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Die richtige Tür
ОглавлениеFür zwei Jungen, etwa zehn Jahre alt, ist es wieder einer dieser späten Feriennachmittage, an denen sie nicht so genau wissen, wohin mit sich. In der Dämmerung ziehen sie durch die Nachbarschaft, auf der Suche nach versteckten Abenteuern mit so mancher Dummheit im Gepäck. Am Ende der Straße steht ein Haus, das schon seit Jahren leer steht. Das Grundstück ist inzwischen verwildert. Jeder nennt es nur das »Geisterhaus« und es strahlt eine unheimliche Faszination aus. Irgendetwas zieht die beiden hierher.
Heute überschreiten sie die Grenze, von der sie wissen, dass sie sie eigentlich nicht überschreiten sollten. Im Licht der letzten Sonnenstrahlen öffnen sie die quietschende Tür. Dann geht es die Treppe hoch, durch eine Tür, dann durch noch eine Tür. In ihrer Fantasie ist hier irgendwo zwischen den knarrenden Balken ein Schatz versteckt. Doch einen Schatz finden die beiden nicht. Stattdessen werden sie gefunden. Plötzlich hören sie ein unheimliches Geräusch, das schnell lauter wird. Schritte kommen immer näher.
Die beiden denken nicht nach. So schnell sie können, rennen sie zurück, durch die Türen hindurch und die Treppe hinunter. In der Luft ist der Staub und hinter ihnen kommen die Schritte immer näher. Mit pochendem Herzen kommen unsere Jungs im Erdgeschoss an. Doch zu ihrem Schrecken sehen sie vor sich nicht eine, sondern zwei Türen. Durch welche von beiden waren sie noch einmal hereingekommen?
Was die beiden nicht wissen: Nur eine der beiden Türen führt in die Freiheit. Die andere führt hinunter in den Keller, wo sie endgültig in der Falle säßen.
Die Frage lautet nun: Woran entscheidet sich, ob diese Geschichte gut ausgeht? Wie ist das mit ihrem Glauben?
Die beiden können mit dem größten Glauben und der höchsten Zuversicht auf die falsche Tür setzen und es würde ihnen nichts nützen. Ihr Optimismus würde sie nicht retten, wenn sie die Tür in den Keller wählten.
Oder sie könnten sich mit dem kleinsten Glauben für die richtige Tür entscheiden und alles würde gut. In ihrem Herzen ist nur ein »O nein, o nein, das geht bestimmt schief«. Aber solange sie die richtige Schwelle übertreten, wird ihnen nichts passieren. Es kommt also nicht auf die Stärke ihres Glaubens an, sondern ob die gewählte Tür die richtige ist.
So ist es auch mit dem christlichen Glauben. Es kommt nicht auf den Glaubenden an, sondern auf den, an den geglaubt wird: Jesus Christus. Er macht den Glauben stark. Wir haben einen starken Jesus, der von sich sagt: »Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden« (Johannes 10,9).
Ein starker Glaube ist also deshalb stark, weil Jesus als das Objekt des Glaubens stark ist, nicht du als das Subjekt. Wenn du auf Jesus als deine Lebenstür setzt, dann hast du einen starken Glauben, weil Jesus stark ist, nicht weil das stark wäre, was du als Gefühl in deinem Herzen findest.
Glaube ist kein geistliches Hochgefühl. Ganz im Gegenteil: Glauben bedeutet, schlicht Jesus zu vertrauen, gerade weil du deinem eigenen Herzen mit seiner Gefühlswelt nicht vertrauen kannst. Glaube ist eine Bankrotterklärung. »Ich allein schaffe es nicht und habe es nicht in mir. Deshalb brauche ich dich, Jesus.« Glaube ist keine geistliche Qualität, die du in dir findest, sondern er entsteht, wenn du merkst: Ich habe in mir keine geistliche Qualität und kann deshalb nur hoffen, dass Jesus genug ist.
Der Glaube ist die ausgestreckte Hand eines Bettlers, der nach Jesus als seinem letzten Strohhalm greift. Fühlst du dich geistlich wie ein Bettler? Als eine, die Gott nicht spüren kann? Als einer, der im Lobpreis nichts fühlt? Als eine, die Jesus nicht in ihr Herz lassen kann? Als einer, der wirklich nichts anderes hat als die Brotkrumen, die vom Tisch des Herren fallen?
Wenn Jesus der letzte Strohhalm ist, dann kann dein Glaube nicht größer sein.