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3Trancephänomene 3.1Einführung

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Einen großen Teil meiner Arbeit möchte ich dem Erkennen, Beschreiben und der Bedeutung der Trancephänomene widmen, da sie sich direkt auf die Hypnose beziehen, die in diesem Ansatz eine der grundlegenden Techniken darstellt. Der Begriff »Hypnose« wird oft alternativ zu »Trance« verwendet. Meist aber betrachtet man Trance als Teil der Hypnose, als einen der fünf Schritte der Hypnose: das Säen der Idee, die Induktion, die Trance, die Einstimmung auf die Zukunft und das Herausführen aus der Hypnose. Die Trance ist der Teil der Hypnose, in dem der Kern der therapeutischen Veränderungen vonstatten geht.

Trance wird auf mehrere Arten definiert. Ich möchte hier die Definition von Milton Erickson (1967, p. 116) verwenden:

»Trance ist der innere Zustand einer Person, gestützt auf deren gebündelte Erfahrungen, die mit Gemerktem und Erlerntem verbunden und nicht zwangsläufig auf bewusster Ebene registriert sind. (…) Der Trancezustand ist eine Erfahrung der jeweiligen Person, der Therapeut kann bloß erkennen, wie er Reize oder Suggestionen einsetzen kann, um diesen Zustand hervorzurufen …«.

Tom W. Wall (1991, p. 61) beschreibt Trance als

»eine subjektive Erfahrung, die aus einem sich Umstellen von der äußeren Realität auf die innere Realität entsteht«.

Milton H. Erickson und Ernest L. Rossi (2014, p. 3) geben an:

»Die therapeutische Trance ist ein zeitlicher Raum, in dem Beschränkungen, die aus den alltäglichen Überzeugungen und Bezugsrahmen heraus entstehen, vorübergehend ausgeschaltet werden, sodass sich das Individuum für veränderte Assoziationsmuster und andere Arten der mentalen Aktivität, durch die Probleme gelöst werden können, öffnen kann.«

Die Hypnose gilt als »Mutter aller modernen therapeutischen Möglichkeiten«. Schwierig ist es jedoch, einen genauen Ort oder eine Person zu benennen, um Ursprung oder Urheber der Hypnose eindeutig zu bestimmen.

Neben Franz Anton Mesmer (1734–1815) und dem schottischen Arzt James Braid (1795–1860), wurde die Hypnose auch von den französischen Ärzten Hyppolyte Bernheim (1837–1919) und Jean Martin Charcot (1825–1893) – Lehrer von Pierre Janet (1859–1919) und Sigmund Freud (1856–1939) – angewendet.

»Die im 20. Jahrhundert von Ärzten wie John G. Watkins und Milton H. Erickson entwickelte Hypnose wurde zu einem wirkungsvollen therapeutischen Instrument« (Gilligan 2002).

Die Hypnose ist nämlich nicht nur das älteste, sondern auch eines der am besten bekannten und wirksamsten Instrumente in der Psychotherapie.

Der Therapeut beobachtet den Klienten und dessen Verhalten und hört sich an, was der Klient berichtet. Dabei analysiert er seine eigenen emotionalen Wahrnehmungen, kognitiven Prozesse oder Signale des Körpers und betrachtet sie als wesentliche diagnostische Anhaltspunkte. Auf dieser Grundlage schlussfolgert er auf Erfahrungen mit Trance, die beim Klienten für gewöhnlich vorhanden sind. Daraufhin schafft der Therapeut Bedingungen, um durch Trance die Prozesse hervorzurufen, bei denen eine therapeutische Intervention notwendig ist. Ebenso wie in den übrigen Bereichen, in denen die Diagnostik durchgeführt wird, geht es auch hier nicht darum, alle Trancephänomene beim Klienten zu beschreiben. Wichtig ist, die Trancephänomene auszuwählen, die beim Klienten dominieren und am deutlichsten auftreten. Diese Auswahl wird später für die Art der Trancearbeit, die in der Therapie zu Anwendung kommt, entscheidend sein. Der Therapeut sollte einige, zumindest aber zwei oder drei der dominierenden Trancephänomene beim Klienten bestimmen. Führt er die Diagnostik nur im Bereich eines Trancephänomens durch, könnte das dazu führen, dass sich der Klient unter Druck gesetzt fühlt, in diesem einen vom Therapeuten bestimmten Bereich arbeiten zu müssen. Werden mehrere dominierende Trancebereiche bestimmt, bleibt dem Klienten hingegen eine Wahlmöglichkeit. Dies verleiht der Therapie den Charakter eines Dialogs und erleichtert die Zusammenarbeit von Therapeut und Klient.

