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Ich kann nicht glauben – Mias Geschichte

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Vor einigen Jahren fand ich mich in einem Gespräch wieder, das mir bis heute nachgeht. Ich hatte einen Vortrag über »Glaube und Wissenschaft« vor einer Studentengruppe gehalten. 45 Minuten lang trug ich Argumente vor, warum es sinnvoll sei, an Gott zu glauben.

Hinterher kam eine junge Studentin auf mich zu. Nennen wir sie Mia. Mia sagt mir: »Weißt du, mit all dem heute Abend habe ich keine Probleme. Der Glaube an Gott erscheint mir vernünftig. Ich glaube an Jesus und dass er für mich gestorben ist. Aber irgendwie will es einfach nicht ›klick‹ machen. Ich spüre nichts. Ich glaube nicht.«

Das war der Beginn einer langen Unterhaltung. Mia erzählte aus ihrem Leben und wie sie aufgewachsen war. Sie war viele Jahre in eine christliche Jugendgruppe gegangen. Dort lernte sie ein Christentum kennen, das den Schwerpunkt ganz auf das Persönliche legte, auf das Gefühl und das, was im Herzen passiert. In ihrem Kopf war ein festes Bild entstanden, das aus Sätzen bestand wie: »Glaube, das kann man nicht erklären, man spürt es einfach«, »Du wirst es merken, wenn Jesus in dein Leben tritt«, »Wenn Gott dein Herz berührt und du ihm dein Herz schenkst, dann wirst du ein Christ«, »Christ werden, heißt Jesus in dein Herz zu lassen«.

Das hatte sehr viele schöne und faszinierende Seiten. Doch letztendlich trieb es Mia an den Rand der Verzweiflung. Denn all das fühlte sie so nie. Sie glaubte zwar an Jesus und dass sein Tod ihr galt, aber sie hatte das Gefühl, noch nicht zu dem Eigentlichen durchgestoßen zu sein. Sie konnte Jesus irgendwie nicht in ihr Herz lassen, obwohl sie das so sehr wollte. Sie hatte nie gespürt, wie Jesus in ihr Leben trat.

Gegen Ende des Gesprächs versuchte ich ihr eine Alternative zu eröffnen, stammelnd und etwas überfordert. Der Inhalt war in etwa so: »Du bist nicht Christin, weil etwas in deinem Herzen passiert, sondern weil Jesus für dich gestorben ist. Sein Kreuz hat wirklich das getan, was es versprochen hat: dich zu retten. Du bist voll und ganz Christ.« Mia stand vor mir mit leichten Tränen in den Augen. Der Blickwechsel weg von ihren Gefühlen hatte bei ihr eine tief emotionale Reaktion ausgelöst. Sie fühlte etwas, weil sie wusste, dass es nicht auf ihre Gefühle ankam, sondern allein auf Jesus.

Dann fragte sie mich: »Wo finde ich eine Gemeinde, in der ich das hören darf?« Nun schossen mir fast die Tränen in die Augen. Denn ich wusste nicht, wohin ich sie verweisen sollte. Mias Frage ist eine Anfrage an unsere Gemeinde- und Gottesdienstkultur und lässt mich bis heute nicht los.

Von Mia durfte ich etwas über ein paradoxes Geheimnis lernen: Glaube entsteht nicht, wenn man die ganze Zeit darüber spricht, wie wichtig es ist zu glauben. Glaube entsteht, wenn man über Jesus Christus spricht. Oder wie Paulus es sagt: »So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi« (Römer 10,17). Manchmal wird das von schönen Gefühlen begleitet. Manchmal aber auch nicht. Das Geheimnis lautet stets: Christospektion statt Introspektion.

Das heißt nicht, dass wir als Christen unsere Gefühle verleugnen sollen. Eine gute Selbstwahrnehmung ist immer hilfreich. Die Bibel ermutigt uns ausdrücklich, unseren Schmerz dem Schöpfer zu klagen. Emotionen sind wichtig, aber wir finden in ihnen nicht unser Heil. Das liegt allein außerhalb von uns in Christus. Am Ende zählt, was in seinem Herzen ist, und das erfahren wir durch ganz konkrete Mittel, mit denen er uns seine Liebe zeigt.

Aber auf unserer geistlichen Reise kehren wir zur Selbstbetrachtung täglich zurück wie ein Junkie zu seiner Droge. Deshalb brauchen wir Gottes Wort, das uns seine Liebe vor Augen malt, wenn wir sie nicht spüren können. Auf eine wunderschöne Art tut das der Apostel Johannes, der all jenen Christen etwas zusagt, die unter der Asche in ihrem Herzen leiden. Eine Sache bleibt ganz gewiss, dass »wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz« (1. Johannes 3,20).

Im Zweifel für Gott

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