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Verhaltensänderung durch Beobachtung (Lernen am Modell)
ОглавлениеSkinners operante Lerntheorie hat von Anfang an kritische Diskussionen ausgelöst. Zu den einflussreichsten Kritikern gehörte Albert Bandura, der bereits Anfang der 1960er Jahre einen sogenannten sozio-behavioristischen Ansatz entwickelte, um die eingeschränkte Nützlichkeit des radikalen Behaviorismus mit seiner Beschränkung auf Lernen in »Ein-Personen-Situationen« zu überwinden (Bandura & Walters, 1963). Als zentrales zusätzliches Lernprinzip führte Bandura das Konzept des Modell-Lernens (Lernen durch Beobachtung) ein. Mit dem Nachweis, dass sich neuartige Verhaltensmuster in sozialen Kontexten (wie z. B. Verhaltensregeln bei Tisch) leicht durch das Imitieren des Verhaltens von Modellpersonen (z. B. der Tischmanieren der Eltern oder Geschwister) erklären lassen, zeigte er auf, dass Lernen nicht nur über Verstärkungskontingenzen erfolgt (Stellen Sie sich etwa das Erlernen des Autofahrens nach den Prinzipien der operanten Konditionierung vor!). Sehr bekannt wurden Banduras Experimente zum Imitieren aggressiver Verhaltensweisen. In diesen Experimenten hat sich gezeigt, dass auch stellvertretende Verstärkungen (Vicarious Reinforcement) ausgesprochen lernwirksam sein können. Wenn ein Beobachter wahrnimmt, dass ein Anderer (ein Modell) für ein bestimmtes Verhalten verstärkt wird, dann ahmt er diese Verhaltensweisen mit großer Wahrscheinlichkeit nach, ohne selbst dafür verstärkt worden zu sein. Stellvertretende Verstärkung (analog gilt das auch für die stellvertretende Bestrafung) kann bisweilen sogar zu stärkeren und nachhaltigeren Effekten führen als eine direkte Verstärkung (wenn man sich z. B. darüber freut, einen anderen Menschen glücklich gemacht zu haben).