Die Trancephänomene laufen in einem Bereich ab, der vom Klienten nicht bewusst wahrgenommen wird. Sie können folgendermaßen verstanden und eingesetzt werden:

•als Antwort bzw. Reaktion auf eine Suggestion des Therapeuten

•als spontane (nicht suggerierte) Aktivität des Klienten während der Therapiesitzung

•als eine im täglichen Leben auftretende Manifestation des Unbewussten, die sich im Verhalten des Klienten beobachten lässt.

Hier möchte ich mich auf die Trancephänomene konzentrieren, die sich im alltäglichen Leben des Klienten als sich wiederholende Manifestationen des Unbewussten zeigen. Auf die beiden ersten Möglichkeiten, wie Trancephänomene verstanden werden können, möchte ich nur kurz eingehen.

Trancephänomene können suggeriert werden, also vom Therapeuten während einer Therapiesitzung hervorgerufen. Derartige Reaktionen sind sowohl für den Klienten als auch für den Therapeuten von Bedeutung. Zeigt der Klient auf eine Suggestion hin ein Verhalten, das von seinen alltäglichen Erfahrungen abweicht, so gilt das für den Therapeuten als Bestätigung dafür, dass sich der Klient in Trance befindet. Dieses Verständnis der Trancephänomene war über viele Jahre hinweg vorherrschend und charakteristisch für die klassische Hypnose. In der klassischen Hypnose galt es als Trancephänomen, wenn der Klient im Zustand der Trance ein Verhalten zeigte, das für den Trancezustand charakteristisch war, außerhalb dieses Zustandes jedoch nie auftrat. Man könnte eine lange Liste der am häufigsten suggerierten Reaktionen anführen: Entspannung, Handlevitation, Dissoziation (sowohl auf mentaler als auch auf physischer Ebene), Halluzination (positive oder negative), Anästhesie, Analgesie, Altersregression, ideomotorisches Verhalten, Katalepsie, Störungen der Zeitwahrnehmung, Amnesie, Hypermnesie, automatisches Verhalten (automatisches Schreiben oder Zeichnen) sowie posthypnotische Suggestion.

Für den Therapeuten, der die Sitzung durchführt, sind diese Reaktionen auch ein Beleg dafür, dass der Klient mitarbeitet. Kommt es allerdings zu keiner Zusammenarbeit, erhält der Therapeut das Signal, einen anderen Bereich für eine Zusammenarbeit auszuwählen, oder die Technik, die er anwendet, zu modifizieren. Trancephänomene können entweder direkt oder aber indirekt suggeriert werden. Dies hängt davon ab, ob eine Person gut auf Suggestionen reagiert, oder ob sie sich dagegen sträubt und genau das Gegenteil tut. Diese Art der Reaktion, bei der der Klient das Gegenteil von dem tut, was ihm suggeriert wurde, wird Kontra-Suggestibilität genannt und ist vor allem bei Klienten typisch, die in der Kindheit Druck vonseiten der Eltern, oder zumindest eines Elternteils, ausgesetzt waren.

Trancephänomene wahrzunehmen ist auch für den Klienten sehr wichtig. Dadurch gewinnt er die Erfahrung, sich selbst, seine Emotionen und Signale seines Körpers anders als in der gewohnten Weise zu erleben. Der Klient bekommt die Möglichkeit, sich selbst zu erfahren und denkt anders über sich, als er es früher getan hat. Er entdeckt sich selbst und unbekannte, bisher nicht zugängliche Seiten seiner Persönlichkeit. Oft ist der Klient über sich und seine Reaktionen erstaunt.

