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Fasten

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Angesichts des Überangebots in unserer Wohlstandsgesellschaft kann der Wunsch nach Reduktion oder sogar Abstinenz entstehen. Vom zeitweiligen Verzicht auf feste Nahrung erhoffen sich Fastende eine seelische oder körperliche Reinigung, eine Lebensstilveränderung oder eine Gewichtsabnahme.

Nicht nur in religiös geprägten Fastenzeiten streichen sie dafür phasenweise Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol von ihrem Speiseplan, üben digitale Enthaltsamkeit oder entrümpeln ihr Zuhause. Statt immer mehr zu konsumieren, entledigen sie sich zumindest zeitweise bestimmter Genussmittel. Sie wünschen sich dadurch eine Art Entgiftung – so werden unter dem Label „Detox“ wiederum alle möglichen Produkte beworben.

Im Unterschied zum klassischen Heilfasten – bei dem für einen Zeitraum von einigen Tagen oder Wochen auf feste Nahrung verzichtet wird –, wird seit einiger Zeit außerdem das so genannte Intervallfasten propagiert, bei dem nur einige Stunden oder einzelne Tage gefastet wird. Längere Pausen zwischen den Mahlzeiten können dem Körper guttun und ein besseres Gefühl für Hunger und Sättigung vermitteln. Ein bereits gestörtes Essverhalten kann durch radikales Fasten allerdings – ähnlich wie bei einer Diät – ins Gegenteil umschlagen oder unkontrollierte Heißhungerattacken auslösen. Daher stellt sich beim Fasten immer die Frage nach der Motivation: Es kann als Zeit der geistigen und körperlichen Selbstbesinnung dienen – unter Umständen aber auch dafür, Abnehmwünsche zu erfüllen, Tendenzen zu einer Essstörung zu verschleiern und diese damit im schlimmsten Fall noch verstärken.

Das eigene Maß

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