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Neues Verhalten durch operante Konditionierung
ОглавлениеDer Auffassung von Lernen als Verhaltensänderung wurde früh vorgeworfen, dass über operantes Konditionieren kein neues Verhalten erlernbar sei, da es ja mit seinen Prinzipien des Verstärkens und Bestrafens nur auf schon gezeigtes Verhalten reagieren könne. Allerdings können die operanten Lernprinzipien durchaus genutzt werden, um Neues zu erlernen. Dazu stehen zwei Techniken zur Verfügung (Rinck, 2016): das Shaping (Verhaltensformung), bei dem schrittweise Annäherungen an ein Zielverhalten verstärkt werden, und das Chaining (Verhaltensverkettung).
Shaping beginnt damit, alle Verhaltensweisen zu verstärken, die eine vage Ähnlichkeit mit dem gewünschten Zielverhalten haben. Sobald diese häufiger gezeigt werden, wird die Regel strenger: Jetzt werden nur noch Verhaltensweisen verstärkt, die eine große Ähnlichkeit mit dem Zielverhalten haben. Von Schritt zu Schritt werden die Ähnlichkeitsanforderungen für das zu verstärkende Verhalten immer größer, bis nur noch das gewünschte Verhalten selbst verstärkt wird. Diese schrittweise Annäherung an das gewünschte Verhalten bezeichnet man als »sukzessive Approximation«. Beispiele der in der Tierdressur häufig genutzten Shaping-Prozeduren finden sich bei Rinck (2016).
Das Chaining macht sich den Umstand zunutze, dass viele zu erlernende Verhaltensweisen komplexerer Natur sind und sich aus einer Sequenz von Einzelhandlungen zusammensetzen. Unter Nutzung von Verstärkerplänen werden die Einzelhandlungen nach und nach aufgebaut und in zunehmendem Maße in ihrer Verkettung verstärkt. Dabei hat sich vor allem eine Backward-Variante des Chaining als erfolgversprechend erwiesen, bei der man mit der letzten Einzelhandlung der zu erlernenden Sequenz beginnt und nach und nach die vorangehenden Handlungsschritte aufbaut.