Читать книгу DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN - Markus Dubach - Страница 80
5. April 2011: Die Situation eskaliert
ОглавлениеHeute ist auch der Vorgesetzte anwesend. Und der Kollege, der gestern unangenehm aufgefallen ist, versucht, gegenüber diesem ein gutes Bild abzugeben. Er setzt sich im Gegensatz zu gestern voll und ganz für die Lösung anstehender Probleme ein.
Mit einem dieser Probleme habe ich zu kämpfen. Weil der zuständige Entwickler krankheitsbedingt ausgefallen ist, komme ich nicht weiter. Ich finde keine brauchbare Dokumentation und habe keinen kompetenten Ansprechpartner. Daher unterlaufen mir Fehler. Das bleibt dem Kollegen natürlich nicht verborgen. Er nutzt die Gelegenheit, sich gegenüber dem Chef zu profilieren, indem er meine unvermeidlichen Wissenslücken ausnutzt, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Allerdings kommt er alleine auch nicht weiter und so entschließt er sich, den kranken Kollegen in Wien anzurufen. Erst nach Stunden und mit intensiver telefonischer Unterstützung gelingt es, das Problem zu lösen. Trotzdem tut er so, als hätte er das Problem alleine gelöst, und fragt den Chef: »Bist du zufrieden mit mir?« – »Ja, sehr«, antwortet dieser.
Ich arbeite mittlerweile an anderen Aufgaben weiter. Um 19 Uhr möchte ich schließlich nach Hause gehen, obwohl noch nicht alle Tasks erledigt sind. »Du willst schon nach Hause?«, fragt der Kollege und kommt zu meinem Arbeitsplatz. »Du bist ja noch gar nicht fertig«, zischt er mich an. »Nein, du kannst noch nicht nach Hause gehen, erst müssen die Tasks für heute erledigt werden … Warum hast du so lange für die paar Aufgaben gebraucht? Du arbeitest viel zu kompliziert!« Und dann schreiend: »Ich gehe jetzt aufs Klo und wenn ich zurückkomme, ist die Aufgabe erledigt!«
So geht das noch zwei Stunden weiter. Um 21 Uhr packe ich meine Sachen zusammen und verlasse das Büro, ohne mich zu verabschieden. Für mich ist bereits jetzt klar, dass ich nicht hierbleiben werde. Ich muss mir so etwas nicht gefallen lassen.