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Assoziationen zwischen Reizen und Reaktionsimpulsen
ОглавлениеEdward L. Thorndike (1898, 1913a, 1913b) kam aufgrund seiner Lernexperimente mit Katzen zu der Auffassung, dass die Grundlage des Lernens die Verknüpfung bzw. Verbindung (Assoziation) zwischen Sinneseindrücken oder Reizen (engl. Stimuli, S) und Handlungs- oder Reaktionsimpulsen (engl. Responses, R) sei – und nicht nur die assoziative Verbindung zwischen zwei Sinneseindrücken. Durch die Betonung der Handlungsimpulse, aber auch im Bemühen um objektive Verhaltensbeschreibungen wurden Thorndikes tierexperimentelle Lernstudien zu wichtigen Vorläufern des amerikanischen Behaviorismus ( Kap. 1.2).
Thorndike (1913b, S. 23) zufolge vollzieht sich das menschliche Lernen – genau wie das Lernen von Tieren – als eine Art »assoziativer Mechanismus«, der einigen wenigen Gesetzen folgt. Die drei wichtigsten Lerngesetze in Thorndikes ursprünglicher Theorie sind (1) das Gesetz der Bereitschaft (Law of Readiness), (2) das Gesetz der Übung (Law of Exercise) und (3) das Gesetz des Effekts (Law of Effect).
(1) Das Gesetz der Bereitschaft beschreibt die Bedingungen, unter denen Assoziationen zwischen Sinneseindrücken und Reaktions- bzw. Handlungsimpulsen zu Empfindungen von Lust oder Unlust führen. Thorndike nahm an, dass alle Sinneseindrücke unspezifische Erregungen der beteiligten Nervenzellen zur Folge hätten und dass solche Erregungen an andere, mehr oder weniger aufnahmebereite Neurone weitergeleitet würden. Ein Handlungsimpuls (und damit die Bereitschaft zum Handeln) komme durch die Erregung einer ganzen Kette weiterer Neurone zustande. Die Gesamtheit dieser Kette hat Thorndike als »assoziationsfähige Einheit« bezeichnet.
1. Wenn eine assoziationsfähige Einheit zum Vollzug der Assoziation bereit ist, ist die entsprechende Erregungsleitung befriedigend (lustvoll) und es geschieht nichts, um sie in ihrem Ablauf zu behindern.
2. Kann eine Verknüpfungsbereitschaft nicht realisiert werden, führt dies zu Unlustempfindung und ruft eine naturgegebene Reaktion hervor, um den unbefriedigenden Unlustzustand zu beseitigen.
3. Auch das Erzwingen einer assoziativen Verknüpfung ohne entsprechende Bereitschaft führt zu einer Unlustempfindung. (Thorndike, 1913a, S. 128)
Mit dem Gesetz der Bereitschaft wird den wichtigen motivationalen Randbedingungen der Assoziationsbildung zwischen den Sinneseindrücken und den Handlungsimpulsen Rechnung getragen.
(2) Die ursprüngliche Fassung des Gesetzes der Übung begründet die Beobachtung, dass sich die einmal gebildeten Assoziationen in ihrer »Stärke« immer wieder verändern können. Die Intensität, mit der ein bestimmter Sinneseindruck einen mit ihm verknüpften Handlungsimpuls hervorruft (und damit die Auftretenswahrscheinlichkeit der entsprechenden Handlung bestimmt), ist also durchaus modifizierbar. Das Gesetz der Übung besagt, dass Assoziationen durch wiederholten Gebrauch gestärkt, durch Nichtgebrauch bzw. Nicht-Fortführung der Übung jedoch geschwächt werden (Vergessen).
(3) Das Gesetz des Effekts gilt als wichtigster Baustein in Thorndikes Theorie. Es bezieht sich auf die Stärkung oder Schwächung von Assoziationen als Folge von Handlungskonsequenzen. Hat ein Sinneseindruck bei einer Person eine assoziationsfähige Einheit für einen Handlungsimpuls erregt, und zwar so stark, dass der Handlungsimpuls tatsächlich in eine Reaktion umgesetzt wurde, und erfährt die Person nun Konsequenzen ihrer Handlung, die sie als befriedigend oder lustvoll (Belohnung) empfindet, so bewirkt dies eine Stärkung der ausgebildeten Assoziation. Löst die nach einer Handlung erfahrene Konsequenz hingegen nicht zufriedenstellende Empfindungen aus, kommt es zu einer Abnahme der Stärke der Assoziation. In seiner ursprünglichen Fassung des Effekt-Gesetzes ging Thorndike noch von einer Wirkungsparallelität von lustvollen und aversiven Empfindungen aus. Später (Thorndike, 1932) hat er diese Annahme revidiert. Die Ergebnisse seiner vornehmlich tierexperimentellen Untersuchungen hatten gezeigt, dass unter sonst gleichen Randbedingungen lustvolle Empfindungen verhaltenswirksamer sind als aversive.