läuten. Als die SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) dies hörten, beweinten einige ihr Unglück, andere blieben vor Verwunderung stehen, weil sie niemals den Klang und den Schlag einer Glocke gehört hatten9. Auf diese Weise erlangte der ruhmreiche König das Reich, dessen Schritte nach seinem Willen der Gott Jakobs gelenkt hatte.
Während alle Kastelle und Städte erobert wurden, beschäftigte sich der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) verstärkt damit, die Einnahme von GranadaGranada, Ort zu planen. Zunächst ließ er in einer fruchtbaren Ebene eine kleine Stadt erbauen, etwa eine gute Meile von Granada entfernt in Richtung Westen. Sie wurde mit Mauern, Gräben und anderem Verteidigungswerk befestigt. Er gab diesem Ort den Namen Santa FéSanta Fe, Ort10. Er existiert noch heute und ist gut besiedelt. Der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) schwor bei seiner Krone, die Gegend von Granada nicht zu verlassen, bevor er als Sieger in die Stadt einzöge. Vor den Toren von Santa Fé gab es ein Feld für das Heer. Von diesem Ort aus verhinderte er jeglichen Nachschub für die Belagerten. So vernichtete er mit Sensen und Schwertern die Ernte in zwei aufeinanderfolgenden Jahren. Er stieg sogar selbst vom Pferd und schnitt das Getreide mit eigener Hand, damit die Krieger williger gehorchten. Und im dritten Jahr belagerte er die Stadt vom Monat Mai bis zu den Kalenden des Januars. Er sorgte selbst für eine so große Hungersnot, dass die Belagerten Maultiere, Hunde, Pferde, Ratten und andere Tiere aßen. Schließlich, am 6. Januar, im Jahre des Heils 1491 (1492)11 zog der KönigFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) als Sieger im Triumphzug in die Stadt ein und wurde als König von GranadaMohammed XIII. ibn Saʿd / al- Zagal, Herrscher von Granada (1485–1486) begrüßt. Zur Morgendämmerung erschien eine Menge von mehr als zweihunderttausend SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) und wollte das königliche Heer schlagen, das damals etwa vierzigtausend Menschen zählte. Plötzlich aber bemerkten sie, dass sich der Mond verfinsterte, und sahen darin ein schlechtes Omen: Sie kehrten um und ergaben sich, weil ihnen – wie ich schon sagte – die Kräfte fehlten12.