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abschießen

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WortartVerb
VerwendungszweckIntervalle, Tempodauerläufe
Sozialverträglichkeitmittel
Missverständnissehoffentlich nie
Verwendungshäufigkeithäufiger als einem lieb ist
LäufertypusSchnellstarter, Masochist
GesprächspartnerTrainingspartner, Trainer, (Jäger)
Beliebtheits-Skala5

Dieser Begriff, aus dem Jägerlatein entliehen, hat nichts mit einer Sommervariante des Biathlons zu tun, bei der man mit einem Gewehr durch die Gegend läuft und auf wehrlose schwarze Scheiben zielt, die bei erfolgreichem Abschluss durch eine weiße Klappe bedeckt werden. Genauso wenig wird hiermit eine martialische Trainingsmethode betitelt, bei der ein übereifriger Trainer, mit einem Gewehr bewaffnet, hinter einem Läufer her ist.

Während der Jäger Tiere abschießt, zielt der Läufer auf sich selbst. Man könnte also von einem absichtlichen Suizid sprechen, der allerdings nur selten tödlich für den Betroffenen endet. Meist endet das läuferische Abschießen damit, dass man sich mit seinen Armen und Händen auf den Oberschenkeln abstützt und mit nach vorne geneigtem Oberkörper wie ein Maikäfer pumpt. Abschießen bedeutet nämlich im läuferischen Sinne einfach, dass man sich gerade bis an das absolute Limit oder darüber hinaus belastet hat. Wenn sich ein Läufer abgeschossen hat, dann hat er oder sie sich bis zum Äußersten verausgabt.

Allerdings ist die Verwendung dieses Begriffes nicht für den Wettkampf zulässig, denn hier versteht es sich von selbst, dass man bis an seine Leistungsgrenze geht. Man darf diesen Ausdruck nur für das Training verwenden. Denn im Normalfall sollte man das Training so intensiv gestalten, dass man in den nächsten Tagen seine gewohnte Trainingsroutine fortsetzen bzw. das begonnene Training beenden kann. Wenn man sich im Training abschießt, muss man entweder das geplante Training abbrechen oder muss in den nächsten Tagen dafür büßen, indem man gezwungen wird Umfang oder Intensität zu reduzieren.

Besonders leicht kann man sich abschießen, indem man zu schnell in einen Dauerlauf oder in ein Intervalltraining startet. Dann hat man sich schon zu Beginn des Trainings überfordert und muss mit den Konsequenzen leben. Man kann sich aber auch durchaus am Ende eines Intervalltrainings abschießen, wenn man z.B. das letzte 1.000m-Intervall zehn Sekunden schneller als geplant läuft.

Man darf den Begriff des Abschießens nur dann verwenden, wenn die Erholungszeit nach einem Training länger als gewöhnlich dauert. Wenn man im Normalfall zwei Tage benötigt, um sich von einem anstrengenden Tempodauerlauf zu erholen, dann hat man sich nicht abgeschossen. Braucht der Körper allerdings drei oder vier Tage, dann hat man sich, aller Wahrscheinlichkeit nach, zu intensiv belastet.

Es gibt Läuferinnen und Läufer, die sich regelmäßig im Training abschießen, diese können sich über die Maße motivieren und im Training bis an ihre Grenzen und darüber hinausgehen. Viele andere Athleten hingegen können das nur im Wettkampf, denn hier können sie mental und körperlich über sich hinauswachsen. Für einen sinnvollen Leistungsaufbau sollte man sich im Training so wenig wie möglich abschießen. Einzige Ausnahme können gezielte Trainingseinheiten in der Gruppe sein, um einen außergewöhnlichen Reiz vor einem wichtigen Wettkampf zu setzen. Doch dieser gezielte Abschuss muss mit äußerster Vorsicht gesetzt werden. Denn wie so oft im Leben kann dieser Schuss auch nach hinten losgehen.

Wenn sich Läufer übers Abschießen unterhalten

Läufer: „Gestern habe ich mich beim Tempodauerlauf abgeschossen.“

Übersetzung: „Gestern bin ich viel zu schnell in meinen Tempodauerlauf gestartet. Deshalb war dieser Lauf viel härter als geplant und ich habe auf den letzten Kilometern mein Tempo deutlich reduzieren müssen.“

Läufer: „Heute werde ich mich bei den Intervallen voll abschießen.“

Übersetzung: „Heute werde ich bei den Intervallen alles geben. Ich werde versuchen, mit den anderen bis zum Schluss mitzuhalten, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass es mir äußerst schwer fallen wird. Ich bin aber bereit, bis an mein Limit oder darüber hinaus zu gehen.“


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