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Kapitel 13

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Das Büro des Earl’s lag auf der Rückseite des Gebäudes und war von einem Parkplatz aus zugänglich, an den ein Bottle Shop grenzte. Shane parkte den Dienstwagen neben Halls Patrol. Ein Kombi fuhr direkt vor den Eingang des Bottle Shops. Sonst war der Parkplatz unbesetzt. Vom schwarzen Teerbelag stieg heiße Luft auf.

„Hat Romaine hier normalerweise ihren Wagen abgestellt?“, fragte Shane Alan Hall, der gerade die Hintertür des Earl’s aufschloss.

„Ja. Die Parkplätze entlang der Straße vor dem Eingang sind meistens besetzt. In der CWA, der Country Women Association, findet öfter eine Veranstaltung statt.“

Shane folgte Hall. Sie standen in einem kurzen Gang, an dessen Ende der Gastraum des Restaurants lag, rechts sich die Küche befand und links das Büro. Hall stieß die nur angelehnte Bürotür auf. Vor dem der Tür gegenüberliegenden Fenster standen ein einfacher Schreibtisch aus braun furniertem Holz und dahinter ein grau bezogener Drehstuhl mit schief hängender Rückenlehne. An den Wänden waren Regalbretter angebracht. Der ganze Raum wirkte eher wie die Verwaltung eines Warenlagers als das Büro eines Restaurants.

„Hier.“ Hall deutete auf einen im unteren Regalteil stehenden grauen Metallkasten von etwa einem halben Meter Höhe. „Einen Schlüssel trage ich an meinem Schlüsselbund, den Ersatzschlüssel hatte Romaine.“

„Sie haben ihr ja ziemlich vertraut“, bemerkte Shane, worauf Alan Hall ihn kurz ansah, aber nichts erwiderte. „Was war sie für ein Mensch? Trauen Sie ihr zu, Sie hintergangen zu haben, mit diesem George?“, fragte er und betrachtete den Safe.

Alan Hall seufzte.

„Ich weiß es nicht. Sie konnte manchmal sehr verletzend sein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kann das alles noch gar nicht glauben.“

„War sie berechnend?“

Hall quälten diese Fragen ganz offensichtlich, schließlich brachte er heraus:

„Romaine wollte ein eigenes Motel eröffnen.“

„Ach?“

„Mit ihrem damaligen Mann. Sie nahm bei der Bank einen Kredit auf. Doch ihr Mann verließ sie – mit dem Geld. Da sie die alleinige Kreditnehmerin war, musste sie den Kredit zurückzahlen.“

„Wie viel?“

„Ungefähr fünfzigtausend Dollar. Sie können auf der St. George Bank nachfragen.“

Shane ließ den Blick nicht von ihm. War Hall von Romaine irgendwie abhängig? Sexuell?

„Haben Sie eigentlich nie darüber nachgedacht, dass Romaine mit Ihnen nur etwas angefangen hat, weil sie an Ihr Geld wollte?“

Hall lächelte verkrampft.

War das Liebe? Oder wollte er einfach nicht der Wahrheit ins Gesicht sehen? Auf Halls Schreibtisch bemerkte Shane einen Plexiglasbehälter mit einem Stapel jener Notizzettel, die dem ähnelten, auf dem Romaine ihre Nachricht hinterlassen hatte. Aus einem Porzellanbecher ragten Stifte heraus. Spurensicherung und Schriftexperten würden untersuchen, ob die Nachricht mit einem dieser Kugelschreiber und auf diesen Notizzetteln geschrieben worden war.

„Ach ja“, sagte Hall auf einmal zögernd. „als ich am Montag ins Büro kam, war das Schloss außen an der Tür zum Parkplatz beschädigt.“

„Romaine hatte doch sicher einen Büroschlüssel? Wenn sie die Diebin war, dann musste sie doch nicht einbrechen.“

„Das ist ja das Merkwürdige!“ Alan Hall runzelte die Stirn. „Das Schloss war auch nur beschädigt, aber nicht aufgebrochen!“

Shane ging mit ihm zur Tür.

