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1.3 Warum PRPR? Die Sicht eines Gründers

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Christian WiensWiens, Christian CEO und Gründer von Getsafe

Warum sollten Start-​ups in Public Relatio nsPublic Relations investieren?

Christian · Es gibt aus meiner Sicht gleich mehrere gute Gründe. Der offensichtliche ist, das Unternehmen bekannter zu machen. Im Gegensatz zum MarketingMarketing kann PRPR die eigene Idee oder Neuigkeit extern validieren. Das schafft Vertrauen – und zwar nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Für (zukünftige) Mitarbeiter:innen ist es sehr motivierend, wenn sie sich und ihre (zukünftige) Arbeit in der ÖffentlichkeitÖffentlichkeit gewürdigt und erwähnt sehen. Weniger offensichtlich ist es, weshalb sich die Gründer:innen und CEOsCEO, aber auch die Produktmanager:innenProduktmanager:in, aktiv mit PR beschäftigen sollten. Sowohl vor der Gründung eines Unternehmens als auch vor der Entwicklung eines neuen Produkts oder Features ist es eine sinnvolle Übung, zuallererst eine Pressemitteilung zu verfassen. Es zwingt dich, dir Gedanken darüber zu machen, wie die allgemeine Öffentlichkeit, Kund:innen, Wettbewerber:innenWettbewerber:in und Bewerber:innenBewerber:in die eigene Idee, Neuigkeit oder Information wahrnehmen und verstehen sollen.

Viele Gründer:innen kümmern sich zu Beginn selbst um PRPR . Gibt es einen Zeitpunkt, ab dem das Thema abgegeben werden sollte?

Christian · Ich halte es für sinnvoll, als Gründer:in so lange wie möglich in die PRPR-Arbeit involviert zu bleiben. Denn diese bestimmt zu großen Teilen die Außen- und Innenwahrnehmung des Unternehmens, gegenüber Kund:innen, Investor:innen, aber auch Bewerber:innen, Freund:innen und Bekannten sowie dem eigenen WettbewerbWettbewerb. Die Fähigkeit, eine spannende und sinnhafte Geschichte zu erzählen, sodass sie möglichst viele Menschen verstehen, ist eine Kernaufgabe von Unternehmer:innen. Unterstützung sollte aus meiner Sicht dann hinzugezogen werden, wenn die Rolle von PR erweitert wird. Darunter fallen zum Beispiel Themen wie Fachmedien, Employer BrandingEmployer Branding, Konferenzen und Veranstaltungen und Social MediaSocial Media.

Wie misst du den Erfolg guter PRPR -Arbeit?

Christian · Die Messbarkeit von PRPR ist schwierig. Es gibt sowohl quantitative Faktoren als auch qualitative Faktoren, die wiederum langfristigen PR-​Erfolg sicherstellen können. Einfach messbare Metriken sind zum Beispiel die Anzahl von ClippingsClipping, also die Beiträge oder Erwähnungen des eigenen Unternehmens oder der eigenen Person in den MedienMedien, die. Darüber hinaus kann die Art und Qualität des Mediums eine große Rolle spielen. Hier lohnt es sich beispielsweise, die für den eigenen Zweck wichtigen MedienMedien, die höher zu ranken als andere, um letztlich eine gewichtete Bewertung von ClippingsClipping vornehmen zu können. Ein weniger offensichtlicher, aber langfristig entscheidender Faktor ist aus meiner Sicht der Aufbau eines Netzwerks von Journalist:innen, mit denen man regelmäßig in Kontakt steht, die das eigene Unternehmen kennen und mit denen man offen über viele Entwicklungen sprechen kann. Daraus resultieren häufig die besten und kreativsten PR-​Ergebnisse.

Es gibt in Start-​ups immer wieder die Diskussion, ob und inwiefern PRPR zum Unternehmenserfolg beiträgt. Wie siehst du das?

Christian · Mediale oder öffentliche Aufmerksamkeit kommt oft automatisch mit dem Erfolg eines Unternehmens. Ob der Erfolg eines Unternehmens auch umgekehrt durch aktive PRPR beeinflusst werden kann, kommt auf die Situation an. Je nach Thema und Branche, aber auch je nach Trends und Marktentwicklungen kann die öffentliche Aufmerksamkeit dem eigentlichen Erfolg des Unternehmens in gewisser Weise vorauseilen. Elon MuskMusk, Elon ist hier ein gutes Beispiel. Letztlich kommt es auf die eigene Situation und Positionierung an. Auch keine PR zu machen (stealth modus) ist eine Art der ÖffentlichkeitsarbeitÖffentlichkeitsarbeit, die zu großem Erfolg führen kann.

