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11.

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Sie verloren keine Zeit und stiegen in das nächstbeste Taxi. Dem Fahrer hatten sie 50 Euro extra versprochen, wenn er sich beeilte und schafften so die Strecke binnen zwölf Minuten. In Ijburg ließen sie sich zwei Straßen vom Treffpunkt entfernt absetzten, eilten zwischen den großen Backsteingebäuden hindurch, ohne dabei ein Wort zu wechseln. Am Ende der Straße sahen sie einen Mann mit spießigem, ockerfarbenem Mantel. Sie überquerten die Fahrbahn und nickten ihm zu. Er begann, etwas in ein Handy zu tippen. Leon öffnete seinen SMS-Dienst und las die Nachricht, danach hielt er das Handy Ryan hin. Seine Augen mussten sich kurz an das grelle Licht des Bildschirmdisplays gewöhnen, ehe er es lesen konnte: ER IST DIE STRASSE RUNTER IN EINEM HAUSBOOT VERSCHWUNDEN. BOOTSNAME IJBURG 2. KEIN FLUCHTWEG. ZUGRIFF?

Ryan nickte Leon zu. Der begann zu tippen: ZUGRIFF!

Keine zehn Minuten später huschten fünf Mann über den Steg zu den Hausbooten, vermummt in schwarzen Sturmhauben, dicken, schusssicheren Westen und jeweils bewaffnet mit furchteinflößenden Gewehren. Dicht gefolgt von Ryan, der seinerseits eine schusssichere Weste trug und eine etwas weniger bedrohliche Handfeuerwaffe der niederländischen Special Forces umklammerte.

Leon hatte sich dazu entschieden, etwas im Hintergrund zu bleiben, Ryan indes hatte darauf bestanden mit dabei zu sein. Er wollte sich selbst etwas beweisen und außerdem war Krüger gefährlich und durfte auf keinen Fall entwischen. Jeder zusätzliche Mann mit Felderfahrung konnte da eine Hilfe sein.

Vor ihnen lagen zwei braun-weiße Boote vor Anker. Von außen war nicht zu erkennen, dass es sich bei Ijburg 1 und Ijburg 2 um Hausboote handelte. Der Bug lag ruhig im Wasser, die Takelage war intakt. Weil es nur einen Steg gab und die Boote parallel nebeneinander vertäut da lagen, war der einzige Weg zur Iburg 2, über das Deck der Iburg 1. Während sie das erste Boot betraten, begann Ryans Blick reflexartig Haken zu schlagen: Oben, der Mast. Unter ihnen. Nasser Untergrund. Aufpassen! Im Wasser. Nichts. Die Hochhäuser um sie herum. Kein Anzeichen auf Feindkontakt.

Die Männer in Schwarz hatten sich inzwischen aufgeteilt. Zwei setzten am Bug auf das Boot über, zwei am Heck. Einer blieb auf der Ijburg 1, für den Fall, dass etwas schiefging. Ryan positionierte sich zunächst mittig, bevor er langsam zu den beiden Männern am Heck hinüber ging, darauf bedacht, auf den feuchten Holzplanken möglichst keine Geräusche auszulösen. Die zwei Männer knieten jetzt links und rechts von etwas, das aussah wie eine Mischung aus Luke und Tür. Das Dach konnte man ein ganzes Stück nach hinten verschieben, die beiden kniehohen Flügeltüren zur Seite wegklappen. Zusammen ergab das den Eingang zum Unterdeck. Ryan würde die Flügeltüren öffnen, dann würde einer die Luke zurückschieben und die Blendgranate werfen. Das war der Plan! Ryan begann mit seinen Händen anzuzählen. Zuerst drei Finger. Dann zwei. Einer.

Ryan hebelte die kleine Flügeltür auf, die Luke öffnete sich, eine Blendgranate flog. Er kniff die Augen so fest er konnte zusammen und wurde trotzdem vom grellen Licht geblendet. Er ließ den beiden anderen den Vortritt und kletterte dann die steile Holztreppe hinab. Die zwei Männer in Schwarz schrien und liefen die Räume ab, Ryan fand sich unter Deck inmitten eines Gemeinschaftsraumes im dämmrigen Licht wieder. Links und rechts von ihm waren jeweils zwei große Tische mit Sitzecken. Das Hausboot war doch beträchtlich größer als es von außen den Anschein hatte. Am ihm gegenüberliegenden Ende lag eine Küchenzeile von stolzer Länge, sogar eine Bierzapfanlage war verbaut worden. Durch die Küche hindurch gelangte man in einen kleinen Gang, der wohl zu den Schlafräumen führte. Einer der beiden Sturmmasken war gerade darin verschwunden und kontrollierte mit lautem Geschrei jedes einzelne Zimmer.

Wenn das Hausboot in diese Richtung so groß ist, dann muss es hinter mir noch weiter gehen. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, grob, fest und ungnädig, aber immer noch sanfter als der Hieb, der ihn in diesem Moment am Hinterkopf erwischte. Um ihn herum wurde es schwarz, er ging zu Boden. Im Fallen konnte er aus den Augenwinkeln gerade noch durch eines der Bullaugen nach draußen sehen. Sein letzter Gedanke ging an sie. Mia.

Augenreisser

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