Trancephänomene können auch während der Therapiesitzung als spontane und nicht vom Therapeuten provozierte Aktivitäten auftreten, was darauf hindeutet, dass beim Klienten eine wesentliche Engführung der Aufmerksamkeit vorliegt. Hierfür könnte man folgende Beispiele anbringen: das kataleptische Anhalten der verbalen oder nonverbalen Aktivität für einige Sekunden (oder länger), was umgangssprachlich als »vor sich hin starren« oder »geistesabwesend sein« bezeichnet wird, intensive und deutliche emotionale Reaktionen, hervorgerufen durch das Erzählen von längst vergangenen Ereignissen (Altersregression und Assoziation) sowie Reaktionen wie Schwitzen oder Zittern während eines Gesprächs über bevorstehende Prüfungen (Zeitprogression und Assoziation) und lebhafte Erinnerungen an schmerzhafte Details und scheinbar vergessene Geschehnisse aus der Vergangenheit (Hypermnesie). Manchmal ist der Klient auch verwundert darüber, dass die Sitzung so schnell vergangen ist, wo sie doch eben erst begonnen hatte, die Uhr aber anzeigt, dass bereits eine Stunde ins Land gegangen ist (Störung der Zeitwahrnehmung). Oft lässt sich auch beobachten, dass es während der Trance spontan zum Auftreten von Trancelogik kommt, die als »Fähigkeit des sich in Trance befindenden Individuums, logische Ungereimtheiten zu demonstrieren« verstanden wird (Wall 1991). Zumindest einige Trancephänomene, die als spontane, wesentliche Engführung der Aufmerksamkeit verstanden werden, sind bereits deutlich früher beobachtet worden, als die Anfänge der klassischen Hypnose datiert werden. Verhaltensweisen wie »mit offenen Augen träumen« (vor sich hin starren), Schlafwandeln, ohne sich daran erinnern zu können, oder was heute posttraumatisches Belastungssyndrom genannt wird und früher als Kriegsneurose bekannt war, wurden als spontane Manifestationen andersartiger Zustände im täglichen Leben angesehen (Rossi a. Cheek 1988). Erst später begann man damit, die beobachteten Phänomene durch Suggestion in der Hypnose (experimentell oder klinisch) hervorzurufen. Der Erfolg solcher Versuche wurde mit einer erhöhten Suggestibilität der Person oder mit den Kompetenzen des Therapeuten erklärt. Die hier beschriebenen Phänomene sind aber nicht das Wesen der Hypnose, sie sind viel verbreiteter und treten weit häufiger auf, als nur im Kontext von Hypnose.

Seitdem Milton Erickson den Begriff »Trance« erweiterte und ihn nicht nur dafür nutzte, was in der Praxis des Therapeuten geschah, sondern auch dafür, was im täglichen Leben passierte, kann man Trancephänomene als einen Versuch verstehen, äußere Manifestationen des Unbewussten zu beschreiben oder zu systematisieren. Gerade diese Beschreibung ist überaus interessant, wenn es um die Diagnose im Bereich der dominierenden Trancephänomene geht. Obwohl jede Person individuell und einzigartig ist, können dennoch gewisse Verhaltensweisen, wenn sie sich im täglichen Leben häufiger wiederholen als andere, in bestimmte Konstellationen eingeordnet werden. Trancephänomene können sowohl bei einzelnen Personen als auch in Familien festgestellt werden.

Hierbei geht es gar nicht um bestimmte Ereignisse, sondern eher um eine Tendenz, um eine gewisse Atmosphäre oder emotionale Färbung, die einer Person oder einer Familie eigen ist. Gerade bei Familien ist dies besonders deutlich wahrnehmbar: Manche Familien sind sehr offen, andere eher verschlossen oder gar feindselig, manche Familien wirken düster, andere heiter, manche redselig, wieder andere eher schweigsam.

»Jede Familie besitzt einen kollektiven Bereich des Unbewussten, in diesem Gebiet entwickeln sich Symptome […]. Genau das ist die Familientrance« (Rittermann 1987).

Es existieren unbeschreiblich viele Dimensionen, Klänge und Färbungen. Stimmt man mit Erickson überein, dass Trance und die damit verbundenen Phänomene im normalen täglichen Verhalten des Klienten gegenwärtig sind, so kann dieser Teil der Diagnose auch auf Tranceerfahrungen basieren, die außerhalb des therapeutischen Kontextes auftreten. Der Charakter dieser Phänomene, ihre Häufigkeit und Stärke, unterscheidet sich von Person zu Person und manifestiert sich bei jedem Individuum auf ganz charakteristische und unterschiedliche Weise. Unabhängig von der persönlichen Neigung können sich die Phänomene auch situationsbedingt unterscheiden. Erkenntnisse zu den dominierenden Tranceerfahrungen im täglichen Leben erlangt der Therapeut über Erzählungen des Klienten und seiner Familienangehörigen. Darüber hinaus beobachtet der Therapeut das Verhalten des Klienten während der Therapie. Die Schlussfolgerungen, die er hieraus zieht, sind eine mögliche Grundlage, um eine Diagnose im Bereich der Trancephänomene zu stellen.

