Читать книгу DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN - Markus Dubach - Страница 79
4. April 2011: Unangenehmer Kollege
ОглавлениеIch treffe wie gewöhnlich um 9:15 Uhr im Büro ein. Ich bin der einzige Anwesende. Ein Manager der Nestlé schaut herein und nimmt wohlwollend zur Kenntnis, dass wenigstens ein Mitarbeiter anwesend ist. Arbeiten kann ich allerdings nicht, weil ich gar nicht weiß, was zu tun ist und niemand da ist, der mir Aufträge erteilen könnte. Also beschäftige ich mich etwas intensiver mit der Software, die ich warten muss.
Als um elf Uhr immer noch niemand da ist, rufe ich den Chef an und frage, ob heute noch jemand kommen wird und was ich tun soll. Er meint, ich solle warten, ein Kollege aus Wien sei unterwegs und treffe gegen zwölf Uhr ein.
Dieser kommt mir am Mittag auf dem Weg in die Kantine entgegen. Anstatt gleich mit mir in die Kantine zu gehen, muss ich ihn zurückbegleiten, damit er einstempeln und die Mittagszeit dem Kunden verrechnen kann. Ich nehme das mit Staunen zur Kenntnis.
Am Nachmittag erklärt er mir die anstehenden Aufgaben, die von mir zu erledigen sind. Er selber macht allerdings nicht viel. Er erfreut sich an verschiedenen Spielen, die er auf seinem Notebook installiert hat. Später will er wissen, was ich am Vormittag und letzten Freitag zu Hause gemacht habe. Er fragt mit vorwurfsvollem Unterton: »Was hast du eigentlich heute Vormittag gemacht? Und letzten Freitag, was hast du zu Hause gemacht?« Er ist nicht mein Vorgesetzter und so gesehen geht ihn das nichts an. Aber der Umgangston, der in dieser Firma herrscht, fällt mir schon hier unangenehm auf. Ich frage mich, was das eigentlich für eine Firma ist. Außen- und Innenbild passen überhaupt nicht zusammen. Die Firma präsentiert sich gegen außen als eine internationale Top-Consultingfirma, die angeblich die besten Köpfe unter ihrem Dach vereint. Nach innen sieht das Bild allerdings ziemlich armselig aus. Nicht dass die Leute schlecht ausgebildet wären, aber menschlich und führungsmäßig sieht es erbärmlich aus. Ich spüre schon jetzt, dass wir wohl nicht zusammenbleiben werden.