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Medizin, die nicht wirkt

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Christina ist erfunden. Ihre Geschichte nicht. Ich habe zahlreiche Menschen vor Augen, deren geistliche Biografien sich auf diese Weise erzählen lassen. Vielen von uns sind diese Muster nur allzu vertraut. Vielleicht kennst du Freunde, denen es ähnlich ergangen ist wie Christina. Womöglich ist dir all das aus persönlicher Erfahrung vertrauter, als es dir lieb ist. Das Christentum unserer Zeit ist angefüllt mit Erzählungen dieser Art. Man muss schon beide Augen verschließen, um in christlichen Kreisen nicht auf Menschen wie Christina zu stoßen.

Warum ist das so, dass viele von uns in ihrem Glaubensleben aus der Bahn geworfen werden, wie es Christina passiert ist?

Es könnte damit zu tun haben, dass dieses Gefühl, von Gott geliebt zu sein, für uns das Christsein ausmacht. Christentum ist Emotionalität. Fehlt dieses Gefühl, fehlt alles. Darum haben wir so viel Freude am Lobpreis, weil hier das Herz neu auftanken kann und Gott spürbar da ist. Oder am Gebet, wenn unser Herz dabei brennt. Denn dann wissen wir: Da ist einer, der uns zuhört, jetzt mit uns redet und etwas von seiner Liebe in unserem Herzen zeigt. Wenn wir in der Bibel lesen, dann warten wir, dass sich dieses besondere Gefühl einstellt, wo der Heilige Geist direkt in unserem Herzen zu sprechen beginnt.

Gott ist da. Dieses Gefühl ist das Fundament unseres Glaubens. Im Kern geht es – so meinen wir – beim Christsein darum, dass wir in unseren Herzen spüren, wie Gott uns liebt. Deshalb ist es umso schmerzlicher, wenn dieses Gefühl verblasst oder überhaupt nicht mehr da ist. Denn dann beginnt das Fundament gehörig zu bröckeln und am Ende stehen wir sprachlos neben den Ruinen unseres Glaubenshauses.

Sicherlich hat hier jeder seine eigene, persönliche Geschichte zu erzählen. Die Details mögen sich unterscheiden. Dennoch haben diese Geschichten eines gemeinsam: Gott ist nicht mehr gegenwärtig.

Vielleicht findest du dich in Christinas Geschichte wieder und fragst dich, ob es in so einer verfahrenen Situation überhaupt Hoffnung gibt?

So beginnt unsere Suche. Es ist die Suche nach einem Ausweg aus dieser Misere. Es ist Suche nach einem kleinen Funken Hoffnung.

Doch es ist nicht leicht, Hoffnung zu finden. Es gibt vermeintliche Auswege, die nur in weitere Sackgassen führen. So manche Medizin gegen ein kaltes Herz schenkt nicht die versprochene Heilung.

Ich bin mir inzwischen recht sicher, was man in so einer vertrackten Situation wie der von Christina nicht braucht. In der Regel braucht man keinen weiteren Vortrag über »hörendes Gebet«, ein gut gemeintes Seminar, »wie man Jesus im Alltag erleben kann«, oder den nächsten Sieben-Schritte-Plan zum Gestalten einer gelingenden Gottesbeziehung. Und erst recht braucht man keine weiteren Durchhalteparolen mehr, die stets die gleiche Leier singen: »Im Glauben gibt es Wüstenzeiten.« »Du musst hier nur treu durchhalten, dann wird Gott bald wieder auf den Plan treten und in deinem Inneren fängt es wieder an zu funken.«

Ehrlich gesagt gibt es von all diesen Ratschlägen bereits mehr als genug. All diese Tipps sind gut gemeint, lösen dein Problem aber in der Regel nicht, sondern verstärken den Schmerz. Diese Medizin wirkt nicht.

Du brauchst etwas anderes, besser: jemand anderes. Du brauchst Jesus. Schlicht und einfach Jesus. Und du brauchst Pastoren und Mitchristen, die dir Jesus vor Augen malen. So klar und deutlich, dass du nichts anderes mehr sehen kannst als Jesus und sein Kreuz. Du brauchst die Botschaft, dass Jesus vor allem der Heiland von Menschen mit kalten Herzen ist.

Stattdessen bekommst du Tipps, gut gemeinte Tipps. Das Problem damit ist nur, dass sie immer davon handeln, was du tun sollst. Dabei brauchst du eine andere Medizin. Du brauchst das Evangelium, die frohe Botschaft von dem, was Gott bereits getan hat. Du brauchst keine Tipps mehr, was du geistlich besser machen könntest, sondern die Botschaft, dass Jesus alles, wirklich alles, schon für dich getan hat. Dann fängst du womöglich an, von dir wegzuschauen und auf Jesus zu blicken. Und du wirst wissen: Er ist genug.

Aber auch hier steckt der Teufel im Detail. Darum noch einmal: Wir brauchen keine Tipps, keine Anleitung, wie wir denn auf Jesus schauen können. Wir brauchen keine Mitchristen, die uns deutlich machen, dass wir zu wenig auf Jesus schauen. Das wissen wir bereits. Wir brauchen Mitchristen, die uns Jesu Worte in den Gehörgang legen. Wieder und wieder. Dass wir nur noch Jesus hören können und dabei unser eigenes Herz und das Fehlen von Gefühlen in den Hintergrund tritt.

Dieses Buch ist für alle Christinas. Es geht um die gute Botschaft, dass Jesus wirklich genug ist. Im Christentum geht es um ihn, nicht um dich. Darum zählt allein das volle Versprechen aus seinem Mund, nicht das fehlende Gefühl in deinem Herzen. Entscheidend ist, was Jesus für dich getan hat, weniger das, was Jesus in dir tut, in deinem Herzen, mit deinen Gefühlen.

Aber solche Sätze, so theologisch korrekt sie auch sein mögen, werden für die Christinas dieser Welt nur wie hohle Formeln klingeln. Darum gehen wir nun weiter in die Tiefe und hoffen, dass dieser schlichte Sachverhalt dabei etwas lebendiger wird.

Dabei werden wir dreierlei tun. In einem ersten Schritt schauen wir uns an, welche Bedeutung der Gefühlswelt im Glaubensleben zukommt. Danach stellen wir uns zweitens der Frage, wie Gott mit uns Menschen kommuniziert. Wir vergleichen unsere Bilder mit dem, was die Bibel dazu erzählt. Zuletzt schauen wir, was den Glauben ausmacht. Stimmt Christinas Eindruck, dass der Glaube tot ist, wenn das Gefühl weg ist? Doch eins nach dem anderen.

Im Zweifel für Gott

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