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EINES FÜR ALLE?

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Frau oder Mann, jung oder alt, körperlich aktiv oder dauerhaft an den Schreibtisch gekettet: Jeder Mensch lebt und isst anders. Unterschiedliche klimatische Gegebenheiten, ethnische Wurzeln und soziale Kontexte prägen das individuelle Essverhalten ebenso sehr wie die kulinarischen Traditionen oder auch die Erziehung in der Familie. Pauschale Ernährungsempfehlungen sollten sich so gesehen eigentlich verbieten: Je nach Lebenssituation droht die Ernährungsbalance des Einzelnen aus sehr unterschiedlichen Gründen und an immer anderen Stellen gestört zu werden. Ein dauerhafter Ausgleich wäre demnach nur individuell entwickelbar, er müsste im Grunde stets personalisiert sein. Zum Glück jedoch ist der Körper unterschiedlicher Individuen innerhalb der Spezies dann doch ziemlich baugleich. Die allermeisten Vorgänge des Organismus sind so allgemeiner Natur, dass große Schnittmengen überpersönlich wirksamer Mechanismen zu beobachten sind. »Alle glücklichen Familien gleichen einander. Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich.« Tolstois berühmte Diagnose aus »Anna Karenina« lässt sich auf den Stoffwechsel übertragen: Mögen Dysfunktionen auch mannigfaltige Ursachen haben – wie eine optimale Funktion aussieht, lässt sich relativ präzise beschreiben.

Wer gewisse Wirkmechanismen des Stoffwechsels versteht und die Herausforderung des modernen Alltags mit ihnen in Beziehung setzen kann, wird relativ bald auf eine Fülle stabiler Grundprinzipien stoßen. Nicht alle ernährungsbedingten Störungen haben individuelle Gründe. Persönlich und unverwechselbar ist einzig die Konstellation, in der sie auftreten: ihr Zusammenhang mit der Gesamtdisposition des Menschen, seinem Lebensstil oder den individuellen psychischen Voraussetzungen. Welche Art von Ernährung dem Menschen grundsätzlich gut tut, scheint auf der Hand zu liegen: Wir sollten »ausgewogen« essen, sollten uns möglichst viele frische Zutaten wie Gemüse und Obst gönnen und dazu auf das eine oder andere verzichten. Natürlich sind Süßigkeiten im Prinzip tabu, und auch zu viel Fleisch oder fette Wurst sind mit Vorsicht zu genießen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Zum einen, weil der hektische Alltag ein bewusstes Steuern der Ernährungsgewohnheiten nicht immer zulässt. Wann und wo wir etwas zu uns nehmen, und worauf dann letztendlich die Wahl fällt, darüber können wir im Terminstress nicht immer bewusst entscheiden. Nicht zu den verlässlich getakteten Mahlzeiten wird dann der Hunger gestillt, sondern mit mehr oder minder unkontrollierten Snacks zwischendurch. Die Nahrungsmittelindustrie spielt diesem Missstand in die Hände: Angeboten wird ein Übermaß an Produkten aus komplett verarbeiteten beziehungsweise prozessierten Inhaltsstoffen, deren hohe Energiedichte uns eine schnelle Sättigung verspricht. Dabei überschreitet die dadurch zugeführte Energie zumeist das sinnvolle Quantum – gemessen vor allem an den modernen Lebensgewohnheiten mit ihrem weitverbreiteten Bewegungsmangel. Übergewicht ist die beinahe zwangsläufige Folge.

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Ein täglicher Denkprozess unter Einbeziehung der Ganzheitlichkeit eines Menschen und dessen Lebensumstände können auf Grundlage fundierten Wissens zum individuell richtigen Ernährungsweg führen.

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DR. MED. UNIV. ELKE BENEDETTO-REISCH, LANSERHOF TEGERNSEE

Die heilende Kraft der Ernährung

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