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LEBEN IM SCHLARAFFENLAND

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Die Versorgungssicherheit und ökonomischen Vorteile einer nach industriellen Kriterien organisierten Nahrungsproduktion ermöglichen bis heute die Ernährung einer immens gewachsenen Weltbevölkerung. Dank der internationalen Verflechtung der Wirtschaftsräume lassen sich regionale Krisen kompensieren. Hunger gilt als vermeidbar – wo es dennoch zu gravierenden Mangelversorgungen kommt, liegt meist politisches Versagen vor. In den westlichen Industriestaaten leben wir in einer Art Schlaraffenland, in dem alles jederzeit verfügbar ist. Dass Exotenobst saisonunabhängig zu bekommen ist, dass es ganzjährig ein flächendeckendes Angebot an hochwertigem Gemüse gibt und der Fleischpreis niedrig ist, kommt sicher allen zugute. Doch der Ressourcenverbrauch der Agrarindustrie ist hoch, und Produkte von wirklich hoher Qualität sind nur zu einem entsprechenden Preis zu bekommen.

Während der hektische Rhythmus des modernen Alltags mit seinen vielfältigen Forderungen an den Einzelnen regelmäßige Mahlzeiten im Familienkreis zur logistischen Herausforderung macht, lockt die Lebensmittelindustrie mit attraktiven Angeboten in Hülle und Fülle. Essen, das schnell geht, sofortige Sättigung verspricht und den Geldbeutel nur in Maßen belastet – gerade in Gesellschaften mit einem hohen Anteil an Singlehaushalten scheint dies eine konkurrenzlos praktische Option. Anders als unsere Vorfahren müssen wir nicht mehr säen, nicht ernten, oft brauchen wir nicht einmal mehr zu kochen – Take-away-Angebote, Fertigprodukte und Mikrowellengeräte nehmen es uns ab. Wir leiden keinen Mangel und schon gar keinen Hunger mehr. Das Angebot an Nahrung ist riesig und verführerisch, sodass wir jederzeit zugreifen können, schon beim geringsten Anflug von Appetit, ohne jede Not, einfach nur weil mehr als genug vorhanden ist. Dafür zahlen wir einen hohen Preis.

Die heilende Kraft der Ernährung

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