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Kritik

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Ich war 30 Jahre alt, als ich psychisch endlich stabil war. Eine lange Zeit. Ich bin mir sicher, hätte ich die Wahrheit über meine familiäre Herkunft gewusst, so wäre vieles einfacher gewesen und ich hätte besser gegensteuern können.

Wenn ich Kritik am Heim übe, dann deswegen, weil man mich über die schwere Belastung meiner Familie mit Schizophrenie nicht früher aufgeklärt hat. Spätestens mit Eintritt in die Volljährigkeit und Aufhebung der Vormundschaft hätte man mir alles sagen müssen. Aber ich vermute, dass selbst die Verantwortlichen das ganze Ausmaß nicht kannten. Das ist schon am Motiv für die Kindswegnahme ersichtlich. Ich bin meiner Mutter weggenommen worden, weil sie unverheiratet war, und nicht wegen ihrer Erkrankung, die sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch gar nicht zeigte.

Die Selbstfindung war für mich ein schwieriger und steiniger Weg. Hätte man mir ein paar Dinge gesagt, so hätte mir das enorm geholfen und ich hätte mich nicht mühsam über Versuch und Irrtum an mich selbst herantasten müssen. Dies gilt umso mehr, als ich eine schwere Hypothek mit mir herumtrug, von der ich nichts wusste.

Kehren wir zum Anfang des Kapitels zurück. Als ich meine Mutter kennenlernte, hatte ich das Gefühl, in eine andere, mir fremde Welt einzutauchen. Nachdem ich nun gedanklich durch meine Kindheit gereist bin, habe ich die Sensitivität als den roten Faden entdeckt, der mich über die ganze Zeit mit meiner Mutter verband. Dass mein Leben nicht so tragisch verlief, wie bei meinen Brüdern, verdanke ich dem anderen Weg, den ich gegangen bin. Es war höchste Zeit, meine Mutter kennenzulernen, denn ich begriff danach sofort die vielen Probleme, die ich bis zu meinem 30. Lebensjahr hatte, aber es macht mich auch stolz darauf, dass ich das den Problemen zugrunde liegende Potenzial letztlich produktiv umzusetzen vermochte.

Dass mein Rückblick in die Kindheit insgesamt positiv ausfällt, hängt sicherlich damit zusammen, dass ich in ein Heim kam, in dem jemand die Mutterrolle übernahm und nicht nur einen Job ausführte, dass ich die gesamte Kindheit in diesem Heim verbrachte und dass mir das stützende Umfeld des Heims letztlich ermöglichte, meine sensitive Veranlagung positiv zu nutzen.


Abb. 1: Ich mit Schwester Heidi Huber (Mammeli), Sommer 1968


Abb. 2: Ich mit Schwester Heidi Bächler (Mueti), Weihnachten 1968


Abb. 3: Haus Kirchbühl, Konolfingen (Aufnahmedatum ca. 1953)

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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