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Mitarbeitergespräch

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Die Hoffnung, dass ich eine gute Mitarbeiterbeurteilung erhalte, schwindet zunehmend. Ich gehe mit einem mulmigen Gefühl zum Mitarbeitergespräch, welches am 4. November 2009 stattfindet. Schließlich tritt ein, was ich befürchtet habe: Außer dem 360-Grad-Feedback, das von den Leuten aus dem Projekt stammt, ist die Beurteilung durchweg schlecht. Kotz bewertet die Erreichung der Leistungs- und Verhaltensziele als lediglich genügend (2), nur für das 360-Grad-Feedback erhalte ich eine gute Bewertung (3). Auf den ersten Blick mag das nicht schlimm sein, in Anbetracht der Vorgeschichte und der Notenverteilung innerhalb der Bundesverwaltung ist die Bewertung allerdings eine Katastrophe. Auf Basis der Personalbeurteilung des Jahres 2012, [37] die als Referenz dienen kann, haben lediglich 94 von 31.110 Bundesangestellten die schlechteste Bewertungsstufe 1 erhalten. Das entspricht nur 0,2 % der Mitarbeitenden. Die euphemistisch als weitgehend erreicht umschriebene Bewertungsstufe 2 erhielten immerhin 1‘785 Mitarbeitende, was 5,7 % der Belegschaft entspricht. Das Gros der Bewertungen fiel in die Stufe 3 (Ziele voll erreicht). Hier sind sage und schreibe 25‘312 (!) Bundesangestellte (81,5 %) eingereiht und selbst in der besten Stufe 4 (Ziele deutlich übertroffen) sind mehr als doppelt so viele Mitarbeiter zu finden, wie in der Stufe 2, nämlich 3‘912 (12,6 %).

Man mag es kaum glauben, aber Kotz hat mir überall, wo er die Bewertungen in eigener Kompetenz vergeben konnte, eine 2 gegeben, [38] das Minimum ohne personalrechtliche Konsequenzen. Die Begründungen sind hanebüchen. Konkret unterstellt er mir, dass der Projektverlauf für die Datenmigration schleppend gewesen sei. Ich sei zu schnell mit einer Lösung zufrieden, ich würde zu wenig vorausschauend planen und die Zusammenarbeit könne verbessert werden. Auf Rückfrage kann er die Kritikpunkte nicht konkretisieren. Sie bleiben allgemein und damit für mich wertlos. In diesem Stil verläuft der größte Teil des Gesprächs. »Zweck des Mitarbeitergesprächs ist es, den Mitarbeiter zu tadeln und nicht Streicheleinheiten auszuteilen«, reagiert er auf meine Feststellung, dass er an allem herumnörgle. Wütend stehe ich auf und verlasse das Büro. »Der Bund muss sparen. Melde dich bei dem Personaldienst«, ruft er mir zynisch nach.

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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