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15.Kontrollraum Cerro Paranal (Chile) – 21. September, 4:32 Uhr Ortszeit

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John Lee warf einen prüfenden Blick auf die Kontrollmonitore, die neben Spektralanalysen auch die verrauschte Aufnahme des untersuchten Exoplaneten-Systems zeigten. Dann rutschte er zufrieden in seinem Stuhl zurück und knackte mit den überstreckten Fingergelenken. „Sieht so aus, als hättest Du Deine erste Beobachtungseinheit erfolgreich beendet Richard. Glückwunsch!“

„Vielen Dank für Deine Hilfe, John. Ohne Dich hätte ich das bestimmt nicht hinbekommen.“ Auch Richard ließ sich tiefer in den Stuhl sinken und die Spannung der letzten Nächte fiel von ihm ab. Er hatte die ganze Nacht am Kontrollpult von Yepun verbracht. Es war die letzte von fünf Beobachtungsnächten, die in der ersten Messphase gebucht waren. John Lee unterstützte ihn als Astronom bei der Europäischen Südsternwarte bei den Messungen. Er stammte aus Kalifornien und war von schmäch-tiger Gestalt, sein Gesicht war schmal und übernächtigt. Das Fachwissen über optische Interferometrie hatte er sich durch seine Doktorarbeit am Jet Propulsion Laboratory und eine frühere Stelle am Keck-Inter­ferometer auf dem Mauna Kea erworben.

„Richard, die Reduktion Deiner heutigen Messungen wird sicher noch eine Stunde dauern. Ich werde inzwischen die nächste Remote-Service-Sequenz für eine Beobachtungsanforderung aus Paris konfigurieren. Wenn Du willst, kann ich Dir im Anschluss noch bei der Auswertung helfen.“ Nachdem er eine kleine Web-Kamera auf einem der Computer­monitore ausgerichtet und die Videokonferenz-Software gestartet hatte, lachte er unsicher und wandte sich wieder an Richard. „Außerdem interessiere ich mich für Dein Simulationsmodell. Ich wünschte, ich könnte auch so programmieren.“

Richard schmunzelte zufrieden und arbeitete weiter an seinem Programm zur Auswertung der Messdaten. Er hatte das Modell der Bildung eines Planetensystems aus den Überresten eines Gas- und Staubnebels, der zu einem jungen Stern kollabiert war, selbst entwickelt und programmiert. Auch nach mehr als einer Stunde war er noch immer in sein Programm vertieft, so dass er Paul Rodriguez, der im Kontrollraum aufgetaucht war, nicht bemerkte.

„Guten Morgen Richard. Ich habe schon gehört, dass wir auf Deine Auswertung gespannt sein dürfen.“

Richard zuckte zusammen. „Paul, Du musst Dich leider noch etwas gedulden. Ich berechne erst mal nur eine Näherungslösung. Die eigent­liche Auswertung kann ich erst am Großrechner machen.“

„Warum das, die Daten sind doch fertig. Kommt Dein kleiner Taschen­rechner damit etwa nicht klar?“, lachte er und blickte auf Richards Notebook.

„Paul, mein Modell berechnet mehrere Milliarden Perioden über eine Population von einigen hundert Anfangsbedingungen.“

„Ist ja gut. Ich wollte Dein Modell nicht anzweifeln. Außerdem musst Du ja zu Hause auch noch was zu tun haben.“ Rodriguez grinste.

„Vielleicht hast Du recht. Ich könnte versuchen, das Modell mit einer kleineren Population und weniger Perioden zu rechnen. Dann kann ich möglicherweise noch ein paar Anhaltspunkte für meine nächste Beobachtungssequenz sammeln.“

„Warum benutzt Du nicht meinen Account auf dem Pleiades Cluster. Zurzeit der schnellste Rechner auf dem Planeten.“ Paul Rodriguez zog einen zusammengefalteten Post-It aus der Brusttasche seines Hemdes.

„Du kannst Dich auf meinem Account einloggen und bekommst dann den Cluster automatisch gemappt. Mein Username ist PaulR.“ Dann klappte er den gelben Zettel so auf, dass nur Richard ihn lesen konnte.

Yepun_0223.

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