Wo liegen deiner Meinung nach die Schwächen oder Grenzen von PRPR ?

Christian · „Mehr ist mehr“ funktioniert bei PRPR nicht. Das schadet der Glaubwürdigkeit und zeugt von einem verzweifelten Wunsch nach Aufmerksamkeit. Es ist wichtig zu verinnerlichen, dass Unternehmen die eigene Darstellung in der ÖffentlichkeitÖffentlichkeit zwar stark, aber nicht komplett beeinflussen können. Das unterscheidet PR klar vom MarketingMarketing. Deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, den Neuigkeitswert einer Meldung immer kritisch zu überprüfen und vor allem solche MedienMedien, die und Journalist:innen zu adressieren, die sich für das Thema auch wirklich interessieren. Vorab-​Recherchen sind daher sehr viel zielführender als ein Gießkannenprinzip. Das ist vielleicht keine Schwäche, aber zumindest eine Besonderheit, der man sich bewusst sein sollte.

Ein Problem entsteht aus meiner Sicht dann, wenn PRPR nicht weit genug gedacht wird. Unternehmenseigene Kanäle erreichen teilweise (zig-)tausende von Menschen und damit mehr als manche MedienMedien, die. Es geht letztlich um die gesamte ÖffentlichkeitsarbeitÖffentlichkeitsarbeit, dazu zählt auch jede Form von Social MediaSocial Media, Veranstaltungen und Public AffairsPublic Affairs. PR klassisch mit ein paar Pressemeldungen gleichzusetzen, ist überholt.

Wenn du auf die externe Kommunikati onKommunikation, externe von Getsa feGetsafe zurückblickst: Gibt es etwas, auf das du besonders stolz bist?

Christian · PRPR ist ein Prozess und gehört von Anfang an zu einem Unternehmen dazu. Allerdings verändert sich PR im Laufe der Zeit. Wenn ich zurück an die Anfänge denke, dann haben wir als passionierte Gründer mit einer klaren VisionVision und einer Kampfansage sehr früh und viel mediale Aufmerksamkeit in HandelsblattHandelsblatt, FAZ, TechCrunch und anderen MedienMedien, die bekommen – ganz ohne externe Hilfe. Außerdem sind wir heute auch in der öffentlichen Wahrnehmung das größte und bekannteste Start-​up in der Region Rhein-​Neckar, die immerhin 2,5 Millionen Einwohner:innen umfasst.

Klar ist aber auch: Sobald ein Unternehmen wächst, ist man als Gründer:in auch für andere Themen stark eingespannt. Da bleiben Netzwerkaufbau und Beziehungspflege schnell auf der Strecke. Und gerade weil PRPR mehr ist als ein, zwei Posts bei LinkedInLinkedIn und eine PressemeldungPressemeldung, schafft man das nicht nebenbei.

Und etwas, das dich frustriert?

Christian · Die fehlende positive Einstellung in der deutschen ÖffentlichkeitÖffentlichkeit und PressePresse gegenüber Start-​ups. In den USA schaut die Öffentlichkeit mit viel mehr Stolz und Interesse auf die heimischen Unternehmer:innen. Das ist letztlich ein Mentalitätsproblem, das in der Medienlandschaft eben auch stattfindet. Ich übertreibe: Wenn eine Firma hier zu erfolgreich wird, sucht man den Skandal. Wenn TechnologieTechnologie eingesetzt wird, sucht man nach potenziellen Nachteilen oder Gefahren. Innovationen werden hierzulande stärker nach datenschutzrechtlichen Aspekten hinterfragt, als deren mögliche positive Wirkung zu durchdenken.

Dein wichtigstes Learning zum Thema externe Kommunikati onKommunikation, externe ?

Christian · Der Erfolg von PRPR steht und fällt mit der eigenen Story und die hat man selbst in der Hand. Da sollten Gründer:innen auch die meiste Zeit investieren und zum Beispiel PressemitteilungenPressemitteilung oder zumindest erste Entwürfe selbst schreiben.

Ein Start-​up beschließt, jemanden für PRPR einzustellen. Worauf sollten Gründer:innen achten?

Christian · Hier gibt es fünf Dimensionen, die ich als wichtig erachte. Kreativität und Genauigkeit, und zwar sowohl inhaltlich wie sprachlich. Das richtige Mindset, um eine möglichst starke Identifikation mit dem Unternehmen beziehungsweise dem Produkt und der Branche zu schaffen. Networking, um ein vertrauensvolles und nachhaltiges Journalist:innennetzwerk aufzubauen. Frustrationstoleranz, da man gerade von MedienMedien, die sehr häufig ein Nein kassiert und es aber immer wieder probieren muss.

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