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Kapitel 4

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Jane Denham hatte Recht: Die Kneipe Hotel Chinchilla sah genauso aus wie tausend andere im Land. Ein mehrstöckiges Eckhaus mit einem langen Balkon. Tamara parkte den Wagen vor dem Eingang, zwischen zwei Pritschenwagen. An die Hitze hatte Shane sich fast schon gewöhnt, aber nicht an die schwarzen Fliegen, die sich sofort auf ihn und Tamara stürzten als sie ausstiegen. Eine drückende Stille lag über Chinchilla. Selbst den Vögeln schien es zu heiß zu sein.

„Ich hasse diese Kneipen“, seufzte Tamara und folgte ihm.

Er stieß die Schwingtür auf. Wohltuende Kühle umfing ihn. Bunte Spielautomatenlichter zuckten, an der schummrig erhellten Bar lehnten zwei verschwitzte Männer. Ihre Hüte mit den Schmutzrändern hatten sie nicht abgesetzt, weil sie schon Bestandteil ihres Körpers geworden waren. Unter ihren Shorts kamen haarige Beine zum Vorschein, die in verkrusteten Boots steckten. Das Gespräch verstummte und ihre Blicke wurden neugierig.

„Homicide Squad.“ Shane zückte seinen Ausweis. „Junge Frau, um die Zwanzig, kurzer Jeansrock, rotgebatiktes T-Shirt. Kennt hier jemand so eine Frau?“

„Meinen Sie die Tote?“, fragte der Kleinere von den beiden.

„Genau die!“ schaltete sich Tamara ein ohne den Anflug eines Lächelns.

„Nanana!“ Aus dem Mund des Anderen funkelte ein Goldzahn.

„Wir haben bei der Toten das Papier von einem Zucker gefunden. Darauf stand Hotel Chinchilla“, übernahm Shane, warf Tamara einen Blick zu, deren Gesichtsausdruck und Haltung nicht verbargen, dass sie die Männer widerlich fand. Er wollte auf jeden Fall eine Eskalation vermeiden. Der Wirt, ein massiger Kerl, mit einem Bauch, der sich über die Gürtelschnalle wölbte, zeigte auf eine Blechdose am Ende der Theke.

„Kann jeder mitnehmen.“

„Gib’ mir noch ein Bier“, sagte der Kleine und wendete sich gelangweilt ab.

„Kennen Sie Barry Denham?“, fragte Shane. Er hatte nicht die Absicht, sich provozieren zu lassen.

Die Männer antworteten nicht. Nur die Lichter der Spielautomaten zuckten und hinter der Küchentür zischte Fett.

„Er ist ein verdammt guter Polocrosse-Spieler.“ Der Wirt sah Shane provozierend direkt in die Augen.

„Das hab’ ich schon gehört. Und was kann er sonst noch alles?“

Der Wirt stellte das Bier auf die Theke.

„Was hat Denham damit zu tun? Sie wissen doch noch nicht mal, wer die Tote überhaupt ist, hab’ ich Recht?“ Seine kleinen Augen funkelten.

„Genau!“, fuhr Tamara auf, „und deshalb fragen wir euch! Das klingt verständlich, oder?“

„Wir kommen wieder“, sagte Shane rasch und warf Tamara einen Blick zu, den sie zum Glück verstand und ihm daraufhin wortlos folgte.

„Es ist jedes Mal dasselbe in solchen Kneipen“, sagte Tamara wütend und ließ den Motor aufheulen. „Diese Typen sind einfach widerlich! Wir sollten sie mal stundenlang verhören, da möchte ich mal sehen, wie....“, sie brach ab und sah ihn an, „warum sagst du nichts?“

Er winkte müde ab.

„Wenn die Typen mauern, wird alles noch schwieriger.“

Eine Fliege brummte an der Scheibe. Ein Lieferwagen fuhr vorbei. Ein Hund überquerte die Straße. Shane hatte das Gefühl, festzustecken. In der Zeit. In seinem Leben. Und jetzt auch noch hier im Busch.

„Und jetzt?“, hörte er Tamara fragen.

Er deutete nach hinten, zum Kofferraum, in dem Computer, Fax, Scanner und Telefone verstaut waren. Das hieß: auf zum Revier und sich häuslich einrichten, Berichte schreiben – und einen wahrscheinlich schlechten Kaffee trinken.

„Ich könnte jetzt einen Kuchen vertragen. Einen gigantischen Schokoladenkuchen mit einem Sahneberg!“, sagte Tamara.

Er lachte auf. Meistens zählte sie pedantisch ihre Kalorien, ernährte sich vegetarisch, predigte die Wichtigkeit von gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Tamara stieß einen Seufzer aus und fuhr los.

Detective Herb Kennedy half ihnen, das Equipment hineinzutragen und es in einem engen, muffigen Raum am Ende des langen Korridors der Polizeistation zu installieren. Als wären die Geräte nicht schwerer als leere Kartons trug er sie aus dem Wagen und stellte sie bedächtig ab.

Die Schreibtische in ihrem Büro waren abgeschrammt und die Sessel klapprig. Immerhin aber gab es zwei Fenster und eine Kaffeemaschine. Shane erinnerte sich an schäbigere Büros. Herb hatte ihnen in einem einfachen Motel Zimmer zum Übernachten reserviert. Als alles seinen Platz hatte und auch funktionierte, war es fast halb neun. Die Anfrage an das Missing Persons Bureau lief, und die Beschreibung der Toten hatten sie an die Medien gegeben.

„Wollen Sie und Tamara nicht noch auf ein Barbecue zu mir und meiner Frau rüberkommen?“ fragte Herb Kennedy fast schüchtern.

„Sorry, Herb“, sagte Tamara und blickte von ihrer Schreibarbeit auf, „aber ich muss noch diesen SITREP hier schreiben.“

Shane sagte zu. Er hatte keine Lust, jetzt in ein fremdes Motelzimmer zu gehen. Herb lächelte erfreut und Shane wusste, im Busch war jede Abwechslung willkommen.

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