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Kapitel 6

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Shanes Nacht wurde miserabel. Moskitos, die durch eine undichte Stelle im Fliegennetzfenster eingedrungen sein mussten, quälten ihn. Als er in der Nacht plötzlich hellwach wurde, blätterte er in der letzten Ausgabe des Australien Police Journal, das er sich mitgebracht hatte. Mitten in einem Artikel über einen zwanzigjährigen Junkie, der seinen Freund ermordete und zerstückelte, fielen ihm dann irgendwann die Augen zu.

Müde schleppte er sich am Morgen zu Fuß ins Büro, der Dienstwagen vor der Nummer sieben war schon verschwunden, als er in den noch kühlen Morgen hinausgetreten war. Tamara saß bereits am Schreibtisch und gähnte.

„Ich hab sicher nicht mehr als eine Stunde geschlafen“, sagte sie, „kann mich so schwer an fremde Betten gewöhnen.“

Shane brachte nur ein Nicken zustande und bemerkte gerade noch, dass er zu lange auf ihren Busen starrte, der sich unter ihrer engen Bluse abzeichnete. Rasch verzog er sich auf seinen Platz.

Detective Constable Miller, eine dieser attraktiven, patenten Frauen, die stets für gute Laune und Essen sorgten, hatte Kaffee gekocht, weil der von der Sekretärin abscheulich schmeckte, wie sie behauptete, und ein paar Sandwichs mitgebracht.

Das Missing Persons Bureau hatte eine Liste geschickt, mit elf Namen und den zugehörigen Fotos von weiblichen Personen zwischen fünfzehn und vierzig, die innerhalb der vergangenen Woche in Australien als vermisst gemeldet worden waren. Zwei von ihnen, Melissa Rule und Jessica Wheeler, ähnelten auf den ersten Blick der Toten. Beide wohnten in New South Wales. Viele hundert Kilometer von Chinchilla entfernt. Von Dr. Eliza Lee war ebenfalls eine Nachricht eingetroffen. Die Tote trug eine eingehängte Zahnprothese der oberen vier Schneidezähne mit metallenem Gaumenstück. Eine nicht sehr alltägliche Arbeit. Jeder Zahnarzt würde sich daran erinnern. Alle weiteren Ergebnisse würde sie hoffentlich bis heute Abend mitteilen können, schrieb sie.

Shane vertiefte sich noch einmal in die Angaben auf der Vermisstenliste. Sie würden also ganz von vorne anfangen müssen: das Bild der Toten herumzeigen, Zahnärzte befragen...

Er überlegte kurz, ob er jetzt Pam anrufen solle. Acht Uhr am Sonntag – wie konnte er nur auf so einen Gedanken kommen? Kim und Pam schliefen mindestens bis neun und auch wenn heute Montag wäre, könnte er sich den Anruf ersparen. Dann war Pam in der Schule und Kim machte sich gerade auf den Weg zu ihrem Job in diesem Verwaltungsbüro. Warum nur wollte sie wieder heiraten?, fragte er sich. Er fühlte, wie die Frustration in ihm aufstieg - und verletzte Eitelkeit, Neid. Weil sie es geschafft hatte, ihrem Leben einen neuen Fixpunkt zu geben. Er hingegen verlor seinen Fixpunkt immer weiter aus den Augen. Nein, eigentlich hatte er schon lange keinen mehr.

„Shane!“ Tamaras Stimme riss ihn aus seinen Grübeleien. „Wir haben einen Hinweis!“

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