Читать книгу DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN - Markus Dubach - Страница 66
Kündigung und Krankschreibung
ОглавлениеEs ist unglaublich: Das ganze Jahr über habe ich gutes Feedback erhalten, niemand hat etwas zu beanstanden gehabt. Vor einem Jahr habe ich eine schlechte Personalbeurteilung akzeptiert, um den Konflikt beizulegen. Ich musste über den eigenen Schatten springen. Ich habe eine zweite Probezeit akzeptiert. Ich erhielt auch da ausnahmslos gutes Feedback. Castem ist im Gegensatz zu G-SOA in produktivem Einsatz, was auch mit meiner Entscheidung zu tun hatte, die beiden Projekte zu entflechten. Und jetzt sind wir wieder gleich weit. Ich habe von alldem Mobbing genug und kündige noch am gleichen Tag in einer emotionalen Aufwallung meinen Job per E-Mail. [39] Danach gehe ich nach Hause und bleibe dort für den Rest der Woche. Abteilungsleiter Hinkebein fragt den Personaldienst, ob die Kündigung rechtskräftig sei. [40] Sie ist es nicht und so erhalte ich umgehend eingeschriebene Post vom HR [41] mit der Bitte, meine Kündigung zu unterschreiben.
Das tue ich allerdings nicht, sondern kehre am kommenden Montag an den Arbeitsplatz zurück. Ich will die Arbeit wieder aufnehmen. Kotz sieht mich, wird kreidebleich und beginnt zu stammeln: »Ah, du kommst wieder, ähm, ich dachte, du kommst gar nicht mehr.« Da hat er sich allerdings getäuscht. Ich gebe nicht so schnell auf. Nach Einschalten des PCs stelle ich allerdings fest, dass mein Account gesperrt ist. Ich gehe ins Büro von Kotz und frage, was das soll. »Du hast gekündigt und bist per sofort freigestellt. Bitte verlasse umgehend den Arbeitsplatz und geh nach Hause.« Ich rege mich auf und werde laut: »Das ist eine unglaubliche Frechheit! Meine Kündigung ist nicht gültig, weil ich sie nicht unterschrieben habe.« Das findet wiederum Kotz eine Gemeinheit. Die Situation schaukelt sich hoch und gipfelt schließlich in einer Bemerkung von mir über den vor einigen Tagen in Texas stattgefundenen Amoklauf: [42] »Also ich kann langsam verstehen, wenn Leute durchdrehen und um sich schießen, wie kürzlich ein Psychiater in Texas.« Ich erwähne diese Bemerkung, weil das BIT und Dr. Fasel später versuchen werden, mir wegen dieser Aussage einen Strick zu drehen, indem sie behaupten, ich hätte einen fürchterlichen Amoklauf angekündigt.
Für mich ist die Situation unerträglich geworden. Das andauernde Mobbing hat mich mürbe gemacht. Ich rufe deshalb das Kriseninterventionszentrum (KIZ) der UPD Waldau an, wo man mich anfänglich abzuwimmeln versucht. Schließlich gelingt es mir doch noch, einen Termin zu vereinbaren. Ich gehe am Nachmittag vorbei und bleibe gleich für die nächsten zwei Tage dort. Ich erzähle der diensthabenden Ärztin vom Konflikt, der mich hergeführt hat. »Das ist eine ganz hässliche Geschichte, die Sie mir da erzählen«, kommentiert sie meine Ausführungen.
Der Oberarzt, welcher am nächsten Tag zur Arztvisite kommt, rät mir, eine neue Stelle zu suchen. Gute Leute könnten die Stelle wechseln, schlechte Mitarbeiter müssten so etwas ertragen, weil sie keine Wahl hätten. »Sie sind doch ein guter Mitarbeiter«, versucht er, mir Mut zum Handeln zu machen. Ich bin mit seinem Vorschlag nicht einverstanden. Warum soll ich jetzt schon wieder die Verantwortung übernehmen? Ich bin schon vor einem Jahr über meinen Schatten gesprungen, um den Konflikt beizulegen. Kotz hat seither nie etwas zu beanstanden gehabt. Also, warum wieder ich? Eine Stelle zu suchen ist mit Aufwand verbunden und wer sagt mir, dass es am neuen Ort besser sein wird? »Es ist ein Managementprinzip, dass der Rangniedere die Verantwortung übernehmen muss«, entgegnet er mir. Wie bitte!? So etwas fühlt sich für mich wie eine Ohrfeige an. Nein, ich finde es nicht richtig, dass ich für das Führungsversagen der Vorgesetzten die Verantwortung übernehmen muss. Diese Leute verdienen mehr und haben größere Entscheidungskompetenzen. Sie sollen deshalb auch die größere Verantwortung tragen und diese nicht an die Mitarbeiter delegieren. Wir beenden daraufhin das Gespräch.
Nach dem Austritt aus dem KIZ übernimmt Dr. Fasel, welchen ich schon im vergangenen Jahr aufgesucht habe, die ambulante Nachbetreuung. Ich bleibe vorerst für zwei Wochen und dann auf Drängen des Personalchefs (!) bis Ende Jahr krankgeschrieben. [43] [44] Das zweite Zeugnis stellt der Arzt nur widerwillig aus: »Sie sind nicht krank«, gibt er zu bedenken. Diese Bemerkung ist sehr wichtig, wird mir doch der gleiche Psychiater zu einem späteren Zeitpunkt in den Rücken fallen, indem er mich als persönlichkeitsgestört bezeichnet und zwischen meiner angeblich gestörten Persönlichkeit und dem Konflikt am Arbeitsplatz einen ursächlichen Zusammenhang herstellt.