Читать книгу Höllentrip - Manuela Martini - Страница 19
Kapitel 15
ОглавлениеJane Denham wohnte in einem nüchternen, irgendwie einsam wirkenden Holzhaus. Als Shane und Tamara klingelten, erschien sie mit einem Turban aus einem schwarzen Handtuch hinter der Fliegentür.
„Wir haben noch ein paar Fragen, Mrs. Denham“, begann Shane woraufhin Jane grußlos die Fliegentür aufdrückte. Ihre silbergrauen Augen wirkten heute weniger leuchtend, ein wenig müde. Harvey kam aus dem Garten angerannt, bellte und wedelte freudig mit dem Schwanz.
„Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen noch helfen könnte“, sagte Jane, „ich war gerade im Bad ...“
„Wir halten Sie bestimmt nicht lange auf.“ Tamara lächelte höflich und ging ins Haus. Shane folgte ihr. Harvey nutzte die Gelegenheit aus und schlüpfte schnell zwischen ihren Beinen hindurch.
„Das Haus ist nicht gerade mein Stil“, erklärte Jane, als müsse sie sich entschuldigen, „aber wenn man so schnell was zum Wohnen braucht... Wollen Sie was trinken?“
Der Teppichboden war abgetreten und an den fleckigen Wänden hingen gerahmte Landschaftsfotos. Rote Ebenen im Sonnenuntergang, tiefgrüne sanfte Hügel, über die der Wind strich, Pferde, Pferde und nochmals Pferde.
„Die Fotos sind von mir“, bemerkte sie.
Ein paar davon gefielen Shane.
„Sie sind noch nicht von Barry geschieden?“, eröffnete Tamara das Gespräch.
„Sind Sie gekommen, um mich das zu fragen?“
„Nein“, antwortete Tamara, worauf Jane fragend die Augenbrauen hochzog.
„Was wollen Sie dann?“
Shane fragte sie nach der Filmdose und den weiteren Utensilien, die die Spurensicherung gefunden hatte. Jane konnte sich nicht daran erinnern, an der beschriebenen Stelle der Lichtung gewesen zu sein und dort eine Filmdose verloren zu haben.
„Glauben Sie, ich fotografiere noch mit Film?“, fuhr sie auf und lachte. „Und bei der Hitze trag ich sicher keine Nylonstrümpfe.“ Sie schüttelte den Kopf. „Was fragen Sie mich für ein Zeug?“
Shane folgte ihr und Tamara ins Wohnzimmer, dessen altmodisch gestreifte Tapeten Schatten und helle Stellen von abgenommenen Bildern aufwiesen. Eine neu aussehende sandfarbene Couch mit passenden Sesseln gruppierte sich um einen niedrigen massiven Holztisch.
„Nehmen Sie Platz“, sagte Jane, bemüht, höflich zu klingen. Shane konnte den Alkohol in ihrem Atem riechen.
„Sind das Ihre Fotos?“, fragte Tamara und deutete auf den Stapel auf dem Tisch.
„Oh ja“, sagte Jane, „ich war gerade am Sortieren.“ Eilig raffte sie die ausgebreiteten Fotos zusammen. Shane deutete auf eines.
„Das ist doch Romaine, oder?“ Sie schmiegte sich an ein Pferd und flirtete mit der Kamera. „Und Sie wollen Romaines Leiche nicht erkannt haben?“, fragte Shane ungläubig.
„Dieser Kadaver hatte keine Augen mehr! In der Stirn war ein schwarzes Loch!“ Jane schüttelte heftig den Kopf, „ich konnte nicht fassen, dass das da Romaine sein sollte!“ Hastig griff sie zu der Schachtel Zigaretten auf dem Tisch. In ihren Augen glitzerten Tränen, ihre Lippen bebten. Sie ließ ein Feuerzeug aufschnappen und sog an der Zigarette.
Shane räusperte sich.
„Mrs. Denham?“
„Jane.“
„Jane“, begann Shane noch einmal und zeigte auf das Foto mit Romaine, „ist das da eins von Barrys Pferden?“
Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
„Also kannten Romaine und Barry sich?“
Sie blies lange den Rauch aus und sagte dann:
„Er hat sie im Earl’s kennen gelernt. Sie arbeitete dort als Kellnerin. Er hat mit ihr geflirtet, während ich dabei saß! Es war unser Jahrestag. Können Sie sich das vorstellen?“ Sie sprach hitzig und aufgeregt weiter. „Können Sie sich so eine Unverschämtheit vorstellen? Es war so, so demütigend. Kurz danach habe ich die beiden zusammen erwischt - als ich früher nach Hause kam.“
„Haben Sie deswegen Barry verlassen?“, wollte Shane wissen.
„Nein, ich hab’ darüber hinweggesehen. Nach ein paar Monaten hat sie mit ihm Schluss gemacht.“ Ein gehässiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Anschließend hat er sich von mir trösten lassen wollen. Doch das hab’ ich nicht wieder mitgemacht! Es war ja nicht das erste Mal ... Ich habe ihn verlassen. Unser ganzes gemeinsames Leben hat er in Scherben geschlagen. Kurz danach stürzte Ashwood und wurde impotent.“ Sie lachte kurz auf und schüttelte den Kopf, „Ironie des Schicksals, was?“
„Ashwood ist - ist ein Pferd?“ fragte Tamara mit gerunzelter Stirn.
„Was haben Sie denn gedacht?“
„Warum haben Sie dann eigentlich Romaine fotografiert?“, Tamara musterte sie.
Jane nahm das Foto in die Hand, betrachtete es lange.
„Jane“, sagte nun Shane, „ich muss Sie bitten, Ihre Fingerabdrücke abnehmen zu lassen.“
„Von mir aus, ich habe nichts zu verbergen“, sagte sie und er konnte ihre Bitterkeit deutlich hören.
„Glaubst du, sie könnte ihre jüngere Konkurrentin umgebracht haben? Sie hat alles verloren, die Farm, das Land, die Pferde und den Mann. Und dann hat sie Fotos von der Frau herumliegen, die ihr das alles kaputt gemacht hat!“ Tamara zog die Autotür zu.
„Dann werden wir uns die Story mal von der anderen Seite erzählen lassen.“ Shane spürte, wie sein Jagdfieber langsam wieder erwachte.