Die Diagnose im Bereich der Trancephänomene ist, ähnlich wie die im Bereich der Diagnosekategorien, von dimensionaler und nicht von typologischer Art. Dieser Charakter der Diagnoseelemente führt zu der Folgerung, dass die beschriebenen Phänomene nicht scharf voneinander zu unterscheiden sind, vielmehr sind die Grenzen fließend. Für Therapeuten, die eine genaue Einordnung und klar definierte Grenzen benötigen, kann dies gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen. Die Zweckmäßigkeit scheint aber dennoch für diese Konstruktion der Diagnosebereiche zu sprechen: Sie liefert dem Therapeuten einen direkten Hinweis für die strategische Planung der Therapie.

Um die Trancephänomene zu beschreiben, kann ein theoretisches Konstrukt verwendet werden, das diese Phänomene in räumlichen Dimensionen darstellt. Brent B. Geary (2001) schlug vor, zu den häufig bei Klienten beschriebenen Trancephänomenen wie Altersregression, positive und negative Halluzination, Einengung und Erweiterung des zeitlichen Raums, prä- und posthypnotische Suggestion, Katalepsie, Anästhesie, Assoziation, Dissoziation, Amnesie und Hypermnesie noch drei weitere Trancephänomene hinzuzufügen: Zeitprogression, übermäßige Flexibilität sowie Hypersensitivität. Auf diese Weise erhält man acht räumliche Dimensionen der Trancephänomene:

•Dissoziation – Assoziation

•Katalepsie – übermäßige Flexibilität

•Positive Halluzination – negative Halluzination oder Halluzination – »Hyperwirklichkeit«

•Gefühllosigkeit (Anästhesie) – Analgesie – übermäßige Empfindsamkeit (Hypersensitivität)

•Amnesie – Hypermnesie

•Zeitregression – Zeitprogression

•Einengung der Zeitebene – Erweiterung der Zeitebene

•Prähypnotische Suggestion – posthypnotische Suggestion

Der Anwendungsbereich der Begriffe, die hier zur Beschreibung der Trancephänomene genutzt werden (wie Amnesie, Katalepsie, Dissoziation oder Halluzination), unterscheidet sich etwas von deren Bedeutungsbereich in der Psychiatrie und der klinischen Psychologie. Milton H. Erickson war sowohl praktizierender Psychiater als auch Psychologe. Mehr als zwanzig Jahre lang arbeitete er in verschiedenen psychiatrischen Kliniken in unterschiedlichen Bundesstaaten der USA – in Rhode Island, Massachusetts, Michigan und Arizona. Zwar griff er oft auf die medizinische Terminologie zurück, doch er verstand viele der Fachbegriffe in einem breiteren als nur dem rein psychopathologischen Kontext.

Die Diagnose der Trancephänomene erfolgt in Dimensionen. An einem Pol befindet sich ein gewisses Extrem, also die Maximierung einer bestimmten Eigenschaft, am anderen Pol dagegen herrscht das Gegenteil davon vor. Als Ergebnis der diagnostischen Schlussfolgerungen wird ein Ort zwischen diesen beiden Extremen bestimmt, an dem sich die Aktivität der Klienten befindet, die in diesem Bereich dominiert. Ziel einer solchen Diagnosestrategie ist es, die Richtung der therapeutischen Arbeit festzulegen, die Flexibilität des Klienten zu vergrößern sowie die dem Klienten zur Verfügung stehenden Wahlmöglichkeiten zu erweitern.

Stellt der Therapeut eine Diagnose im Bereich der Trancephänomene, so wählt er einige der dominierenden Phänomene beim Klienten aus. Es besteht keine Notwendigkeit, eine Diagnostik im Bereich aller Trancephänomene vorzunehmen, sondern nur in den Bereichen, in denen therapeutische Interventionen durchgeführt werden sollen. Gut ist es, wenn der Therapeut mehrere Trancephänomene diagnostiziert, in deren Bereich Veränderungen angestrebt werden. Damit erhält der Klient die Möglichkeit, (unbewusst) einen Bereich auszuwählen, in dem es ihm leichter fällt, mit dem Therapeuten zusammenzuarbeiten.

