Читать книгу Geschichten vom Pferdehof - Lise Gast - Страница 24

20

Оглавление

Am Nachmittag ritt Kornelia mit Ulrich Thorwald zu Habermanns hinüber. Sie wollte ihm dort die Isländer zeigen. Bertram hatte sie aussuchen lassen, wen sie reiten wollte, und sie hatte Jörp gewählt, Jörp war noch immer einer der schnellsten Isländer der Herde. Es war eine Lust, über die Stoppelfelder zu galoppieren, mit einem Partner, dem es genausoviel Spaß machte wie einem selbst.

„Herrlich, herrlich. Das tut gut nach der Stubenhockerei in der Schule und den dauernden Schularbeiten“, freute sich Kornelia und strich sich die Haare aus dem glühenden Gesicht. Sie hatten durchpariert und ritten jetzt im Schritt. „Ich wünschte überhaupt, die ganze Schule ginge zum Teufel.“

„Und?“ fragte Thorwald.

„Ach, alles andere ist besser als ausgerechnet die Schule. Ich finde es schrecklich, als erwachsener Mensch derart eingezwängt zu werden“, murrte Kornelia. „Vielleicht wird es eines Tages anders, aber uns nützt das nichts mehr. Dabei ist das nur hier bei uns so. In anderen Ländern ist man viel freier und fortschrittlicher.

Natürlich ist es gut, das Abitur zu machen, dadurch hat man viel mehr Auswahl bei den Berufen. Andererseits verliert man drei ganze Jahre. In England ist das viel besser, auch in Amerika. Bei Habermanns arbeitet jetzt eine junge Engländerin, Maud, die ist in Wales zu Hause. Dort hat ihre Mutter einen Verleihstall, Pferde und Ponys, nur zum Ausreiten, kein Unterricht, Maud ist jetzt für ein halbes Jahr herübergekommen, damit sie Deutsch lernt. Das lob’ ich mir. Sie kann jeden Tag reiten, soviel sie will, versorgt die Ponytransporte und braucht in keiner Schule zu sitzen, und Deutsch spricht sie bestimmt nach ein paar Wochen schon fließend, ohne Mühe.“

„So was würde Ihnen auch gefallen?“ fragte ihr Begleiter. Kornelias Augen funkelten.

„Und ob! Dabei ein Land kennenzulernen und neue Menschen und Geld zu verdienen! Ich ginge sofort nach England, natürlich nur zu Pferden.“

„Ich habe ja nun eine Weile solch einen Verleihstall kennengelernt“, sagte ihr Partner nachdenklich, „also die reine Freude ist das nicht. Man darf es sich nicht zu ideal vorstellen, es hat auch Nachteile. Man muß mit den ‚Kunden‘ umgehen können, es sind sehr oft Snobs, reicher Leute Kinder, die meinen, sie könnten aufgrund des elterlichen Geldbeutels die Welt kommandieren. So was liegt mir nicht.“

„Das kann ich mir vorstellen. Man müßte es anders aufziehen. Einen ausgebildeten Reitlehrer haben, der Unterricht gibt – und eine Bahn. Am besten eine Halle, in der richtig gearbeitet wird. Ausritte gibt es nur als Belohnung. Als Abschluß meinetwegen die Möglichkeit, das Reitabzeichen zu machen, mindestens das Jugendabzeichen oder eine gutplacierte Reiterprüfung auf einem Turnier. Aber das Ganze so, daß die jungen Leute herangenommen werden, tüchtig und unnachsichtig. Das täte manchem gut. Sicher fänden es viele viel schöner als dieses Wildwestreiten.“

„Sicher. Der gleichen Meinung bin ich auch. Mein Freund machte es falsch, deshalb haben wir uns dann ja auch getrennt. Also ich würde ...“

Sie vertieften sich in das Gespräch. Eifrig schwatzend ritten sie dahin, bis Kornelia schließlich lachte: „Wenn wir noch mal galoppieren wollen, dann jetzt. Wir sind nämlich bald da. Also?“

Da mußte auch er lachen.

Geschichten vom Pferdehof

Подняться наверх