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Meilensteingespräch – neuer Vorgesetzter

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Am 7. Mai findet das Meilensteingespräch mit dem ursprünglichen Vorgesetzten Kackebart statt. Auch hier erhalte ich bestes Feedback. Er habe mich als initiativen und proaktiven Informatiker kennengelernt. »Es ist alles tipptopp.« Diese Aussage ist deshalb so wichtig, weil man mir in wenigen Monaten genau das Gegenteil vorwerfen wird. Ich sage Kackebart, dass mir die Arbeit an sich Spaß mache und ich Befriedigung darin finde. Allerdings deute ich auch an, dass meine Funktionsstufe nicht den effektiven Aufgaben entspreche und ich eigentlich zum Architekten bzw. Projektleiter befördert werden müsste.

Anfang Juli tritt ein neuer Vorgesetzter die Stelle an, für die ich mich auf Wunsch verschiedener Mitarbeiter hätte bewerben sollen. Er war vorher im Projekt G-SOA als externer Projektleiter beschäftigt. Da mittlerweile die Stimmung im Projekt auf einem Tiefpunkt angelangt ist, wird die Kommunikation gehässiger. Der Projektleiter seitens BFS kommt gar nicht mehr zu Sitzungen, der Konflikt mit der für die Verbuchung der Aufwände verantwortlichen Sekretärin eskaliert. In einer emotionalen Aufwallung lasse ich mich zu einer Eskalations-Mail an Mitglieder der Geschäftsleitung hinreißen. Ich beschwere mich darin über die allgemeine chaotische Situation und im speziellen über die schlechte Zusammenarbeit mit der Sekretärin.

Die Mail kommt beim neuen Vorgesetzten, Adolf Kotz (Name geändert), gar nicht gut an. Er zitiert mich ins Büro und fordert mich auf, das Versenden solcher Mails zu unterlassen. »Ich musste mir irgendwie Gehör verschaffen«, entgegne ich. »Das ist okay, aber nicht so. Bitte wende dich an mich«. Ich nehme das zur Kenntnis, entgegne aber, dass auf meine Bitte, das Projekt personell aufzustocken, nicht eingegangen werde. Zudem habe er ja gerade erst die Stelle angetreten und wir konnten bisher noch gar kein persönliches Gespräch führen. »Dafür ist jetzt Gelegenheit.« Er fordert mich auf, mich an den Dienstweg zu halten. »Ich bin dein Chef. Ich bin höherwertiger als du. Also maile nicht an die Geschäftsleitung, sondern an mich!« Was ist das bloß für ein Mensch? Was soll das heißen – höherwertiger als du? Ich habe ein ungutes Gefühl und befürchte, dass ich mit diesem Mann nicht klarkommen werde. Er eröffnet mir, dass wir die Zusammenarbeit neu regeln müssten und dass er dafür eine Zielvereinbarung, ergänzend zu der bereits bestehenden, formulieren werde. Ich nehme das zur Kenntnis und beginne zu ahnen, dass diese dem einzigen Zweck dienen wird, meine Entlassung vorzubereiten. Beim Bund ist es nämlich nicht so einfach möglich, einem Mitarbeiter zu kündigen. Die Entlassungsgründe sind im Bundespersonalgesetz [11] genau geregelt und müssen entsprechend belegt werden.

Das drohende Ungemach verursacht erhebliche somatische Beschwerden. Ich kann kaum mehr schlafen. Soll ich jetzt für das weit über meine Zuständigkeit hinausgehende Engagement abgestraft werden? Muss ich die Verantwortung für die Führungsschwäche in den oberen Etagen übernehmen? Soll ausgerechnet derjenige bestraft werden, welcher sich ins Zeug legt, um eine unhaltbare Situation zu beheben? Es sieht ganz danach aus.

Wegen Schlafstörungen suche ich einen mir bekannten Psychiater, Dr. Fasel (Name geändert) auf, der mich für zwei Wochen krankschreibt. [12]

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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