Bei der Diagnose sollte sich der Therapeut auf genau das Trancephänomen konzentrieren, das Teil des Symptoms und dessen innerer Struktur ist. Eine solche diagnostische Reflexion erleichtert spätere Interventionen, sowohl bei der Auswahl der Hypnoseinduktion als auch bei der Auswahl der therapeutischen Interventionen (Edgette a. Edgette 1995). Michael D. Yapko (1992) merkt an, dass der Therapeut dieselben Trancephänomene, die für die Symptome beim Klienten verantwortlich sind, auch für therapeutische Lösungen verwenden kann. Wissen und Fähigkeiten des Klienten sowie dessen langjährige Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet der Trance müssen also nicht zwangsläufig eine Einschränkung bedeuten, sie können auch als Ressourcen betrachtet werden, mit deren Hilfe eine Veränderung im Bereich der Symptome herbeigeführt werden kann. Stephen Lankton (2001b) beschreibt seine therapeutische Arbeit mit Personen, die unter dem posttraumatischen Belastungssyndrom leiden, im Trancebereich Assoziation – Dissoziation. Genau dieses Trancephänomen war bei diesen Personen auch Gegenstand der symptomatischen Beschwerden. In der Geschichte eines 72-jährigen Mannes, der an Phantomschmerzen im Fuß litt, wird sehr gut deutlich, wie die Fähigkeiten des Klienten im Bereich der Halluzination bei der therapeutischen Arbeit genutzt werden können. Während einer komplexen Tranceprozedur gelang es Erickson, die halluzinierten Schmerzen im amputierten Fuß durch ein ebenfalls durch Halluzination erzeugtes angenehmes Gefühl zu ersetzen (Rossi, Erickson-Klein a. Rossi 2014a).

Das Wahrnehmen der acht Sphären der Trancephänomene ist für die Person, die die Diagnose stellt, von wesentlicher Bedeutung. Den Therapeuten, der die Einschätzung auf diesem Gebiet vornimmt, kann man mit einem sensiblen Messinstrument mit ganz präziser Einstellung vergleichen, die nur durch einen langjährigen Ausbildungsprozess erreicht werden kann. Hierbei muss regelmäßig genau geprüft werden, ob das Messgerät weiterhin präzise funktioniert. Indem der Therapeut Supervisionen, Fallbesprechungen, Diskussionen und öffentliche Auftritte in Fachkreisen nutzt, um seine Arbeit einer regelmäßigen Reflexion von außen zu unterziehen, mindert er das Risiko falscher Einschätzungen oder zweifelhafter Diagnosen.7

Vielen Therapeuten fällt es leichter, eine Diagnose im Bereich der Trancephänomene zu stellen, wenn sie diese als mehrdimensionale Räume betrachten, in denen im Laufe der Psychotherapie Bewegung und Veränderung eintreten wird. Diese Bewegung ist weder linear noch gleichförmig, Richtung und Geschwindigkeit der Veränderungen sind unterschiedlich. Die Bereiche der Trancephänomene können sich bei jedem Menschen teilweise überschneiden und sind nicht völlig voneinander zu trennen.

Zeig (2006, p. 187) teilt die Trancephänomene in drei Gruppen ein. Die erste Gruppe bezieht sich auf das Erschaffen von Erlebnissen, dazu gehören:

•positive Halluzination (Erlebnisse werden erschaffen)

•Zeitregression

•posthypnotische Suggestion.

Zur zweiten Gruppe, zu der er das Ausblenden, Ignorieren oder die selektive Wahrnehmung (deleting) von Erlebnissen zählt, gehören:

•negative Halluzination

•Amnesie

•Betäubung.

Zur dritten Gruppe, zu der Zeig das Deformieren und Verzerren (distorting) von Erlebnissen zählt, gehören folgende Trancephänomene:

•Störung der Zeitwahrnehmung

•partielle Betäubung (Analgesie)

•Hypermnesie.

Diese Einordnung der Trancephänomene bezieht sich auf die bereits besprochene Diagnosekategorie des Verarbeitens von Ereignissen. Die Trancephänomene in drei Gruppen einzuteilen ist auch hinsichtlich der Wirksamkeit therapeutischer Suggestionen von Bedeutung: Die Tranceerfahrungen aus der ersten Gruppe können mithilfe direkter Suggestion erzeugt werden, indirekte Suggestionen sind dagegen wirksamer, wenn es darum geht, Erfahrungen aus der zweiten Gruppe hervorzurufen, die sich auf das Ausblenden bestimmter Wahrnehmungen beziehen.8

Verfügt der Therapeut über Kompetenzen im Bereich der klinischen Hypnose, versteht diese und wendet sie an, gelingt es ihm besser, die Trancephänomene zu beschreiben und vor allem therapeutischen Nutzen aus diesen Diagnoseelementen zu ziehen.

Im folgenden Abschnitt möchte ich besprechen, auf welche Art und Weise man die einzelnen Bereiche der Trancephänomene verstehen kann.

Klienten kennenlernen – Diagnosen dynamisch utilisieren

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