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2.2.3 Auffälligkeiten des Selbst-Erlebens (z. B. das Gefühl, dass eigene Gefühle, Impulse, Gedanken oder das Verhalten unter Kontrolle einer äußeren Macht stehen)

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Dieses ICD-11 Kriterium ist im DSM-5 Kriterium A.1 (Wahn) enthalten.

Die mentalen Symptome, die im ICD-11 mit dieser Überschrift angesprochen sind, werden in der Tradition der deutschen Psychopathologie meist Ich-Störungen genannt (Ebert 2016; Berger 2015; Scharfetter 2010). Im klinischen Alltag werden die dahinterliegenden Erfahrungen im eigenen Erleben meist mit folgenden Formulierungen erfragt:

• »Haben Sie manchmal das Gefühl, dass das, was Sie denken, von anderen Menschen oder Kräften gemacht und Ihnen eingegeben wurde?«

• »Kennen Sie das Gefühl, dass sie über etwas nachdenken und plötzlich wird der Gedanke entzogen, so als würde er von außen manipuliert?«

• »Haben Sie schon einmal eine Situation erlebt, in der Sie an etwas dachten, und plötzlich stellen Sie fest, dass das, was Sie denken, sich auf andere ausbreitet, sodass später die anderen das Gleiche denken wie Sie?«

• »Kennen Sie das Gefühl, dass andere Menschen oder Kräfte Ihnen Ihre eigenen Gefühle eingegeben oder manipuliert haben?«

• »Kennen Sie das Gefühl, dass andere steuern können, was Sie denken und tun?«

• »Kennen Sie das Gefühl, dass Sie abgehört werden oder dass Ihr Kopf wie verwanzt ist und irgendwie ihr Denken für andere lesbar ist?«

Offensichtlich zielen all diese Fragen darauf ab, wie ein Mensch sein eigenes geistiges Funktionieren erlebt. Nun kann offensichtlich nicht beobachtet werden, wie ein anderer Mensch sein eigenes geistiges Funktionieren erlebt. Dieses Erleben der eigenen Wahrnehmung, des eigenen Denkens und des eigenen Fühlens kann prinzipiell nicht objektiv von außen gemessen oder in irgendeiner objektiven Form quantifiziert werden. Es ist zwingend nur der eigenen Perspektive zugänglich. In der Philosophie spricht man auch von der »First-Person-Perspective« (Vierkant 2008). Das ist der Grund dafür, dass diese Phänomene des Selbsterlebens nur im Dialog erfragt und erschlossen werden können. Die Psychopathologie ist dabei die phänomenologische Disziplin, die versucht, die so gewonnenen Erkenntnisse über das geistige Funktionieren von Menschen zu systematisieren. Das Gemeinte soll anhand einer weiteren Kasuistik ( Kasustik 2) illustriert werden.

Vom Anfang und Ende der Schizophrenie

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