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Kündigung in der Probezeit

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Es zeichnet sich ab, dass es vermutlich nicht zu einer langfristigen Zusammenarbeit kommt. Ich fühle mich hier nicht wohl, der Umgangston ist respektlos und das Team grenzt mich aus. Es ist praktisch kein Teamgeist vorhanden. Wir gehen nie zusammen in die Kaffeepause, überhaupt wird nicht gerne gesehen, wenn jemand eine Pause macht. Gleichzeitig wird auf Managementebene dem Narzissmus gefrönt. Ein brüllender und einschüchternder CIO, ein Vorgesetzter, welcher Besprechungen dazu nutzt, um sich wie aus dem Ei gepellt ins rechte Licht zu rücken und Signale, die darauf hindeuten, dass man mich hier nicht will, lassen die Freude an der Arbeit schrumpfen.

Bisher war das Mobbing versteckt, jetzt erfolgen die Angriffe gezielt und hemmungslos: Meine Vorgesetzte brüllt mich wegen Nichtigkeiten an, der nächsthöhere Vorgesetzte wirft dem Team vor, wir seien zu teuer, unser Lohn müsse mit zunehmendem Alter abnehmen, schließlich lasse die Leistung ja auch nach, wenn wir älter werden. Er lässt sich zu der an mich gerichteten Bemerkung hinreißen, dass man sehen könne, was jemand kann, wenn man genau hinschaut. Ich will überprüfen, ob man die Absicht verfolgt, mich zu entlassen, und teste die Vorgesetzte, indem ich ihr sage, dass meine in den Kalender eingetragenen Ferien über das Ende der Probezeit hinausgehen. Ich beobachte dann, wie sich ihre Körperhaltung verkrampft und sie ausweichend dazu Stellung nimmt. Von da an ist für mich klar, dass man mich hier nicht will.

Und so kommt, was kommen musste: Die Vorgesetzte lädt mich zu einer Besprechung ein. Nachdem wir im Sitzungszimmer Platz genommen haben, fängt sie an, um den heißen Brei herumzureden. Ihr sei dies und das aufgefallen und ich hätte Konzentrationsprobleme, die angeblich auf zu vielen Aktivitäten in der Freizeit zurückzuführen seien. »Du machst zuviel Sport, so viel Bewegung ist schlecht für die Konzentration. Du solltest dich weniger bewegen!« Was soll man dazu sagen? Ich bin sprachlos. »Du solltest auch weniger lesen, deine Weiterbildung ist nachteilig für die Arbeit.« Ich kriege den Mund nicht mehr zu. Außerdem passe ihr nicht, dass ich kreativ sei. »Wir wollen keine kreativen Mitarbeiter.« Ich schüttle den Kopf. Es folgen noch ein paar merkwürdige Vorwürfe. Das Gespräch endet, weil der Besprechungsraum anderweitig benötigt wird.

Ich packe meine Sachen zusammen, schalte den PC aus und gehe heim. Zu Hause kündige ich mein Arbeitsverhältnis per Mail unter Berücksichtigung der für die Probezeit geltenden Frist von sieben Tagen. Kurz danach erhalte ich einen Anruf vom HR mit einer Einladung zu einer Besprechung. Der Personalvermittler ruft auch noch an. »Hätten Sie mich vor der Kündigung nicht anrufen können?« Ich erkläre ihm, dass ich in einem bizarr anmutenden Gespräch mit der Vorgesetzten niedergemacht worden sei, wie ich das noch nie erlebt habe. Das Gleiche sage ich auch dem HR in der Besprechung, die ein paar Tage danach stattfindet. Seitens des HR bietet man mir als Schadensbegrenzung an, trotz der kurzen Anstellungsdauer ein Arbeitszeugnis auszustellen.

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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