„Sehen Sie?“ Hall drehte den Schlüssel hin und her. „Das Schloss schließt genauso wie vorher.“

Shane bückte sich und betrachtete das Schloss. Tiefe Kratzspuren waren dort in der Holztür zu erkennen. So, als ob jemand mit einem scharfen metallenen Gegenstand das Schloss hatte herausbrechen wollen.

„Vielleicht waren die Spuren ja schon vor jenem Samstag dort?“, gab Shane zu bedenken.

„Das wäre mir mit Sicherheit aufgefallen! Ich schließe doch jeden Abend hier ab. Die Lampe über der Tür leuchtet genau auf das Schloss, das habe ich so einrichten lassen.“ Hall schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, ich bin ganz sicher, die Kratzer waren noch nicht da.“

Shane bestellte die Spurensicherung ins Earl’s. Die Kollegen sollten den Safe untersuchen, das Türschloss und das Büro.

Der Außenthermostat im Auto zeigte sechsunddreißig Grad Hitze – und im Auto ohne Klimaanlage waren es mindestens fünf Grad mehr.

„Erkundige dich doch mal bei der St. George Bank über Romaines finanzielle Situation“, bat er Tamara als er zurück ins Büro kam und berichtete ihr kurz von seinem Gespräch mit Hall.

„Und, ist er noch verdächtig?“

„Wir haben gegen Alan Hall im Moment nichts in der Hand. Aber ich trau dem Typen nicht.“

„Du magst ihn nicht, das ist es“, bemerkte Tamara knapp, gerade als Herb Kennedy kam mit einer Tüte von der Bäckerei hereinkam.

„Dachte, Sie könnten was zu essen gebrauchen.“

Er wirkte übermüdet. So sahen Männer aus, die die ganze Nacht mit ihrer Frau Streit hatten, dachte Shane.

„Wie läuft’s?“ Herb setzte sich und Shane berichtete von der Wendung, die der Fall genommen hatte.

„Hm. Ich kenne diesen Alan Hall nicht persönlich. Er hat seit ungefähr drei Jahren das Restaurant. Becky und ich waren vielleicht zweimal dort essen. Feine Küche, aber zu steife Atmosphäre für meinen Geschmack.“ Herb nahm eine Pastete. „Zwanzigtausend Dollar, Liebe hin oder her, das ist ein Batzen Geld! Da muss die Liebe ja schon groß sein, wenn man das Geld so schnell abschreibt.“

„Was meinen Sie, könnte er’s getan haben?“ Shane nahm sich nun doch auch eine Pastete aus der Tüte, obwohl er eigentlich keine Meatpies mochte. Herb schluckte den Bissen hinunter und ließ die Schultern kreisen, die das Kurzärmelhemd jeden Moment zu sprengen drohten.

„Keine Ahnung.“

„Sie sind mir `ne schöne Hilfe, Herb!“ Shane schob sich den Rest der Pastete in den Mund. Ausgerechnet in dem Moment läutete das Telefon, und er gab Herb ein Zeichen abzunehmen.

„Die Spurensicherung“, sagte Herb und reichte Shane den Hörer. Man hatte an Haut, Haaren und Kleidung der Leiche Schafhaare, Reste von Öl und Styropor nachgewiesen. Hundertzwanzig Meter vom Ablageplatz der Leiche entfernt, auf einer Lichtung, die über einen schmalen Weg von der Straße aus erreichbar war, hatte man folgende Dinge gefunden: eine leere Filmdose, Reifenabdrücke und einen Nylonstrumpf mit Lippenstiftspuren.

„Und dann“, ergänzte der Mitarbeiter, „haben wir noch etwas anderes Interessantes entdeckt. Ein paar Haare am Strumpf. Eins steht fest: es sind nicht die der Leiche, aber die DNA-Analyse dauert noch.“

„Die reinste Fundgrube - dieses Chinchilla“, murmelte Shane als er auflegte. „Filmdose? Hat Jane Denham dort fotografiert?“

„Das werden wir gleich in Erfahrung bringen“, sagte Tamara und stand auf.

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