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Vorwort zur 2. Auflage

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Dieses Buch zum Anfang, aber auch zum Ende der Schizophrenie ist in den vergangenen Jahren auf sehr viel positive Resonanz gestoßen. Auch in Fachkreisen wurde selbst die Forderung nach der Abschaffung des Schizophrenie-Konzepts, mit der auch die zweite Auflage dieses Buches endet, mit sehr viel Verständnis, Wohlwollen und häufig auch offener Unterstützung aufgenommen. Das freut mich sehr. Es kontrastiert vielleicht ein wenig zu der Tatsache, dass die Schizophrenie auch in der neuesten, 11. Auflage der internationalen Klassifikation der Krankheiten (International Classification of Diseases, ICD-11), die ab 2022 in den meisten Ländern der Welt gültig werden wird, in fast unveränderter Form beibehalten wurde. Diese Tatsache zeigt aber auch, dass das Ziel dieses Buches lange noch nicht erreicht wurde: nämlich eine Dekonstruktion des Schizophrenie-Konzepts in den Köpfen der Menschen.

Umso mehr freue ich mich, dass nun schon die zweite, erweiterte und überarbeitete Auflage des Buches erscheinen kann. Insbesondere die Erkenntnisse und klinischen Erfahrungen auf dem Gebiet der Immunopsychiatrie haben sich dabei in den letzten Jahren weiter stürmisch entwickelt. Immer mehr Fälle werden berichtet, bei denen eine intensivierte Diagnostik bei Menschen mit psychotischen, depressiven oder demenziellen Syndromen Hinweise auf eine immunologische Verursachung ergaben und bei denen darauf basierende Heilversuche, z. B. mit einer Kortisontherapie, erfolgreich waren. Inzwischen wurden auch erste psychiatrische Patienten erfolgreich mit immunologischen Methoden wie der Plasmapherese oder Medikamenten wie Rituximab behandelt. Die genauen ursächlichen Zusammenhänge sind in den meisten dieser Fälle leider immer noch unklar. Der Forschungsbedarf ist immens und die finanziellen Ressourcen dafür leider immer noch sehr begrenzt. Aber ein Anfang ist gemacht und die Perspektiven dieses spannenden Forschungsbereichs für das Fachgebiet der Psychiatrie sind aufgezeigt. Sie werden sich sicher weiter stürmisch entwickeln.

In dieser zweiten überarbeiteten Auflage wurden diese Entwicklungen der letzten Jahre berücksichtigt. Das Buch wurde aktualisiert und dem Wissensstand angepasst. So wurden etwa die neuesten Ideen und Operationalisierungen zu den immunologischen Psychosen aufgegriffen. Auch wurde in einem neu aufgenommenen Anhang der aktuelle Stand der diagnostischen Abklärungsschemata und Therapieschemata, wie sie z. B. an der Universitätsklinik Freiburg zur Anwendung kommen, aufgeführt. Dies ist der Tatsache geschuldet, das Woche für Woche so viele diesbezügliche Nachfragen eintreffen, dass sie individuell kaum noch bearbeitet werden können. Umso wichtiger ist es an dieser Stelle noch einmal prominent zu betonen, dass weder das diagnostische Angebot eines Zentrums wie in Freiburg noch die in diesem Kontext durchgeführten individuellen Heilversuche als allgemeine diagnostisch-therapeutische Standards begriffen werden dürfen. Vielmehr sind sie Ausdruck der vordersten Linie der klinischen Forschung, die sicher nicht so auf alle anderen Bereiche der psychiatrischen Medizin übertragen werden können.

Ich hoffe aber, damit einen Beitrag zu leisten, das Krankheitskonzept der Schizophrenie weiter zu naturalisieren und sie weiter aus ihrem mystisch-magischen Dunstkreis, der sie immer noch umgibt, zu befreien.

Ludger Tebartz van Elst

Freiburg, im September 2021

Vom Anfang und Ende der Schizophrenie

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