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An einem strahlendbunten, in warmer Sonne schwimmenden Oktobertag kamen Pölze und Kornelia heim. Es war bisher windstill gewesen, die Bäume hielten ihren Schmuck noch fest; die Färbung hatte in diesem Jahr etwas Überwältigendes. Eine so bunte Skala von Gelb, Orange, Gold und dunklem Rot glaubte Kornelia noch nie erlebt zu haben, und sie fand das Ganze beinahe schwermütig schön. Warum? Weil es nicht in jedem Jahr so strahlte oder weil man wußte: ein Nachtfrost, ein ordentlich rüttelnder Sturm, und alles ist dahin?

Welch ein Unsinn. Als Kind des Landes wußte sie: Das Leben geht weiter. Der Sommer kommt wieder. Auf den Winter folgt der Frühling mit tausend blühenden Bäumen. Wie schön, daß das so war. Eines jedenfalls war ihr sehr klar, sie hätte nie in den Tropen leben mögen.

Der Wechsel, der Reigen der Jahreszeiten war es, der entzückte; sei es nun schäumende Blütenfülle, satter Sommer, sonnenmilder Herbst oder blitzender Rauhreif.

Bertram hatte Kornelia nach dem Rosenhof gebracht, damit sie mit Pölze fahren sollte, und seine beiden Söhne ins Auto genommen. Mit einer Vernunft, die, wie er sagte, ihre Jahre weit überstieg, hatte Pölze sich damit einverstanden erklärt. Dafür waren sie eintägig gefahren, sehr früh aufgebrochen und vor Dunkelheit am Ziel gewesen. Bertram hatte dieselbe Strecke einmal mit den Shettys, den kleineren Ponys, an einem Tag geschafft, mit dem Pferdeschlitten, dreispännig, kurz vor jenem Weihnachten, als sie sich verlobten. Er war damals mit der Troika gekommen, mit Espe, Erle und in der Mitte Blessy. Er war immer sehr stolz auf diese Leistung gewesen, und die beiden brannten vor Ehrgeiz, es ihm mit Schnick und Schnack nachzutun. So waren sie fast ohne Pause gefahren und hatten es geschafft. Daß Kornelia vielleicht gern einen kleinen Umweg gemacht hätte, sagte sie nicht.

Pölze wartete darauf, wollte die Frage aber nicht von sich aus zur Sprache bringen. So fuhren sie vorbei, dort, wo sie einmal abgebogen waren. Man sah auch keinen Reiter am Horizont.

Sonst aber verlief alles ausgezeichnet, und es gab in Niederwerth ein lautstarkes Wiedersehen. Frau Kayser war auch gekommen, und Jupp, der magere Jockei-Typ, hatte sich diesen Sonntag noch herausgespart, ehe er für vier Monate in die Staaten flog. Nur Guido fehlte.

„Guido geht auf Freiersfüßen, wie ich gehört habe“, verriet Kornelias Mutter, „mit einem Hof von über siebenhundert Morgen. Sehr gut im Stand. In den hat er sich verliebt, unser Dicker. Aber das Mädchen soll auch ganz nett sein.“

Alle lachten.

„Sag bloß! Guido und heiraten!“ Pölze schüttelte ungläubig den Kopf. „Nun fehlt nur noch, daß auch Jupp in so eine zärtliche Falle geht.“

„Warum eigentlich nicht?“ sagte der und sah in diesem Augenblick Bertram ziemlich ähnlich, wenn dieser seine vertrackten Falten machte.

„Wenn alle untreu werden ...“

„Hast du schon eine, oder willst du drüben eine suchen?“ fragte Kornelia. „Oder fliegst du gar vor einer davon in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?“

Er sah sie prüfend an und strich ihr über das Gesicht.

„Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Aber manchmal tut Kindermund Wahrheit kund. Es ist sicher besser, ich lege zunächst mal den großen Teich zwischen mich und meine Vergangenheit.“

„Eigentlich gemein. Als ich beschloß zu heiraten, hatte ich die menschenfreundliche Absicht, hier bei drei Junggesellen Ordnung zu schaffen“, sagte Pölze. „Und nun wandert einer nach dem andern ab.“

„Du hast ja für Nachwuchs gesorgt“, Jupp grinste, „zählen deine beiden kleinen Männer etwa nicht? Für die mußt du voraussichtlich noch zwei Jahrzehnte sorgen.“

„Ja, ja. Eine Frau braucht zwanzig Jahre, um aus einem Kind einen Mann, und eine andere zwanzig Minuten, um aus einem Mann einen Narren zu machen“, sagte Frau Kayser. Sie hatte schon vorher einiges von Guidos ein wenig lächerlichen Balzereien, wie sie es nannte, erzählt. Verliebte Leute wirken ja auf die Umwelt immer umwerfend komisch, so ernst sie sich selbst auch nehmen.

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