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KONSUM

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Während ein Haushalt in Deutschland noch vor hundert Jahren durchschnittlich 180 Gegenstände besaß, sind es heute durch industrielle Fertigung und Billigproduktion rund 10 000.74 Früher wurde der Konsum beschränkt durch ein begrenztes Sortiment, höhere Preise und feste Ladenöffnungszeiten – heute ermöglichen uns nicht nur Einkaufspassagen und Discounter, sondern auch Online-Shops, rund um die Uhr noch mehr zu konsumieren. Auf allen medialen Kanälen werden wir mit Werbebotschaften konfrontiert, oft personalisiert zugeschnitten auf unseren vermeintlichen Bedarf.

Beim „Shoppen“ schüttet das Gehirn Dopamin aus und belohnt Lust- oder Frustkäufe, ähnlich wie beim Konsum von Alkohol oder Drogen. Immerhin 39 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer neigen zu unkontrolliertem Kaufen, so Franz Eidenbenz, Psychologe am Zentrum für Spielsucht und andere Verhaltenssüchte Radix in Zürich.75 Oft hält die Freude am „Kaufrausch“ allerdings nur kurz an. Zum einen beantwortet der Konsum selten nachhaltig reale Bedürfnisse, wie den Wunsch, die Stimmung langfristig zu heben oder sich etwas Gutes zu tun. Zum anderen kann auch das Überangebot an Waren Stress auslösen. Wurden Gegenstände früher mehrfach repariert, müssen wir heute lernen, uns nicht in der Flut von Billigartikeln zu verlieren, deren Reparatur nicht möglich ist oder sich nicht lohnt. Dafür erklären wiederum Regale voller Ratgeber, wie wir mit Minimalismus oder bestimmten Aufräumtechniken der Überfülle Herr bzw. Herrin werden.

Ob beim Konsum, beim Energieverbrauch, in Klimafragen, beim Reisen oder bei der Tierhaltung – in allen möglichen Lebensbereichen stellen Menschen fest, dass sich ohne eine Beschränkung auf ein gesundes Maß negative Konsequenzen und Schäden nicht vermeiden lassen. Immer stärker bestimmen Themen wie Nachhaltigkeit, faire Produktionsbedingungen und die Energiewende daher persönliche Kaufentscheidungen.

Das eigene Maß

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