Читать книгу Alles ist in mir - Manuela Müller - Страница 30
ОглавлениеNeustart der Dritte ~ alles fließt
Es kam der Tag, da kannte ich meinen Weg wieder. Ein paar Monate waren vergangen und ich spürte, dass mein Trennungsschmerz leichter wurde.
~ Ich wollte mich auf eigene Beine stellen und nicht mehr warten, dass mich irgendjemand rettet! ~
Ich hatte meinen Mut zurück und auch genügend Selbstvertrauen für einen Neubeginn. Ich spürte diese gigantische Kraft in mir, loszulegen und der Welt zu beweisen, dass ich es auch allein schaffe. (Ich wusste damals noch nichts von den tragenden Kräften der Geistigen Welt, die heute meine verlässlichen Begleiter sind.) Ihren Segen hatte ich damals schon, denn die Dinge kamen enorm gut ins Fließen. Ich erhielt zum richtigen Zeitpunkt die so wertvollen Informationen, hatte ein bisschen Glück und viel Überzeugungskraft in mir, den Menschen da draußen zu zeigen, dass ich für den neuen Job genau die Richtige war.
~ Ich hatte ihn, den neuen Job. Doch es war nicht einfach nur ein Job, es war wieder der Schritt in die Selbstständigkeit und damit die dritte Firma, die ich auf bauen durfte. Doch diesmal tat ich es ganz allein! ~
Der Nachteil war, dass wir wieder in die Fremde gehen mussten, doch die treibende Kraft in mir war so stark und ließ mich keine Sekunde daran zweifeln, es nicht zu tun. Meine fast dreijährige Tochter und ich machten uns auf den Weg nach Thüringen. Im Nachgang betrachtet hatten wir zwei ziemlich viele Schutzengel an unserer Seite und woher ich den Mut und die Stärke nahm, diesen Schritt allein zu gehen und das alles zu bewältigen, weiß ich bis heute nicht.
Ein starker Antreiber war die Verantwortung, für uns allein sorgen zu können und meiner Tochter eine gute Mama zu sein. Denn bei ihrem Papa war sie nur noch an jedem zweiten Wochenende.
Also packten wir alles zusammen und richteten uns in Thüringen ein. Unsere Familie und Freunde unterstützen uns dabei so gut es ging und alle wesentlichen Dinge fügten sich aneinander wie Puzzleteile. Unsere Wohnung war unweit der Firma, in der ich ab sofort meine berufliche Selbstständigkeit verwirklichen wollte, und der schöne kleine Kindergarten war auch ganz in der Nähe.
Über uns wohnte Bärbel, eine ganz wunderbare Seele von Mensch. Bärbel arbeitete in Lauras Kindergarten und sie wurde zu einer richtig guten Freundin. Gelegentlich war Laura bei ihr. Bei Bärbel waren immer Kinder im Haus. Ihre eigenen waren schon erwachsen, doch sie hatte immer Pflegekinder bei sich wohnen. Bärbel und ihr Mann hießen uns immer willkommen und ich sehe Gerd heute noch vor mir stehen mit Tränen in den Augen, als wir 2012 aus der Wohnung ausgezogen sind. Es waren gute Jahre im Dorf! Die ersten drei Jahre im Job waren sehr mühsam, Aufbauarbeit sozusagen. In meinem Schlafzimmer stand mein Schreibtisch, an dem ich abends noch Aufgaben erledigte, die ich tagsüber nicht geschafft hatte. Und manchmal schlief ich über den Aufgaben direkt ein. Ich war schon immer so aufgestellt, meine Aufgaben sofort abzuarbeiten und ich hasste es, irgendetwas liegenzulassen. Das kann für eine Unternehmerin sehr hilfreich, zugleich auch lähmend sein.
~ Heute kann ich Dinge, die nicht so wichtig sind, durchaus ohne schlechtes Gewissen aufschieben. Bei Sonnenschein wird kein Staub gesaugt und die Steuererklärung kann ich auch an Regentagen vorbereiten! Auch Unternehmer brauchen Pausen! ~
Sehr lange konnte mein Körper alles kompensieren, sodass ich den inneren Stress überhaupt nicht als störend empfand. Die positiven Gefühle meines Erfolges trieben mich regelrecht an und ich suchte die Herausforderung. Erfolgreich zu sein ist ein Mega-Gefühl!
Erfolg ist für unser EGO pures Endorphin. Sich einen Namen zu machen und Bestätigung von anderen zu bekommen auch.
