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Ernährung als Lebensstil und „mit Haltung“

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Das gesteigerte Interesse an Ernährung und gesundheitlichen Zusammenhängen führt bei einem Teil der Bevölkerung zu einem bewussteren Umgang und auch einer Experimentierlust mit der eigenen Ernährung. Eine wachsende Zahl an Menschen wählt zeitweise oder langfristig eine alternative Ernährungsform mit unterschiedlichen Konzepten und Begründungen: In Deutschland wird ihre Zahl auf 11 bis 15 Millionen geschätzt, also immerhin 13 bis 18 Prozent der Bevölkerung. Neben Vollwert-Ernährung, Trennkost, Paleo-, makrobiotischer oder ayurvedischer Ernährung macht den größten Anteil die vegetarische und vegane Ernährung aus.63 Oft sind diese Ernährungsformen zugleich mit einem umfassenderen Lebensstil verbunden, bei dem sich bestimmte Gesundheitsrituale anschließen oder beispielsweise auch bei der Kleidung auf tierische Bestandteile verzichtet wird.

Gemüse, Obst, Milchprodukte und Fleisch aus der Region, ökologisch hergestellte Produkte aus artgerechter Tierhaltung und entsprechende Gütesiegel: Für immer mehr Menschen ist ihre Ernährung nicht nur eine Frage von Gesundheit und Geschmack, sondern drückt auch eine Haltung aus. Der Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher mit „umwelt- und sozialethischer Konsumhaltung“ ist zwischen 2007 und 2015 um rund ein Viertel gestiegen.64 Beim Einkauf berücksichtigen sie die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt, soziale Bedingungen und die Tierhaltung.

Zum einen steigt die Nachfrage nach entsprechenden Nahrungsmitteln, bei deren Produktion Schadstoffe oder Gentechnik, Artensterben oder Treibhausgasemissionen vermieden werden. 2001 wurde in Deutschland das staatliche Biosiegel eingeführt – 2019 setzte der deutsche Handel schon fast 12 Milliarden Euro mit Bio-Lebensmitteln um.65 Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt, mittlerweile sind Bio-Produkte in den Discountern angekommen.

Zum anderen verzeichnen Lebensmittel aus „fairem Handel“ ein konstantes Wachstum: 2019 wurden in Deutschland Produkte mit dem Fairtrade-Siegel im Wert von rund 2 Milliarden Euro konsumiert, ein Viertel mehr als im Vorjahr.66 Konsumentinnen und Konsumenten wenden sich damit gegen Missstände bei den Produktionsbedingungen – sei es in ausländischen Textilfirmen oder auch in hiesigen Schlachtbetrieben.

Schließlich haben Phänomene wie BSE, Dioxin in Eiern oder Hormone in der Tiermast Verbraucherinnen und Verbraucher für die Auswirkungen der Massentierhaltung sensibilisiert. Zunehmend werden Fragen der Tierhaltung diskutiert – vom Töten männlicher Legehennenküken über die betäubungslose Ferkelkastration bis zu Tiertransporten quer durch Europa.

Das eigene Maß

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