Читать книгу 100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss - Kurt W. Zimmermann - Страница 13
007Darf ich beim Golfen betrügen?
ОглавлениеWir könnten es uns nun leicht machen und wie alle diese Golfpriester den Zeigefinger der Moral in die Luft strecken. Natürlich betrügt ein Golfer niemals. Wir alle sind ehrlich. Es ist ein „Gentleman’s Game“. Das gilt auch für Golferinnen. Es ist ein „Gentlewoman’s Game“.
Damit wäre dieses Kapitel moralisch einwandfrei beendet.
Wechseln wir besser in die Realität. Um die 80 Prozent der Golfer, so zeigen Umfragen, betrügen von Zeit zu Zeit.
Wenn Sie zu den 80 Prozent gehören, wovon ich als Realist einmal ausgehe, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Die Mehrheit der Caddies auf der Profi-Tour hat in einer Studie gesagt, dass auch bei großen Turnieren gemogelt wird. Ein beliebter Trick der Profis ist es etwa, im höheren Gras zum Dreier-Holz zu greifen, den Ball damit anzusprechen und so das Gras hinter dem Ball niederzudrücken. Dann wechseln sie den Schläger, nehmen ein Eisen und treffen den Ball problemlos.
Zurück zu uns Amateuren. Ich nenne Ihnen die zehn beliebtesten Schummeleien auf dem Platz. 1. Die Lage des Balles mit dem Schläger verbessern, 2. Falsches Zählen, 3. Das Gras hinter dem Ball mit dem Schuh oder Schläger niederdrücken, 4. Einen gefundenen Ball als den eigenen ausgeben, 5. Beim Markieren auf dem Green Raum gewinnen, 6. Lederwegde – den Ball mit dem Fuß in eine bessere Position kicken, 7. Beim Droppen zu weit nach vorne gehen, 8. Im Bunker den Schläger auf den Boden setzen, 9. Heimlich einen Ball fallen lassen, 10. Auf dem Ball des Gegners stehen.
Was ist schlimm daran? Ich mache Ihnen nun einen amoralischen Vorschlag. Den Vorschlag habe ich aus den USA mitgebracht. Die Amerikaner waren schon immer gnadenlose Pragmatiker.
Der Vorschlag lautet: Im Freizeitgolf ist nur der Schwindel unter den Punkten 2, 4 und 9 absolut verboten. Die anderen sieben Schummeleien kann man auch mal durchgehen lassen. Denn nur unter Punkt 2, 4 und 9, also bei falschem Zählen und einem erschwindelten Ball, verbessert sich mit Sicherheit der eigene Score. Bei den anderen sieben Tricks verbessert sich der eigene Score nicht automatisch. Tatsächlich hilft es wenig, den Ball mit dem Fuß in eine etwas bessere Position zu befördern, wenn man ihn mit dem nächsten Schlag dann doch ins Wasser haut. Tatsächlich hilft es wenig, beim Markieren auf dem Green zehn Zentimeter zu schinden, wenn man den Putt dann doch verschiebt.
Es ist eine Mogelei ohne bedeutsame Folgen. Als Pragmatiker sind wir darum nachsichtig: Durchschnittliche Amateurgolfer, also die meisten von uns, vergeigen und verpfuschen es sowieso, egal, ob sie sich vorher noch einen kleinen, illegalen Vorteil verschaffen wollten.
Strikt verboten ist darum nur, erstens einen falschen Ball, ob gefunden oder platziert, ins Spiel zu bringen und zweitens beim Zählen zu betrügen. Denn beides verbessert den Score nachweislich in jedem Fall. Aber das Gras niederzudrücken oder den Ball vorwärts zu kicken – wenn ich sowas bei einem Mitspieler beobachte, greife ich nur in krassen Fällen ein. Mit dem nächsten Schlag, so denke ich mir in der Regel, werden er oder sie vermutlich dennoch in den Boden hauen – also, was soll’s?
Wenn auf dem Platz gelegentlich eine kleine Betrügerei passiert, ist es darum kein großes moralisches Drama. Schließlich machen es alle – außer, logischerweise, die edlen Leser dieses edlen Buchs.