~ Ich hatte Erfolg mit dem, was ich tat, und alles, was ich an Leistung in die Welt gab, zahlte sich aus. Die Firma schrieb alle Jahre schwarze Zahlen und ich war stolz darauf, ein mittelständisches Unternehmen so erfolgreich gemacht zu haben. ~
Ich stand auf großen Bühnen und durfte anderen Unternehmern zeigen, wie ein erfolgreicher Betrieb funktioniert, doch das Entscheidendste fehlte mir.
~ Mein inneres Glück wollte sich nicht einstellen. Solange ich arbeiten und was bewegen konnte, fühlte ich mich gebraucht und bestätigt, doch außerhalb dieser Bühne, wenn ich in eine andere Alltagsrolle schlüpfte, fühlte ich mich plötzlich leer und allein. ~
Alte Glaubenssätze und ein viel zu geringer Selbstwert ließen mich lange im Macher-Modus sein, denn im Tun konnte ich mich spüren.
Mit dem Erfolg konnte ich mir die ersehnte Bestätigung und Zugehörigkeit verdienen. Mein Körper funktionierte! Ich fühlte mich gut und vital in den ersten Jahren. Ich hatte ausreichend Ressourcen und mein Körper zehrte davon. Damals wusste ich viel zu wenig über die Auswirkungen von zu starkem Stress.
~ Manchmal braucht es erst eine Lebenskrise, um ein gesundes Bewusstsein für seinen Körper zu erschaffen. ~
Ich glaubte lange, dass ich mir aufgrund meiner Vorbildfunktion, die ich als Führungskraft hatte, keine Auszeiten leisten durfte. Ich wusste auch überhaupt nicht, wie das in der Praxis funktionieren sollte. Kranksein ging schon mal gar nicht! Rückblickend betrachtet schätzte ich die Situation völlig falsch ein.
Meine Gedanken wurden verstärkt durch den Glaubenssatz Ich muss stark sein! Und ich glaubte meinen destruktiven Gedanken! Ich betrieb Raubbau an meinem Körper, arbeitete zu viel und mein Erholungsurlaub reichte irgendwann nicht mehr aus, das körperliche und mentale Ungleichgewicht wieder in Balance zu bringen. Ich nahm mir keine Zeit für Erholung und Entspannung. Und wenn ich Zeit hatte, dann nutze ich sie eher dafür, neue Pläne zu schmieden oder mich mit irgendwelchen Dingen abzulenken, um mich nur nicht mit mir selbst beschäftigen zu müssen. Vielleicht hätte das bloß dazu geführt, einiges infrage zu stellen?!
~ Heute ist jede Minute, die ich mit mir allein verbringen darf, ein kostbares Geschenk. ~
Meine Rolle als Alleinerzieherin forderte mich sehr. Mein Kind sollte behütet aufwachsen und nichts entbehren müssen. Unglaublich viel unternahm ich, damit sie sich nie so fühlen musste, wie ich mich fühlte, allein! Ich wollte ihr den Papa, die Großeltern und den Onkel, die alle nicht in unserer Nähe waren, gleichzeitig ersetzen. Wir hatten zwar unsere Freunde, doch eine Familie um sich zu haben ist etwas ganz anderes.
~ Es tat so weh, mit anzusehen, dass alle anderen an den Wochenenden bei ihren Familien waren oder am Nachmittag einfach mal zusammen in den Tierpark oder ein Eis essen gingen. ~
Meine Tochter und ich verbrachten diese Zeiten oft mit uns allein, denn unsere Familienbesuche mussten gut geplant sein, damit wir auch ein paar Tage bleiben konnten. Und das war oft nur an Feiertagen oder verlängerten Wochenenden möglich. Einfach mal frei zu sein von alltäglichen Pflichten und wissen, dass die Oma das Kind aus dem Kindergarten oder der Schule abholt, blieb mir versagt. Ich fühlte mich fremdbestimmt von der Zeit.
~ Doch ich möchte keine Sekunde mit meiner Tochter missen und bin sehr dankbar dafür, dass ich so viel Zeit mit ihr verbringen und sie so intensiv beim Aufwachsen begleiten durfte. ~
Meine Tochter und ich waren ein eingespieltes Team. Wir wussten gut Bescheid voneinander und sie spürte auch, wenn mich etwas beschäftigte oder traurig sein ließ. Alles konnte ich nicht vor diesem wachen Geist verbergen, auch wenn ich mich noch so sehr anstrengte. Meine Fassade war nicht immer stark genug.
Mein Körper begann sich zu wehren und wurde krank. Meine Seele sehnte sich nach Aufmerksamkeit. Und die Jahre gingen dahin.
~ Stück für Stück begann meine Fassade zu bröckeln! ~